Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Erster Abschnitt.
war, und auf der Reise nicht weiter gebraucht werden
konnte.

Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den
wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen
sehr hoch angeschwollen, und es war unmöglich, an der
gewöhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer-
muys-Drift
) mit dem Wagen durchzufahren. Wir
mußten uns also mit der Fähre nach Piter Jubers Hofe
übersetzen lassen. Der Bewohner dieses Hofes muß die
Fähre beständig im Stande erhalten, auch das Ueber-
setzen besorgen. Dafür bekommt er jährlich eine ansehn-
liche Summe Geldes, nämlich acht Gulden von jedem
jenseits liegenden Hofe, und außerdem noch besondre
Bezahlung von allen andern, die überfahren. Auch
nehmen die sämmtlichen hier herum liegenden Bauerhöfe
an der Unterhaltung der Fähre Theil, sie mögen groß
oder klein, arm oder reich seyn, die Fähre oft, oder sel-
ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen
einige Bauern sie niemahls, sondern reisen mir ihren
Waaren des Sommers alsdann, wenn das Wasser in
diesem Flusse niedrig steht, und sie mit dem Wagen
leicht durch die Furth kommen können, zur Stadt.

Von hier ging unser Cours zu Johannes Liebenberg.
Jetzt bekamen wir Weinberge und Gärten mit Citronen-
und Apfelsinbäumen zu sehen. Der Weg ist hier völlig
dicht und hart, und besteht aus röthlichen Steinbergen.
Das Feld ist ziemlich grasreich.

Ferner ritten wir nach Christian Liebenbergs Hofe,
nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Dassen-Klip)
Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, über den beschwerli-
chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am
Abend naß und erschrocken ankamen. Naß waren wir
vom Regen, der während der ganzen Passage über den

Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
war, und auf der Reiſe nicht weiter gebraucht werden
konnte.

Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den
wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen
ſehr hoch angeſchwollen, und es war unmoͤglich, an der
gewoͤhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer-
muys-Drift
) mit dem Wagen durchzufahren. Wir
mußten uns alſo mit der Faͤhre nach Piter Jubers Hofe
uͤberſetzen laſſen. Der Bewohner dieſes Hofes muß die
Faͤhre beſtaͤndig im Stande erhalten, auch das Ueber-
ſetzen beſorgen. Dafuͤr bekommt er jaͤhrlich eine anſehn-
liche Summe Geldes, naͤmlich acht Gulden von jedem
jenſeits liegenden Hofe, und außerdem noch beſondre
Bezahlung von allen andern, die uͤberfahren. Auch
nehmen die ſaͤmmtlichen hier herum liegenden Bauerhoͤfe
an der Unterhaltung der Faͤhre Theil, ſie moͤgen groß
oder klein, arm oder reich ſeyn, die Faͤhre oft, oder ſel-
ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen
einige Bauern ſie niemahls, ſondern reiſen mir ihren
Waaren des Sommers alsdann, wenn das Waſſer in
dieſem Fluſſe niedrig ſteht, und ſie mit dem Wagen
leicht durch die Furth kommen koͤnnen, zur Stadt.

Von hier ging unſer Cours zu Johannes Liebenberg.
Jetzt bekamen wir Weinberge und Gaͤrten mit Citronen-
und Apfelſinbaͤumen zu ſehen. Der Weg iſt hier voͤllig
dicht und hart, und beſteht aus roͤthlichen Steinbergen.
Das Feld iſt ziemlich grasreich.

