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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
Thiere können nicht gehen. Diese Krankheit scheint
von der Sommerhitze zu entstehen, besonders wenn die
Ochsen auf Reisen am Tage zu sehr angestrengt werden.
Man hält sie hier für ansteckend. So viel ist gewiß,
daß sie einen Ochsen nach dem andern angreift, und ich
habe ganze Spanne daran krank gesehen. Sie scheint
mir aber doch mehr von einer gemeinschaftlichen Ursache,
als von Ansteckung herzukommen. Anfangs hinket das
Vieh nur, hernach aber wird es zum Ziehen auf Reisen
unbrauchbar. In einer oder zwey Wochen geht diese
Krankheit aber doch gewöhnlich von selbst vorbey.

Unter andern erzählte man mir hier, daß vor eini-
ger Zeit ein Bauer von einer Schlange, und zwar von
derjenigen Gattung, die man hier Ringhals nennt, als
er barfuß im Grase gegangen, in den Fuß gebissen sey.
(Man geht hier überhaupt sehr häufig barfuß, weil es
an Schuhen und Strümpfen fehlt. Schuhe und
Strümpfe gebraucht der Landmann selten anders, als
wenn er nach der Stadt des Cap reiset, oder die Kirche
besucht.) Ich erkundigte mich genau nach den Sympto-
men, die dieser Biß verursacht hatte, und erfuhr fol-
gendes. Der Bauer war eine ganze Meile von seiner
Heimath entfernt, als er gebissen wurde. Er schickte
sogleich seinen Sklaven zu Hause, um in Geschwindig-
keit ein Pferd zu hohlen. Dieses kam sehr bald an, und
der Bauer ritt zu Hause, nachdem er das Bein stark
bebunden hatte, um das Gift zu verhindern hinauf zu
ziehen. Bey seiner Zuhausekunft wurde er so schläfrig,
daß seine Frau ihn mit Mühe wachend erhalten konnte.
Er wurde auch sogleich blind, und diese Blindheit währte
vierzehn Tage. Das Bein war so geschwollen, daß die
Haut sich über das Band gelegt und fest angeschlossen
hatte, und mit Mühe heruntergebracht werden konnte.

Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
Thiere koͤnnen nicht gehen. Dieſe Krankheit ſcheint
von der Sommerhitze zu entſtehen, beſonders wenn die
Ochſen auf Reiſen am Tage zu ſehr angeſtrengt werden.
Man haͤlt ſie hier fuͤr anſteckend. So viel iſt gewiß,
daß ſie einen Ochſen nach dem andern angreift, und ich
habe ganze Spanne daran krank geſehen. Sie ſcheint
mir aber doch mehr von einer gemeinſchaftlichen Urſache,
als von Anſteckung herzukommen. Anfangs hinket das
Vieh nur, hernach aber wird es zum Ziehen auf Reiſen
unbrauchbar. In einer oder zwey Wochen geht dieſe
Krankheit aber doch gewoͤhnlich von ſelbſt vorbey.

Unter andern erzaͤhlte man mir hier, daß vor eini-
ger Zeit ein Bauer von einer Schlange, und zwar von
derjenigen Gattung, die man hier Ringhals nennt, als
er barfuß im Graſe gegangen, in den Fuß gebiſſen ſey.
(Man geht hier uͤberhaupt ſehr haͤufig barfuß, weil es
an Schuhen und Struͤmpfen fehlt. Schuhe und
Struͤmpfe gebraucht der Landmann ſelten anders, als
wenn er nach der Stadt des Cap reiſet, oder die Kirche
beſucht.) Ich erkundigte mich genau nach den Sympto-
men, die dieſer Biß verurſacht hatte, und erfuhr fol-
gendes. Der Bauer war eine ganze Meile von ſeiner
Heimath entfernt, als er gebiſſen wurde. Er ſchickte
ſogleich ſeinen Sklaven zu Hauſe, um in Geſchwindig-
keit ein Pferd zu hohlen. Dieſes kam ſehr bald an, und
der Bauer ritt zu Hauſe, nachdem er das Bein ſtark
bebunden hatte, um das Gift zu verhindern hinauf zu
ziehen. Bey ſeiner Zuhauſekunft wurde er ſo ſchlaͤfrig,
daß ſeine Frau ihn mit Muͤhe wachend erhalten konnte.
Er wurde auch ſogleich blind, und dieſe Blindheit waͤhrte
vierzehn Tage. Das Bein war ſo geſchwollen, daß die
Haut ſich uͤber das Band gelegt und feſt angeſchloſſen
hatte, und mit Muͤhe heruntergebracht werden konnte.

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[187/0215] Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß. Thiere koͤnnen nicht gehen. Dieſe Krankheit ſcheint von der Sommerhitze zu entſtehen, beſonders wenn die Ochſen auf Reiſen am Tage zu ſehr angeſtrengt werden. Man haͤlt ſie hier fuͤr anſteckend. So viel iſt gewiß, daß ſie einen Ochſen nach dem andern angreift, und ich habe ganze Spanne daran krank geſehen. Sie ſcheint mir aber doch mehr von einer gemeinſchaftlichen Urſache, als von Anſteckung herzukommen. Anfangs hinket das Vieh nur, hernach aber wird es zum Ziehen auf Reiſen unbrauchbar. In einer oder zwey Wochen geht dieſe Krankheit aber doch gewoͤhnlich von ſelbſt vorbey. Unter andern erzaͤhlte man mir hier, daß vor eini- ger Zeit ein Bauer von einer Schlange, und zwar von derjenigen Gattung, die man hier Ringhals nennt, als er barfuß im Graſe gegangen, in den Fuß gebiſſen ſey. (Man geht hier uͤberhaupt ſehr haͤufig barfuß, weil es an Schuhen und Struͤmpfen fehlt. Schuhe und Struͤmpfe gebraucht der Landmann ſelten anders, als wenn er nach der Stadt des Cap reiſet, oder die Kirche beſucht.) Ich erkundigte mich genau nach den Sympto- men, die dieſer Biß verurſacht hatte, und erfuhr fol- gendes. Der Bauer war eine ganze Meile von ſeiner Heimath entfernt, als er gebiſſen wurde. Er ſchickte ſogleich ſeinen Sklaven zu Hauſe, um in Geſchwindig- keit ein Pferd zu hohlen. Dieſes kam ſehr bald an, und der Bauer ritt zu Hauſe, nachdem er das Bein ſtark bebunden hatte, um das Gift zu verhindern hinauf zu ziehen. Bey ſeiner Zuhauſekunft wurde er ſo ſchlaͤfrig, daß ſeine Frau ihn mit Muͤhe wachend erhalten konnte. Er wurde auch ſogleich blind, und dieſe Blindheit waͤhrte vierzehn Tage. Das Bein war ſo geſchwollen, daß die Haut ſich uͤber das Band gelegt und feſt angeſchloſſen hatte, und mit Muͤhe heruntergebracht werden konnte.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/215>, abgerufen am 24.11.2024.