Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
eine lederne Mütze, und schmücken sich mit eisernen oder
kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnüren glä-
serner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin-
gen um die Beine. Die Hütten, worin sie wohnen,
sind niedrig und klein, und rund, ungefähr wie ein
Heuhaufe. Sie sitzen allezeit kauernd, (hockend oder
in der Huke), sind geschmeidig und leicht, aber fast
alle sehr faul. Hausgeräth haben sie fast gar nicht,
und was sie haben, ist höchst elend. Schildkröten-
schalen sind ihre Trinkschalen. Das Wasser bewah-
ren sie in Därmen, und die Milch in Körben und
Schläuchen von Bockshaut auf. Ihre Bedürfnisse
sind zwar sehr geringe; aber doch ist ihre Armuth
überall sichtbar.

Es ist etwas sehr seltenes, bey einem Hottentotten
irgend einen beschädigten Theil des Körpers zu sehen,
und noch seltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit
lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil sie nicht nur
sehr sparsam und mäßig leben, sondern auch alle Spei-
sen ohne Salz und ohne Gewürz essen, so sind sie ge-
wöhnlich sehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un-
päßlichkeiten ausgesetzt. Bisweilen grassiren wohl Rheu-
matismen und Fieber unter ihnen; diese sind aber nur
Folgen der Veränderung der Witterung, beynahe der
einzigen Ursache, woraus Krankheiten bey ihnen entste-
hen. Und doch sind jene Krankheiten bey den in ihrer
Freyheit lebenden Hottentotten viel seltener, als bey
denen, welche sich bey den Holländischen Kolonisten in
Dienst begeben haben.

Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch
an, daß, wenn sie an irgend einer Stelle des Körpers
eine Wunde bekommen, und dieselbe geheilt wird, die

Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.
eine lederne Muͤtze, und ſchmuͤcken ſich mit eiſernen oder
kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnuͤren glaͤ-
ſerner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin-
gen um die Beine. Die Huͤtten, worin ſie wohnen,
ſind niedrig und klein, und rund, ungefaͤhr wie ein
Heuhaufe. Sie ſitzen allezeit kauernd, (hockend oder
in der Huke), ſind geſchmeidig und leicht, aber faſt
alle ſehr faul. Hausgeraͤth haben ſie faſt gar nicht,
und was ſie haben, iſt hoͤchſt elend. Schildkroͤten-
ſchalen ſind ihre Trinkſchalen. Das Waſſer bewah-
ren ſie in Daͤrmen, und die Milch in Koͤrben und
Schlaͤuchen von Bockshaut auf. Ihre Beduͤrfniſſe
ſind zwar ſehr geringe; aber doch iſt ihre Armuth
uͤberall ſichtbar.

Es iſt etwas ſehr ſeltenes, bey einem Hottentotten
irgend einen beſchaͤdigten Theil des Koͤrpers zu ſehen,
und noch ſeltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit
lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil ſie nicht nur
ſehr ſparſam und maͤßig leben, ſondern auch alle Spei-
ſen ohne Salz und ohne Gewuͤrz eſſen, ſo ſind ſie ge-
woͤhnlich ſehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un-
paͤßlichkeiten ausgeſetzt. Bisweilen graſſiren wohl Rheu-
matiſmen und Fieber unter ihnen; dieſe ſind aber nur
Folgen der Veraͤnderung der Witterung, beynahe der
einzigen Urſache, woraus Krankheiten bey ihnen entſte-
hen. Und doch ſind jene Krankheiten bey den in ihrer
Freyheit lebenden Hottentotten viel ſeltener, als bey
denen, welche ſich bey den Hollaͤndiſchen Koloniſten in
Dienſt begeben haben.

Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch
an, daß, wenn ſie an irgend einer Stelle des Koͤrpers
eine Wunde bekommen, und dieſelbe geheilt wird, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0305" n="277"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten.</hi></fw><lb/>
eine lederne Mu&#x0364;tze, und &#x017F;chmu&#x0364;cken &#x017F;ich mit ei&#x017F;ernen oder<lb/>
kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnu&#x0364;ren gla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;erner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin-<lb/>
gen um die Beine. Die Hu&#x0364;tten, worin &#x017F;ie wohnen,<lb/>
&#x017F;ind niedrig und klein, und rund, ungefa&#x0364;hr wie ein<lb/>
Heuhaufe. Sie &#x017F;itzen allezeit kauernd, (hockend oder<lb/>
in der Huke), &#x017F;ind ge&#x017F;chmeidig und leicht, aber fa&#x017F;t<lb/>
alle &#x017F;ehr faul. Hausgera&#x0364;th haben &#x017F;ie fa&#x017F;t gar nicht,<lb/>
und was &#x017F;ie haben, i&#x017F;t ho&#x0364;ch&#x017F;t elend. Schildkro&#x0364;ten-<lb/>
&#x017F;chalen &#x017F;ind ihre Trink&#x017F;chalen. Das Wa&#x017F;&#x017F;er bewah-<lb/>
ren &#x017F;ie in Da&#x0364;rmen, und die Milch in Ko&#x0364;rben und<lb/>
Schla&#x0364;uchen von Bockshaut auf. Ihre Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind zwar &#x017F;ehr geringe; aber doch i&#x017F;t ihre Armuth<lb/>
u&#x0364;berall &#x017F;ichtbar.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t etwas &#x017F;ehr &#x017F;eltenes, bey einem Hottentotten<lb/>
irgend einen be&#x017F;cha&#x0364;digten Theil des Ko&#x0364;rpers zu &#x017F;ehen,<lb/>
und noch &#x017F;eltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit<lb/>
lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil &#x017F;ie nicht nur<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;par&#x017F;am und ma&#x0364;ßig leben, &#x017F;ondern auch alle Spei-<lb/>
&#x017F;en ohne Salz und ohne Gewu&#x0364;rz e&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich &#x017F;ehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un-<lb/>
pa&#x0364;ßlichkeiten ausge&#x017F;etzt. Bisweilen gra&#x017F;&#x017F;iren wohl Rheu-<lb/>
mati&#x017F;men und Fieber unter ihnen; die&#x017F;e &#x017F;ind aber nur<lb/>
Folgen der Vera&#x0364;nderung der Witterung, beynahe der<lb/>
einzigen Ur&#x017F;ache, woraus Krankheiten bey ihnen ent&#x017F;te-<lb/>
hen. Und doch &#x017F;ind jene Krankheiten bey den in ihrer<lb/>
Freyheit lebenden Hottentotten viel &#x017F;eltener, als bey<lb/>
denen, welche &#x017F;ich bey den Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Koloni&#x017F;ten in<lb/>
Dien&#x017F;t begeben haben.</p><lb/>
          <p>Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch<lb/>
an, daß, wenn &#x017F;ie an irgend einer Stelle des Ko&#x0364;rpers<lb/>
eine Wunde bekommen, und die&#x017F;elbe geheilt wird, die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0305] Noch einige Nachrichten v. den Hottentotten. eine lederne Muͤtze, und ſchmuͤcken ſich mit eiſernen oder kupfernen Ringen um die Arme, mit Schnuͤren glaͤ- ſerner Korallen um den Leib, und mit ledernen Rin- gen um die Beine. Die Huͤtten, worin ſie wohnen, ſind niedrig und klein, und rund, ungefaͤhr wie ein Heuhaufe. Sie ſitzen allezeit kauernd, (hockend oder in der Huke), ſind geſchmeidig und leicht, aber faſt alle ſehr faul. Hausgeraͤth haben ſie faſt gar nicht, und was ſie haben, iſt hoͤchſt elend. Schildkroͤten- ſchalen ſind ihre Trinkſchalen. Das Waſſer bewah- ren ſie in Daͤrmen, und die Milch in Koͤrben und Schlaͤuchen von Bockshaut auf. Ihre Beduͤrfniſſe ſind zwar ſehr geringe; aber doch iſt ihre Armuth uͤberall ſichtbar. Es iſt etwas ſehr ſeltenes, bey einem Hottentotten irgend einen beſchaͤdigten Theil des Koͤrpers zu ſehen, und noch ſeltner trifft man gebrechliche, oder Leute mit lahmen Gliedern unter ihnen an. Weil ſie nicht nur ſehr ſparſam und maͤßig leben, ſondern auch alle Spei- ſen ohne Salz und ohne Gewuͤrz eſſen, ſo ſind ſie ge- woͤhnlich ſehr wenig Krankheiten, Gebrechen oder Un- paͤßlichkeiten ausgeſetzt. Bisweilen graſſiren wohl Rheu- matiſmen und Fieber unter ihnen; dieſe ſind aber nur Folgen der Veraͤnderung der Witterung, beynahe der einzigen Urſache, woraus Krankheiten bey ihnen entſte- hen. Und doch ſind jene Krankheiten bey den in ihrer Freyheit lebenden Hottentotten viel ſeltener, als bey denen, welche ſich bey den Hollaͤndiſchen Koloniſten in Dienſt begeben haben. Von den Negern merke ich hier gelegentlich noch an, daß, wenn ſie an irgend einer Stelle des Koͤrpers eine Wunde bekommen, und dieſelbe geheilt wird, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/305
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/305>, abgerufen am 27.11.2024.