Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Kleine Nebenreisen in der Nähe der Capstadt.
macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten hängt er mit
ihnen zusammen, weiter hinauf aber trennen ansehnliche
Thäler ihn davon.

Auf den Tafelberg kann man an verschiednen Stel-
len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten.
Eben daselbst kann man auch heruntergehen. Alle diese
Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich diesen
Berg während meines hiesigen Aufenthalts besucht habe,
hinreichend versucht, um sie aufs genaueste kennen zu
lernen. An der Vorderseite ist der Berg nur in der gro-
ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte hält, und
sehr ins Auge fällt, zugänglich. Dieser Aufgang wird
gewöhnlich gebraucht, obwohl er der steilste ist, beson-
ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich sehr schmal
wird, und an beyden Seiten von fast senkrechten Wän-
den eingeschlossen ist. Der Fuß unten, an welchem die
Stadt selbst liegt, beträgt ungefähr ein Drittheil von der
Höhe des Berges, geht von flachen und mit Gebüsch be-
wachsenen Hügeln nach und nach in die Höhe, und bil-
det alsdann größere Hügel, die abschüssiger und mit gro-
ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt sind. Hier-
auf fängt die oben gedachte Vertiefung an, welche un-
ten funfzig bis sechzig Schritt breit ist, dann immer
schmäler wird, endlich nur eine Breite von sechs bis sie-
ben Schritten behält, und oben mit sehr großen Stei-
nen beynahe ganz verstopft ist. Weit oben in dieser
Vertiefung fand ich feine lose Sandsteine, größte und
kleinere, liegen, die tiefer unterwärts durch ihr Hinab-
rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.

Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Löwenkopf,
und andre hiesige Berge haben eben so, als die Berge in
Europa, ihre Lagen und Schichten. Die obersten Lagen
gehen ganz horizontal, die untersten aber schief. Oben

Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt.
macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten haͤngt er mit
ihnen zuſammen, weiter hinauf aber trennen anſehnliche
Thaͤler ihn davon.

Auf den Tafelberg kann man an verſchiednen Stel-
len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten.
Eben daſelbſt kann man auch heruntergehen. Alle dieſe
Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich dieſen
Berg waͤhrend meines hieſigen Aufenthalts beſucht habe,
hinreichend verſucht, um ſie aufs genaueſte kennen zu
lernen. An der Vorderſeite iſt der Berg nur in der gro-
ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte haͤlt, und
ſehr ins Auge faͤllt, zugaͤnglich. Dieſer Aufgang wird
gewoͤhnlich gebraucht, obwohl er der ſteilſte iſt, beſon-
ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich ſehr ſchmal
wird, und an beyden Seiten von faſt ſenkrechten Waͤn-
den eingeſchloſſen iſt. Der Fuß unten, an welchem die
Stadt ſelbſt liegt, betraͤgt ungefaͤhr ein Drittheil von der
Hoͤhe des Berges, geht von flachen und mit Gebuͤſch be-
wachſenen Huͤgeln nach und nach in die Hoͤhe, und bil-
det alsdann groͤßere Huͤgel, die abſchuͤſſiger und mit gro-
ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt ſind. Hier-
auf faͤngt die oben gedachte Vertiefung an, welche un-
ten funfzig bis ſechzig Schritt breit iſt, dann immer
ſchmaͤler wird, endlich nur eine Breite von ſechs bis ſie-
ben Schritten behaͤlt, und oben mit ſehr großen Stei-
nen beynahe ganz verſtopft iſt. Weit oben in dieſer
Vertiefung fand ich feine loſe Sandſteine, groͤßte und
kleinere, liegen, die tiefer unterwaͤrts durch ihr Hinab-
rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.

Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Loͤwenkopf,
und andre hieſige Berge haben eben ſo, als die Berge in
Europa, ihre Lagen und Schichten. Die oberſten Lagen
gehen ganz horizontal, die unterſten aber ſchief. Oben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0231" n="203"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kleine Nebenrei&#x017F;en in der Na&#x0364;he der <placeName>Cap&#x017F;tadt</placeName>.</hi></fw><lb/>
macht der <placeName>Tafelberg</placeName> Einen Berg aus: unten ha&#x0364;ngt er mit<lb/>
ihnen zu&#x017F;ammen, weiter hinauf aber trennen an&#x017F;ehnliche<lb/>
Tha&#x0364;ler ihn davon.</p><lb/>
          <p>Auf den <placeName>Tafelberg</placeName> kann man an ver&#x017F;chiednen Stel-<lb/>
len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten.<lb/>
Eben da&#x017F;elb&#x017F;t kann man auch heruntergehen. Alle die&#x017F;e<lb/>
Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich die&#x017F;en<lb/>
Berg wa&#x0364;hrend meines hie&#x017F;igen Aufenthalts be&#x017F;ucht habe,<lb/>
hinreichend ver&#x017F;ucht, um &#x017F;ie aufs genaue&#x017F;te kennen zu<lb/>
lernen. An der Vorder&#x017F;eite i&#x017F;t der Berg nur in der gro-<lb/>
ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte ha&#x0364;lt, und<lb/>
&#x017F;ehr ins Auge fa&#x0364;llt, zuga&#x0364;nglich. Die&#x017F;er Aufgang wird<lb/>
gewo&#x0364;hnlich gebraucht, obwohl er der &#x017F;teil&#x017F;te i&#x017F;t, be&#x017F;on-<lb/>
ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich &#x017F;ehr &#x017F;chmal<lb/>
wird, und an beyden Seiten von fa&#x017F;t &#x017F;enkrechten Wa&#x0364;n-<lb/>
den einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t. Der Fuß unten, an welchem die<lb/>
Stadt &#x017F;elb&#x017F;t liegt, betra&#x0364;gt ungefa&#x0364;hr ein Drittheil von der<lb/>
Ho&#x0364;he des Berges, geht von flachen und mit Gebu&#x0364;&#x017F;ch be-<lb/>
wach&#x017F;enen Hu&#x0364;geln nach und nach in die Ho&#x0364;he, und bil-<lb/>
det alsdann gro&#x0364;ßere Hu&#x0364;gel, die ab&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger und mit gro-<lb/>
ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt &#x017F;ind. Hier-<lb/>
auf fa&#x0364;ngt die oben gedachte Vertiefung an, welche un-<lb/>
ten funfzig bis &#x017F;echzig Schritt breit i&#x017F;t, dann immer<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;ler wird, endlich nur eine Breite von &#x017F;echs bis &#x017F;ie-<lb/>
ben Schritten beha&#x0364;lt, und oben mit &#x017F;ehr großen Stei-<lb/>
nen beynahe ganz ver&#x017F;topft i&#x017F;t. Weit oben in die&#x017F;er<lb/>
Vertiefung fand ich feine lo&#x017F;e Sand&#x017F;teine, gro&#x0364;ßte und<lb/>
kleinere, liegen, die tiefer unterwa&#x0364;rts durch ihr Hinab-<lb/>
rollen zu Grus und Sand zermalmt waren.</p><lb/>
          <p>Der <placeName>Tafelberg</placeName>, der <placeName>Teufelsberg</placeName>, der <placeName>Lo&#x0364;wenkopf</placeName>,<lb/>
und andre hie&#x017F;ige Berge haben eben &#x017F;o, als die Berge in<lb/><placeName>Europa</placeName>, ihre Lagen und Schichten. Die ober&#x017F;ten Lagen<lb/>
gehen ganz horizontal, die unter&#x017F;ten aber &#x017F;chief. Oben<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0231] Kleine Nebenreiſen in der Naͤhe der Capſtadt. macht der Tafelberg Einen Berg aus: unten haͤngt er mit ihnen zuſammen, weiter hinauf aber trennen anſehnliche Thaͤler ihn davon. Auf den Tafelberg kann man an verſchiednen Stel- len hinaufkommen, vorn, hinten und auf den Seiten. Eben daſelbſt kann man auch heruntergehen. Alle dieſe Wege habe ich in den funfzehnmahlen, da ich dieſen Berg waͤhrend meines hieſigen Aufenthalts beſucht habe, hinreichend verſucht, um ſie aufs genaueſte kennen zu lernen. An der Vorderſeite iſt der Berg nur in der gro- ßen Vertiefung, welche beynahe die Mitte haͤlt, und ſehr ins Auge faͤllt, zugaͤnglich. Dieſer Aufgang wird gewoͤhnlich gebraucht, obwohl er der ſteilſte iſt, beſon- ders nicht weit von der Spitze, wo er zugleich ſehr ſchmal wird, und an beyden Seiten von faſt ſenkrechten Waͤn- den eingeſchloſſen iſt. Der Fuß unten, an welchem die Stadt ſelbſt liegt, betraͤgt ungefaͤhr ein Drittheil von der Hoͤhe des Berges, geht von flachen und mit Gebuͤſch be- wachſenen Huͤgeln nach und nach in die Hoͤhe, und bil- det alsdann groͤßere Huͤgel, die abſchuͤſſiger und mit gro- ßen von oben herabgerollten Steinen bedeckt ſind. Hier- auf faͤngt die oben gedachte Vertiefung an, welche un- ten funfzig bis ſechzig Schritt breit iſt, dann immer ſchmaͤler wird, endlich nur eine Breite von ſechs bis ſie- ben Schritten behaͤlt, und oben mit ſehr großen Stei- nen beynahe ganz verſtopft iſt. Weit oben in dieſer Vertiefung fand ich feine loſe Sandſteine, groͤßte und kleinere, liegen, die tiefer unterwaͤrts durch ihr Hinab- rollen zu Grus und Sand zermalmt waren. Der Tafelberg, der Teufelsberg, der Loͤwenkopf, und andre hieſige Berge haben eben ſo, als die Berge in Europa, ihre Lagen und Schichten. Die oberſten Lagen gehen ganz horizontal, die unterſten aber ſchief. Oben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/231
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/231>, abgerufen am 28.11.2024.