Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
Kalkoon) genannt, an, sich zu zeigen. Man sagte
mir, daß sie gegen den Winter wegziehen, den Winter
über wegbleiben, und im September und October wie-
derkommen. -- Im langen Thale (Lange Kloof)
ist es des Winters sehr kalt, und es fällt eben so viel
Schnee, als jenseit Witsenberg.

Von hier kamen wir zu Thomas Frere am krum-
men Flusse
(Kromne Rivier), und weiter zum Eschen-
walde
(Esschen-Bosch). Dies ist ein anmuthiger
Wald, fast ganz auf ebenem Boden. Das Land wird
in dieser Gegend nach dem Meere zu allmählig niedriger,
so daß das lange Thal viel höher ist, als der District
um den krummen Fluß.

Es hatte den ganzen Tag geregnet, und sowohl
den Abend als die Nacht hindurch dauerten die Regen-
güsse ununterbrochen fort. Wir waren daher ganz durch-
näßt, und mußten alle vier unter den Ueberzug unsers
Wagens kriechen, um gegen den Morgen leidlicheres
Wetter abzuwarten. Die uns begleitenden Hottentot-
ten mußten unter dem Wagen Schutz suchen, weil es
schlechterdings unmöglich war, Feuer zu unterhalten.
Am folgenden Tage bekamen wir heiteres Wetter und
Sonnenschein. Weil wir aber keine trockne Kleidung
anziehen konnten, mußten wir unsre Kleider auf dem
Leibe an der Sonne trocknen.

Vom Eschenwalde gelangten wir nach dem tiefen
Flusse
(Diep-Rivier), dem Löwenwaldflusse (Leeu-
wenbosch-Rivier
), und endlich nach dem Seekuhflusse
(Zeekoe-Rivier). Die Bergkette, welche wir in Ro-
thesand
zur Linken, hernach im langen Thale zur Rech-
ten hatten, und die von Witsenberg an fortgeht,
endigt sich hier, ehe sie den Strand erreicht. Hin-
gegen währt die Gebirgsreihe zur Linken noch fort,

Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß.
Kalkoon) genannt, an, ſich zu zeigen. Man ſagte
mir, daß ſie gegen den Winter wegziehen, den Winter
uͤber wegbleiben, und im September und October wie-
derkommen. — Im langen Thale (Lange Kloof)
iſt es des Winters ſehr kalt, und es faͤllt eben ſo viel
Schnee, als jenſeit Witſenberg.

Von hier kamen wir zu Thomas Frere am krum-
men Fluſſe
(Kromne Rivier), und weiter zum Eſchen-
walde
(Eſſchen-Boſch). Dies iſt ein anmuthiger
Wald, faſt ganz auf ebenem Boden. Das Land wird
in dieſer Gegend nach dem Meere zu allmaͤhlig niedriger,
ſo daß das lange Thal viel hoͤher iſt, als der Diſtrict
um den krummen Fluß.

Es hatte den ganzen Tag geregnet, und ſowohl
den Abend als die Nacht hindurch dauerten die Regen-
guͤſſe ununterbrochen fort. Wir waren daher ganz durch-
naͤßt, und mußten alle vier unter den Ueberzug unſers
Wagens kriechen, um gegen den Morgen leidlicheres
Wetter abzuwarten. Die uns begleitenden Hottentot-
ten mußten unter dem Wagen Schutz ſuchen, weil es
ſchlechterdings unmoͤglich war, Feuer zu unterhalten.
Am folgenden Tage bekamen wir heiteres Wetter und
Sonnenſchein. Weil wir aber keine trockne Kleidung
anziehen konnten, mußten wir unſre Kleider auf dem
Leibe an der Sonne trocknen.

