Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierte Abtheilung. Sechster Abschnitt.
Kette fest gebunden sind. Ihre Geschwindigkeit und Ge-
lenkigkeit, zu klettern, zu springen und zu entgehen,
übertrifft alle Vorstellung. Wenn sie auch gleich ange-
bunden sind, ist es dennoch unmöglich, in einem Abstan-
de von einigen Klaftern sie mit einem Steine zu treffen.
Entweder fangen sie den Stein wie einen Ball mit den
Vorderfüßen, oder pariren mit einer Behendigkeit und
Geschwindigkeit, die sich nicht beschreiben läßt, aus. Au-
ßerdem daß die Paviane vom Tafelberge häufig herab-
kommen, und die Gärten plündern, leben sie auch von
den fleischigen Zwiebeln verschiedner Gewächse, die sie
aufgraben, schälen und fressen. Man sieht manchmahl
ganze Haufen solcher Schalen, besonders bey den Stei-
nen, wo sie sich lange aufgehalten haben. Hauptsäch-
lich ist es die gespaltene Siegwurz (Gladiolus plicatus),
die sie auf diese Art zu ihrer Nahrung gebrauchen, daher
auch dies Gewächs selbst hier den Nahmen Pavian be-
kommen hat. Die Wurzeln werden auch von den Ko-
lonisten selbst bisweilen gekocht und gegessen.

Des Stachelschweins (Hystrix), hier Eisenferkel
(Yzer-Vaerken) genannt, glaube ich bereits erwähnt
zu haben. Seine gewöhnliche Nahrung ist die Wurzel
des Aethiopischen Schlangenkrauts (Calla Aethiopica).
Es nimmt aber auch mit Kohl und anderm Küchenge-
wächs für lieb, und richtet daher manchmahl in den Gär-
ten großen Schaden an.

Von drey Arten kleiner Thiere, welche hier den
allgemeinen Nahmen Maulwurf (Mol) führen, lei-
den die Gewächse in den Gärten sowohl in als vor der
Stadt auch viel. Die eine Art heißt der weiße Maul-
wurf (Witte Mol) und ist das Afrikanische Murmel-
thier (Marmota Africana). Es hat die Größe einer
kleinen Katze, aber einen kurzen Schwanz. Seine

Vierte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
Kette feſt gebunden ſind. Ihre Geſchwindigkeit und Ge-
lenkigkeit, zu klettern, zu ſpringen und zu entgehen,
uͤbertrifft alle Vorſtellung. Wenn ſie auch gleich ange-
bunden ſind, iſt es dennoch unmoͤglich, in einem Abſtan-
de von einigen Klaftern ſie mit einem Steine zu treffen.
Entweder fangen ſie den Stein wie einen Ball mit den
Vorderfuͤßen, oder pariren mit einer Behendigkeit und
Geſchwindigkeit, die ſich nicht beſchreiben laͤßt, aus. Au-
ßerdem daß die Paviane vom Tafelberge haͤufig herab-
kommen, und die Gaͤrten pluͤndern, leben ſie auch von
den fleiſchigen Zwiebeln verſchiedner Gewaͤchſe, die ſie
aufgraben, ſchaͤlen und freſſen. Man ſieht manchmahl
ganze Haufen ſolcher Schalen, beſonders bey den Stei-
nen, wo ſie ſich lange aufgehalten haben. Hauptſaͤch-
lich iſt es die geſpaltene Siegwurz (Gladiolus plicatus),
die ſie auf dieſe Art zu ihrer Nahrung gebrauchen, daher
auch dies Gewaͤchs ſelbſt hier den Nahmen Pavian be-
kommen hat. Die Wurzeln werden auch von den Ko-
loniſten ſelbſt bisweilen gekocht und gegeſſen.

Des Stachelſchweins (Hyſtrix), hier Eiſenferkel
(Yzer-Vaerken) genannt, glaube ich bereits erwaͤhnt
zu haben. Seine gewoͤhnliche Nahrung iſt die Wurzel
des Aethiopiſchen Schlangenkrauts (Calla Aethiopica).
Es nimmt aber auch mit Kohl und anderm Kuͤchenge-
waͤchs fuͤr lieb, und richtet daher manchmahl in den Gaͤr-
ten großen Schaden an.

