Fracht hält zehn Mudd (Mudden) oder ungefähr fünf Tonnen. Auf Französischen Schiffen wurde im gegen- wärtigen nicht nur, sondern auch schon im verwichnen Jahre, ebenfalls Weitzen in Menge nach Isle de France gehohlt. Die hiesigen Landleute dürfen aber ihren Wei- tzen nicht selbst an fremde Kaufleute oder Schiffer verkau- fen, sondern dies ist ein Regale der Compagnie, welche allein das Recht hat, Weitzen zur Ausfuhr zu verkaufen. Was sie also davon nicht an die Einwohner der Stadt absetzen, müssen sie der Compagnie überlassen.
Unter andern Victualien, welche theils zur Stadt für die Einwohner zu Kauf gebracht, theils von den Schiffs-Officieren zu ihrer Reise-Provision häufig gekauft werden, bemerkte ich besonders Straußeneyer. Haupt- sächlich sind es die Sklaven, welche sie sammeln und zur Stadt bringen. Diese haben, wenn sie die Herden in den Sandebenen hüten, Gelegenheit, die Stellen zu fin- den, wohin die Straußen ihre Eyer legen, und sie weg- zunehmen. Manchmahl treffen sie ein ganzes Dutzend, ja wohl gar ein ganzes Schock solcher Eyer, auf einer Stelle beysammen an, manchmahl aber auch weniger, zumahl so lange die Zeit des Legens währt. Beym Wegnehmen sind sie so vorsichtig, es nicht mit den Händen zu thun, weil alsdann die Straußen es durch den Geruch merken, und den Ort zu verlassen pflegen; sondern hohlen sie nach einander, so wie der Vogel sie gelegt hat, mit einer lan- gen Stange weg. Die Eyer werden das Stück gewöhn- lich mit einem Holländischen Schillingsstücke, welches ungefähr fünf Schwedische Schillinge beträgt, bezahlt. Meistentheils werden sie zu Backwerk und Rührey ge- braucht, wozu sie auch am tauglichsten sind. Besonders schmecken sie auf die letztere Art zubereitet sehr gut, wenn viel Butter dazu kommt. Ein einziges Ey ist für meh-
Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.
Fracht haͤlt zehn Mudd (Mudden) oder ungefaͤhr fuͤnf Tonnen. Auf Franzoͤſiſchen Schiffen wurde im gegen- waͤrtigen nicht nur, ſondern auch ſchon im verwichnen Jahre, ebenfalls Weitzen in Menge nach Isle de France gehohlt. Die hieſigen Landleute duͤrfen aber ihren Wei- tzen nicht ſelbſt an fremde Kaufleute oder Schiffer verkau- fen, ſondern dies iſt ein Regale der Compagnie, welche allein das Recht hat, Weitzen zur Ausfuhr zu verkaufen. Was ſie alſo davon nicht an die Einwohner der Stadt abſetzen, muͤſſen ſie der Compagnie uͤberlaſſen.
Unter andern Victualien, welche theils zur Stadt fuͤr die Einwohner zu Kauf gebracht, theils von den Schiffs-Officieren zu ihrer Reiſe-Proviſion haͤufig gekauft werden, bemerkte ich beſonders Straußeneyer. Haupt- ſaͤchlich ſind es die Sklaven, welche ſie ſammeln und zur Stadt bringen. Dieſe haben, wenn ſie die Herden in den Sandebenen huͤten, Gelegenheit, die Stellen zu fin- den, wohin die Straußen ihre Eyer legen, und ſie weg- zunehmen. Manchmahl treffen ſie ein ganzes Dutzend, ja wohl gar ein ganzes Schock ſolcher Eyer, auf einer Stelle beyſammen an, manchmahl aber auch weniger, zumahl ſo lange die Zeit des Legens waͤhrt. Beym Wegnehmen ſind ſie ſo vorſichtig, es nicht mit den Haͤnden zu thun, weil alsdann die Straußen es durch den Geruch merken, und den Ort zu verlaſſen pflegen; ſondern hohlen ſie nach einander, ſo wie der Vogel ſie gelegt hat, mit einer lan- gen Stange weg. Die Eyer werden das Stuͤck gewoͤhn- lich mit einem Hollaͤndiſchen Schillingsſtuͤcke, welches ungefaͤhr fuͤnf Schwediſche Schillinge betraͤgt, bezahlt. Meiſtentheils werden ſie zu Backwerk und Ruͤhrey ge- braucht, wozu ſie auch am tauglichſten ſind. Beſonders ſchmecken ſie auf die letztere Art zubereitet ſehr gut, wenn viel Butter dazu kommt. Ein einziges Ey iſt fuͤr meh-
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Nachricht. v. d. Landwirthſch. in d. Kolonie.
Fracht haͤlt zehn Mudd (Mudden) oder ungefaͤhr fuͤnf
Tonnen. Auf Franzoͤſiſchen Schiffen wurde im gegen-
waͤrtigen nicht nur, ſondern auch ſchon im verwichnen
Jahre, ebenfalls Weitzen in Menge nach Isle de France
gehohlt. Die hieſigen Landleute duͤrfen aber ihren Wei-
tzen nicht ſelbſt an fremde Kaufleute oder Schiffer verkau-
fen, ſondern dies iſt ein Regale der Compagnie, welche
allein das Recht hat, Weitzen zur Ausfuhr zu verkaufen.
Was ſie alſo davon nicht an die Einwohner der Stadt
abſetzen, muͤſſen ſie der Compagnie uͤberlaſſen.
Unter andern Victualien, welche theils zur Stadt
fuͤr die Einwohner zu Kauf gebracht, theils von den
Schiffs-Officieren zu ihrer Reiſe-Proviſion haͤufig gekauft
werden, bemerkte ich beſonders Straußeneyer. Haupt-
ſaͤchlich ſind es die Sklaven, welche ſie ſammeln und zur
Stadt bringen. Dieſe haben, wenn ſie die Herden in
den Sandebenen huͤten, Gelegenheit, die Stellen zu fin-
den, wohin die Straußen ihre Eyer legen, und ſie weg-
zunehmen. Manchmahl treffen ſie ein ganzes Dutzend, ja
wohl gar ein ganzes Schock ſolcher Eyer, auf einer Stelle
beyſammen an, manchmahl aber auch weniger, zumahl
ſo lange die Zeit des Legens waͤhrt. Beym Wegnehmen
ſind ſie ſo vorſichtig, es nicht mit den Haͤnden zu thun,
weil alsdann die Straußen es durch den Geruch merken,
und den Ort zu verlaſſen pflegen; ſondern hohlen ſie nach
einander, ſo wie der Vogel ſie gelegt hat, mit einer lan-
gen Stange weg. Die Eyer werden das Stuͤck gewoͤhn-
lich mit einem Hollaͤndiſchen Schillingsſtuͤcke, welches
ungefaͤhr fuͤnf Schwediſche Schillinge betraͤgt, bezahlt.
Meiſtentheils werden ſie zu Backwerk und Ruͤhrey ge-
braucht, wozu ſie auch am tauglichſten ſind. Beſonders
ſchmecken ſie auf die letztere Art zubereitet ſehr gut, wenn
viel Butter dazu kommt. Ein einziges Ey iſt fuͤr meh-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/273>, abgerufen am 27.11.2024.
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