Vom Eſchenwalde gelangten wir nach dem tiefen
Fluſſe
(Diep-Rivier), dem Loͤwenwaldfluſſe (Leeu-
wenboſch-Rivier
), und endlich nach dem Seekuhfluſſe
(Zeekoe-Rivier). Die Bergkette, welche wir in Ro-
theſand
zur Linken, hernach im langen Thale zur Rech-
ten hatten, und die von Witſenberg an fortgeht,
endigt ſich hier, ehe ſie den Strand erreicht. Hin-
gegen waͤhrt die Gebirgsreihe zur Linken noch fort,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0211" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e v. <placeName>Houtniquas</placeName> bis an den <placeName>Camtourfluß</placeName>.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Kalkoon</hi>) genannt, an, &#x017F;ich zu zeigen. Man &#x017F;agte<lb/>
mir, daß &#x017F;ie gegen den Winter wegziehen, den Winter<lb/>
u&#x0364;ber wegbleiben, und im September und October wie-<lb/>
derkommen. &#x2014; Im <placeName>langen Thale</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Lange Kloof</placeName></hi>)<lb/>
i&#x017F;t es des Winters &#x017F;ehr kalt, und es fa&#x0364;llt eben &#x017F;o viel<lb/>
Schnee, als jen&#x017F;eit <placeName>Wit&#x017F;enberg</placeName>.</p><lb/>
          <p>Von hier kamen wir zu <persName>Thomas Frere</persName> am <placeName>krum-<lb/>
men Flu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Kromne Rivier</placeName></hi>), und weiter zum <placeName>E&#x017F;chen-<lb/>
walde</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>E&#x017F;&#x017F;chen-Bo&#x017F;ch</placeName></hi>). Dies i&#x017F;t ein anmuthiger<lb/>
Wald, fa&#x017F;t ganz auf ebenem Boden. Das Land wird<lb/>
in die&#x017F;er Gegend nach dem Meere zu allma&#x0364;hlig niedriger,<lb/>
&#x017F;o daß das lange Thal viel ho&#x0364;her i&#x017F;t, als der Di&#x017F;trict<lb/>
um den <placeName>krummen Fluß</placeName>.</p><lb/>
          <p>Es hatte den ganzen Tag geregnet, und &#x017F;owohl<lb/>
den Abend als die Nacht hindurch dauerten die Regen-<lb/>
gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ununterbrochen fort. Wir waren daher ganz durch-<lb/>
na&#x0364;ßt, und mußten alle vier unter den Ueberzug un&#x017F;ers<lb/>
Wagens kriechen, um gegen den Morgen leidlicheres<lb/>
Wetter abzuwarten. Die uns begleitenden Hottentot-<lb/>
ten mußten unter dem Wagen Schutz &#x017F;uchen, weil es<lb/>
&#x017F;chlechterdings unmo&#x0364;glich war, Feuer zu unterhalten.<lb/>
Am folgenden Tage bekamen wir heiteres Wetter und<lb/>
Sonnen&#x017F;chein. Weil wir aber keine trockne Kleidung<lb/>
anziehen konnten, mußten wir un&#x017F;re Kleider auf dem<lb/>
Leibe an der Sonne trocknen.</p><lb/>
          <p>Vom <placeName>E&#x017F;chenwalde</placeName> gelangten wir nach dem <placeName>tiefen<lb/>
Flu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Diep-Rivier</placeName></hi>), dem <placeName>Lo&#x0364;wenwaldflu&#x017F;&#x017F;e</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Leeu-<lb/>
wenbo&#x017F;ch-Rivier</placeName></hi>), und endlich nach dem <placeName>Seekuhflu&#x017F;&#x017F;e</placeName><lb/>
(<hi rendition="#aq"><placeName>Zeekoe-Rivier</placeName></hi>). Die Bergkette, welche wir in <placeName>Ro-<lb/>
the&#x017F;and</placeName> zur Linken, hernach im <placeName>langen Thale</placeName> zur Rech-<lb/>
ten hatten, und die von <placeName>Wit&#x017F;enberg</placeName> an fortgeht,<lb/>
endigt &#x017F;ich hier, ehe &#x017F;ie den Strand erreicht. Hin-<lb/>
gegen wa&#x0364;hrt die Gebirgsreihe zur Linken noch fort,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0211] Reiſe v. Houtniquas bis an den Camtourfluß. Kalkoon) genannt, an, ſich zu zeigen. Man ſagte mir, daß ſie gegen den Winter wegziehen, den Winter uͤber wegbleiben, und im September und October wie- derkommen. — Im langen Thale (Lange Kloof) iſt es des Winters ſehr kalt, und es faͤllt eben ſo viel Schnee, als jenſeit Witſenberg. Von hier kamen wir zu Thomas Frere am krum- men Fluſſe (Kromne Rivier), und weiter zum Eſchen- walde (Eſſchen-Boſch). Dies iſt ein anmuthiger Wald, faſt ganz auf ebenem Boden. Das Land wird in dieſer Gegend nach dem Meere zu allmaͤhlig niedriger, ſo daß das lange Thal viel hoͤher iſt, als der Diſtrict um den krummen Fluß. Es hatte den ganzen Tag geregnet, und ſowohl den Abend als die Nacht hindurch dauerten die Regen- guͤſſe ununterbrochen fort. Wir waren daher ganz durch- naͤßt, und mußten alle vier unter den Ueberzug unſers Wagens kriechen, um gegen den Morgen leidlicheres Wetter abzuwarten. Die uns begleitenden Hottentot- ten mußten unter dem Wagen Schutz ſuchen, weil es ſchlechterdings unmoͤglich war, Feuer zu unterhalten. Am folgenden Tage bekamen wir heiteres Wetter und Sonnenſchein. Weil wir aber keine trockne Kleidung anziehen konnten, mußten wir unſre Kleider auf dem Leibe an der Sonne trocknen. Vom Eſchenwalde gelangten wir nach dem tiefen Fluſſe (Diep-Rivier), dem Loͤwenwaldfluſſe (Leeu- wenboſch-Rivier), und endlich nach dem Seekuhfluſſe (Zeekoe-Rivier). Die Bergkette, welche wir in Ro- theſand zur Linken, hernach im langen Thale zur Rech- ten hatten, und die von Witſenberg an fortgeht, endigt ſich hier, ehe ſie den Strand erreicht. Hin- gegen waͤhrt die Gebirgsreihe zur Linken noch fort,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/211
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/211>, abgerufen am 28.11.2024.