Von drey Arten kleiner Thiere, welche hier den
allgemeinen Nahmen Maulwurf (Mol) fuͤhren, lei-
den die Gewaͤchſe in den Gaͤrten ſowohl in als vor der
Stadt auch viel. Die eine Art heißt der weiße Maul-
wurf (Witte Mol) und iſt das Afrikaniſche Murmel-
thier (Marmota Africana). Es hat die Groͤße einer
kleinen Katze, aber einen kurzen Schwanz. Seine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0292" n="264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierte Abtheilung. Sechster Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
Kette fe&#x017F;t gebunden &#x017F;ind. Ihre Ge&#x017F;chwindigkeit und Ge-<lb/>
lenkigkeit, zu klettern, zu &#x017F;pringen und zu entgehen,<lb/>
u&#x0364;bertrifft alle Vor&#x017F;tellung. Wenn &#x017F;ie auch gleich ange-<lb/>
bunden &#x017F;ind, i&#x017F;t es dennoch unmo&#x0364;glich, in einem Ab&#x017F;tan-<lb/>
de von einigen Klaftern &#x017F;ie mit einem Steine zu treffen.<lb/>
Entweder fangen &#x017F;ie den Stein wie einen Ball mit den<lb/>
Vorderfu&#x0364;ßen, oder pariren mit einer Behendigkeit und<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit, die &#x017F;ich nicht be&#x017F;chreiben la&#x0364;ßt, aus. Au-<lb/>
ßerdem daß die Paviane vom <placeName>Tafelberge</placeName> ha&#x0364;ufig herab-<lb/>
kommen, und die Ga&#x0364;rten plu&#x0364;ndern, leben &#x017F;ie auch von<lb/>
den flei&#x017F;chigen Zwiebeln ver&#x017F;chiedner Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, die &#x017F;ie<lb/>
aufgraben, &#x017F;cha&#x0364;len und fre&#x017F;&#x017F;en. Man &#x017F;ieht manchmahl<lb/>
ganze Haufen &#x017F;olcher Schalen, be&#x017F;onders bey den Stei-<lb/>
nen, wo &#x017F;ie &#x017F;ich lange aufgehalten haben. Haupt&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
lich i&#x017F;t es die ge&#x017F;paltene Siegwurz (<hi rendition="#aq">Gladiolus plicatus</hi>),<lb/>
die &#x017F;ie auf die&#x017F;e Art zu ihrer Nahrung gebrauchen, daher<lb/>
auch dies Gewa&#x0364;chs &#x017F;elb&#x017F;t hier den Nahmen Pavian be-<lb/>
kommen hat. Die Wurzeln werden auch von den Ko-<lb/>
loni&#x017F;ten &#x017F;elb&#x017F;t bisweilen gekocht und gege&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Des Stachel&#x017F;chweins (<hi rendition="#aq">Hy&#x017F;trix</hi>), hier Ei&#x017F;enferkel<lb/>
(<hi rendition="#aq">Yzer-Vaerken</hi>) genannt, glaube ich bereits erwa&#x0364;hnt<lb/>
zu haben. Seine gewo&#x0364;hnliche Nahrung i&#x017F;t die Wurzel<lb/>
des Aethiopi&#x017F;chen Schlangenkrauts (<hi rendition="#aq">Calla Aethiopica</hi>).<lb/>
Es nimmt aber auch mit Kohl und anderm Ku&#x0364;chenge-<lb/>
wa&#x0364;chs fu&#x0364;r lieb, und richtet daher manchmahl in den Ga&#x0364;r-<lb/>
ten großen Schaden an.</p><lb/>
          <p>Von drey Arten kleiner Thiere, welche hier den<lb/>
allgemeinen Nahmen Maulwurf (<hi rendition="#aq">Mol</hi>) fu&#x0364;hren, lei-<lb/>
den die Gewa&#x0364;ch&#x017F;e in den Ga&#x0364;rten &#x017F;owohl in als vor der<lb/>
Stadt auch viel. Die eine Art heißt der weiße Maul-<lb/>
wurf (<hi rendition="#aq">Witte Mol</hi>) und i&#x017F;t das Afrikani&#x017F;che Murmel-<lb/>
thier (<hi rendition="#aq">Marmota Africana</hi>). Es hat die Gro&#x0364;ße einer<lb/>
kleinen Katze, aber einen kurzen Schwanz. Seine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0292] Vierte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. Kette feſt gebunden ſind. Ihre Geſchwindigkeit und Ge- lenkigkeit, zu klettern, zu ſpringen und zu entgehen, uͤbertrifft alle Vorſtellung. Wenn ſie auch gleich ange- bunden ſind, iſt es dennoch unmoͤglich, in einem Abſtan- de von einigen Klaftern ſie mit einem Steine zu treffen. Entweder fangen ſie den Stein wie einen Ball mit den Vorderfuͤßen, oder pariren mit einer Behendigkeit und Geſchwindigkeit, die ſich nicht beſchreiben laͤßt, aus. Au- ßerdem daß die Paviane vom Tafelberge haͤufig herab- kommen, und die Gaͤrten pluͤndern, leben ſie auch von den fleiſchigen Zwiebeln verſchiedner Gewaͤchſe, die ſie aufgraben, ſchaͤlen und freſſen. Man ſieht manchmahl ganze Haufen ſolcher Schalen, beſonders bey den Stei- nen, wo ſie ſich lange aufgehalten haben. Hauptſaͤch- lich iſt es die geſpaltene Siegwurz (Gladiolus plicatus), die ſie auf dieſe Art zu ihrer Nahrung gebrauchen, daher auch dies Gewaͤchs ſelbſt hier den Nahmen Pavian be- kommen hat. Die Wurzeln werden auch von den Ko- loniſten ſelbſt bisweilen gekocht und gegeſſen. Des Stachelſchweins (Hyſtrix), hier Eiſenferkel (Yzer-Vaerken) genannt, glaube ich bereits erwaͤhnt zu haben. Seine gewoͤhnliche Nahrung iſt die Wurzel des Aethiopiſchen Schlangenkrauts (Calla Aethiopica). Es nimmt aber auch mit Kohl und anderm Kuͤchenge- waͤchs fuͤr lieb, und richtet daher manchmahl in den Gaͤr- ten großen Schaden an. Von drey Arten kleiner Thiere, welche hier den allgemeinen Nahmen Maulwurf (Mol) fuͤhren, lei- den die Gewaͤchſe in den Gaͤrten ſowohl in als vor der Stadt auch viel. Die eine Art heißt der weiße Maul- wurf (Witte Mol) und iſt das Afrikaniſche Murmel- thier (Marmota Africana). Es hat die Groͤße einer kleinen Katze, aber einen kurzen Schwanz. Seine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/292
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/292>, abgerufen am 28.11.2024.