Weiter kamen wir zum Hofe der Compagnie im grünen Thale (Groene Kloof), nachdem wir den Dachsberg (Dassen-Berg), den Bürgerposten (Bur- ger-Post), den Kuhberg (Koe-Berg), und den Grünthalsberg (Groene-Kloofs-Berg) vorbeygereiset waren. Auf dem Bürgerposten, wie auch auf dem Kuhberge liegt eine Kanone bey einer errichteten hohen Flaggstange. Beyde dienen dazu, bey entstehender Ge- fahr den Einwohnern auf dieser Seite des Cap ein Zei- chen zu geben und sie aufzubiethen.
Das Land ist hier mit Dünen und tiefem Sande angefüllt, wodurch die Wege sehr beschwerlich geworden sind. -- Die Häuser bauet man, in Ermangelung des Holzes, von ungebrannten, aber doch in der Luft ein wenig getrockneten Lehmsteinen. -- Unter dem Vieh herrschte jetzt die Harnkrankheit. Man heilte sie mit einem Strohhalme, den man in die Harnröhre steckte, und womit man den Gries vom Harze der Eu- phorbie (Euphorbia), der sich da wie ein Kalk gesetzt hatte, los machte: eine Operation, die anfangs doch blutig war. Man versicherte mich, daß wenn dieser Harnzwang nicht geheilt würde, die Blase, nicht von der Schärfe, sondern von der Menge und dem Andrange des Harns, springen müsse.
Nach einem Aufenthalte von einigen Tagen bega- ben wir uns nach dem Gänsekraale (Ganse-Kraal) und von da an den Meeresstrand.
An den Klippen fängt man hier das Meerohr, eine Art Schnecken: man kocht und isset sie wie Muscheln. -- In den Sandfluren halten sich sowohl der mit einem Blässen bezeichnete, als der weiße Sandmaulwurf (Marmota Capenfis und Africana) auf. Sie sollen in den Gärten viel Schaden anrichten. Man fängt sie
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Weiter kamen wir zum Hofe der Compagnie im gruͤnen Thale (Groene Kloof), nachdem wir den Dachsberg (Daſſen-Berg), den Buͤrgerpoſten (Bur- ger-Poſt), den Kuhberg (Koe-Berg), und den Gruͤnthalsberg (Groene-Kloofs-Berg) vorbeygereiſet waren. Auf dem Buͤrgerpoſten, wie auch auf dem Kuhberge liegt eine Kanone bey einer errichteten hohen Flaggſtange. Beyde dienen dazu, bey entſtehender Ge- fahr den Einwohnern auf dieſer Seite des Cap ein Zei- chen zu geben und ſie aufzubiethen.
Das Land iſt hier mit Duͤnen und tiefem Sande angefuͤllt, wodurch die Wege ſehr beſchwerlich geworden ſind. — Die Haͤuſer bauet man, in Ermangelung des Holzes, von ungebrannten, aber doch in der Luft ein wenig getrockneten Lehmſteinen. — Unter dem Vieh herrſchte jetzt die Harnkrankheit. Man heilte ſie mit einem Strohhalme, den man in die Harnroͤhre ſteckte, und womit man den Gries vom Harze der Eu- phorbie (Euphorbia), der ſich da wie ein Kalk geſetzt hatte, los machte: eine Operation, die anfangs doch blutig war. Man verſicherte mich, daß wenn dieſer Harnzwang nicht geheilt wuͤrde, die Blaſe, nicht von der Schaͤrfe, ſondern von der Menge und dem Andrange des Harns, ſpringen muͤſſe.
Nach einem Aufenthalte von einigen Tagen bega- ben wir uns nach dem Gaͤnſekraale (Ganſe-Kraal) und von da an den Meeresſtrand.
An den Klippen faͤngt man hier das Meerohr, eine Art Schnecken: man kocht und iſſet ſie wie Muſcheln. — In den Sandfluren halten ſich ſowohl der mit einem Blaͤſſen bezeichnete, als der weiße Sandmaulwurf (Marmota Capenfis und Africana) auf. Sie ſollen in den Gaͤrten viel Schaden anrichten. Man faͤngt ſie
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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Weiter kamen wir zum Hofe der Compagnie im
gruͤnen Thale (Groene Kloof), nachdem wir den
Dachsberg (Daſſen-Berg), den Buͤrgerpoſten (Bur-
ger-Poſt), den Kuhberg (Koe-Berg), und den
Gruͤnthalsberg (Groene-Kloofs-Berg) vorbeygereiſet
waren. Auf dem Buͤrgerpoſten, wie auch auf dem
Kuhberge liegt eine Kanone bey einer errichteten hohen
Flaggſtange. Beyde dienen dazu, bey entſtehender Ge-
fahr den Einwohnern auf dieſer Seite des Cap ein Zei-
chen zu geben und ſie aufzubiethen.
Das Land iſt hier mit Duͤnen und tiefem Sande
angefuͤllt, wodurch die Wege ſehr beſchwerlich geworden
ſind. — Die Haͤuſer bauet man, in Ermangelung
des Holzes, von ungebrannten, aber doch in der Luft
ein wenig getrockneten Lehmſteinen. — Unter dem
Vieh herrſchte jetzt die Harnkrankheit. Man heilte ſie
mit einem Strohhalme, den man in die Harnroͤhre
ſteckte, und womit man den Gries vom Harze der Eu-
phorbie (Euphorbia), der ſich da wie ein Kalk geſetzt
hatte, los machte: eine Operation, die anfangs doch
blutig war. Man verſicherte mich, daß wenn dieſer
Harnzwang nicht geheilt wuͤrde, die Blaſe, nicht von
der Schaͤrfe, ſondern von der Menge und dem Andrange
des Harns, ſpringen muͤſſe.
Nach einem Aufenthalte von einigen Tagen bega-
ben wir uns nach dem Gaͤnſekraale (Ganſe-Kraal)
und von da an den Meeresſtrand.
An den Klippen faͤngt man hier das Meerohr, eine
Art Schnecken: man kocht und iſſet ſie wie Muſcheln. —
In den Sandfluren halten ſich ſowohl der mit einem
Blaͤſſen bezeichnete, als der weiße Sandmaulwurf
(Marmota Capenfis und Africana) auf. Sie ſollen
in den Gaͤrten viel Schaden anrichten. Man faͤngt ſie
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/342>, abgerufen am 23.11.2024.
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