Ferner ritten wir nach Chriſtian Liebenbergs Hofe,
nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Daſſen-Klip)
Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, uͤber den beſchwerli-
chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am
Abend naß und erſchrocken ankamen. Naß waren wir
vom Regen, der waͤhrend der ganzen Paſſage uͤber den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0352" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Er&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
war, und auf der Rei&#x017F;e nicht weiter gebraucht werden<lb/>
konnte.</p><lb/>
          <p>Der <placeName>große Bergfluß</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Groote Berg-Rivier</placeName></hi>), den<lb/>
wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen<lb/>
&#x017F;ehr hoch ange&#x017F;chwollen, und es war unmo&#x0364;glich, an der<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Stelle bey der <placeName>Fledermaustrifft</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Vleer-<lb/>
muys-Drift</placeName></hi>) mit dem Wagen durchzufahren. Wir<lb/>
mußten uns al&#x017F;o mit der Fa&#x0364;hre nach <persName>Piter Jubers</persName> Hofe<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en. Der Bewohner die&#x017F;es Hofes muß die<lb/>
Fa&#x0364;hre be&#x017F;ta&#x0364;ndig im Stande erhalten, auch das Ueber-<lb/>
&#x017F;etzen be&#x017F;orgen. Dafu&#x0364;r bekommt er ja&#x0364;hrlich eine an&#x017F;ehn-<lb/>
liche Summe Geldes, na&#x0364;mlich acht Gulden von jedem<lb/>
jen&#x017F;eits liegenden Hofe, und außerdem noch be&#x017F;ondre<lb/>
Bezahlung von allen andern, die u&#x0364;berfahren. Auch<lb/>
nehmen die &#x017F;a&#x0364;mmtlichen hier herum liegenden Bauerho&#x0364;fe<lb/>
an der Unterhaltung der Fa&#x0364;hre Theil, &#x017F;ie mo&#x0364;gen groß<lb/>
oder klein, arm oder reich &#x017F;eyn, die Fa&#x0364;hre oft, oder &#x017F;el-<lb/>
ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen<lb/>
einige Bauern &#x017F;ie niemahls, &#x017F;ondern rei&#x017F;en mir ihren<lb/>
Waaren des Sommers alsdann, wenn das Wa&#x017F;&#x017F;er in<lb/>
die&#x017F;em Flu&#x017F;&#x017F;e niedrig &#x017F;teht, und &#x017F;ie mit dem Wagen<lb/>
leicht durch die Furth kommen ko&#x0364;nnen, zur Stadt.</p><lb/>
          <p>Von hier ging un&#x017F;er Cours zu <persName>Johannes Liebenberg</persName>.<lb/>
Jetzt bekamen wir Weinberge und Ga&#x0364;rten mit Citronen-<lb/>
und Apfel&#x017F;inba&#x0364;umen zu &#x017F;ehen. Der Weg i&#x017F;t hier vo&#x0364;llig<lb/>
dicht und hart, und be&#x017F;teht aus ro&#x0364;thlichen Steinbergen.<lb/>
Das Feld i&#x017F;t ziemlich grasreich.</p><lb/>
          <p>Ferner ritten wir nach <persName>Chri&#x017F;tian Liebenbergs</persName> Hofe,<lb/>
nach <persName>Gerd Kemps</persName> Hofe am <placeName>Dachsberge</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Da&#x017F;&#x017F;en-Klip</placeName></hi>)<lb/><persName>Friedrich Liebenbergs</persName> Hof vorbey, u&#x0364;ber den be&#x017F;chwerli-<lb/>
chen <placeName>Kartousberg</placeName> zu <persName>Wilhelm Burger</persName>, wo wir am<lb/>
Abend naß und er&#x017F;chrocken ankamen. Naß waren wir<lb/>
vom Regen, der wa&#x0364;hrend der ganzen Pa&#x017F;&#x017F;age u&#x0364;ber den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0352] Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. war, und auf der Reiſe nicht weiter gebraucht werden konnte. Der große Bergfluß (Groote Berg-Rivier), den wir nunmehr erreicht hatten, war von dem vielen Regen ſehr hoch angeſchwollen, und es war unmoͤglich, an der gewoͤhnlichen Stelle bey der Fledermaustrifft (Vleer- muys-Drift) mit dem Wagen durchzufahren. Wir mußten uns alſo mit der Faͤhre nach Piter Jubers Hofe uͤberſetzen laſſen. Der Bewohner dieſes Hofes muß die Faͤhre beſtaͤndig im Stande erhalten, auch das Ueber- ſetzen beſorgen. Dafuͤr bekommt er jaͤhrlich eine anſehn- liche Summe Geldes, naͤmlich acht Gulden von jedem jenſeits liegenden Hofe, und außerdem noch beſondre Bezahlung von allen andern, die uͤberfahren. Auch nehmen die ſaͤmmtlichen hier herum liegenden Bauerhoͤfe an der Unterhaltung der Faͤhre Theil, ſie moͤgen groß oder klein, arm oder reich ſeyn, die Faͤhre oft, oder ſel- ten, oder gar nicht gebrauchen. In der That benutzen einige Bauern ſie niemahls, ſondern reiſen mir ihren Waaren des Sommers alsdann, wenn das Waſſer in dieſem Fluſſe niedrig ſteht, und ſie mit dem Wagen leicht durch die Furth kommen koͤnnen, zur Stadt. Von hier ging unſer Cours zu Johannes Liebenberg. Jetzt bekamen wir Weinberge und Gaͤrten mit Citronen- und Apfelſinbaͤumen zu ſehen. Der Weg iſt hier voͤllig dicht und hart, und beſteht aus roͤthlichen Steinbergen. Das Feld iſt ziemlich grasreich. Ferner ritten wir nach Chriſtian Liebenbergs Hofe, nach Gerd Kemps Hofe am Dachsberge (Daſſen-Klip) Friedrich Liebenbergs Hof vorbey, uͤber den beſchwerli- chen Kartousberg zu Wilhelm Burger, wo wir am Abend naß und erſchrocken ankamen. Naß waren wir vom Regen, der waͤhrend der ganzen Paſſage uͤber den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/352
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/352>, abgerufen am 22.11.2024.