Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Dritte Abtheilung. Fünfter Abschnitt. textilis), oder auch mit Matten, die von solchen Bin-sen geflochten sind, und sowohl gegen Regen als Wind sattsam schützen. Unten herum legen sie Mist, um die Hütte an der Erde dicht zu machen. -- Unter den musikalischen Instrumenten der Hottentotten bemerkte ich dasjenige, welches sie Su-Koa, die Holländer die Topfpauke (Potte Slaan) nennen. Es besteht aus einem mit Wasser angefülltem Topfe, über welchen ein gut eingeweichtes Schaffell ausgespannt ist, das sie un- terwärts mit einem Riemen umher festbinden. Wenn sie auf diesem Instrumente spielen, legen sie die Finger der linken Hand gegen den Rand, und stellen den Dau- men gegen die Mitte. Mit den beyden ersten Fingern der rechten Hand schlagen sie alsdann an den Rand ge- gen über, und bringen dadurch einen dumpfen Ton her- vor, der gar nichts Angenehmes hat. Sie schlagen diese Pauke zwischendurch, wenn sie Musik machen. Nach dieser schlechten Musik sah ich einen Hottentotten auf folgende Art tanzen. Mit der rechten Hand faßte er in ein unter dem Dache der Hütte befestigtes Band, und tanzte auf einem Flecke stehend, so daß er mit beyden Füßen zugleich sprang und den Takt schlug. Während dieses Springens drehete er den Körper in verschiednen Krümmungen herum, und schleuderte den Kopf in ei- nem halben Zirkel von der einen Schulter nach der an- dern. Ein solcher Tanz währt bisweilen sehr lange, und preßt Schweiß in Menge aus, welchen sie im Gesichte mit einem Fuchsschwanze abtrocknen. Der Tanzende singt zugleich nach einem gewissen Takte. Von ver- schiednen Sachen bemerkte ich, daß die Hottentotten sie in ihrer Sprache nicht mit eignen Worten nennen konn- ten, zum Exempel Kaffee, Schabracke, Compagnie und dergleichen. -- Ihre Kinder tragen die Weiber auf
Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt. textilis), oder auch mit Matten, die von ſolchen Bin-ſen geflochten ſind, und ſowohl gegen Regen als Wind ſattſam ſchuͤtzen. Unten herum legen ſie Miſt, um die Huͤtte an der Erde dicht zu machen. — Unter den muſikaliſchen Inſtrumenten der Hottentotten bemerkte ich dasjenige, welches ſie Su-Koa, die Hollaͤnder die Topfpauke (Potte Slaan) nennen. Es beſteht aus einem mit Waſſer angefuͤlltem Topfe, uͤber welchen ein gut eingeweichtes Schaffell ausgeſpannt iſt, das ſie un- terwaͤrts mit einem Riemen umher feſtbinden. Wenn ſie auf dieſem Inſtrumente ſpielen, legen ſie die Finger der linken Hand gegen den Rand, und ſtellen den Dau- men gegen die Mitte. Mit den beyden erſten Fingern der rechten Hand ſchlagen ſie alsdann an den Rand ge- gen uͤber, und bringen dadurch einen dumpfen Ton her- vor, der gar nichts Angenehmes hat. Sie ſchlagen dieſe Pauke zwiſchendurch, wenn ſie Muſik machen. Nach dieſer ſchlechten Muſik ſah ich einen Hottentotten auf folgende Art tanzen. Mit der rechten Hand faßte er in ein unter dem Dache der Huͤtte befeſtigtes Band, und tanzte auf einem Flecke ſtehend, ſo daß er mit beyden Fuͤßen zugleich ſprang und den Takt ſchlug. Waͤhrend dieſes Springens drehete er den Koͤrper in verſchiednen Kruͤmmungen herum, und ſchleuderte den Kopf in ei- nem halben Zirkel von der einen Schulter nach der an- dern. Ein ſolcher Tanz waͤhrt bisweilen ſehr lange, und preßt Schweiß in Menge aus, welchen ſie im Geſichte mit einem Fuchsſchwanze abtrocknen. Der Tanzende ſingt zugleich nach einem gewiſſen Takte. Von ver- ſchiednen Sachen bemerkte ich, daß die Hottentotten ſie in ihrer Sprache nicht mit eignen Worten nennen konn- ten, zum Exempel Kaffee, Schabracke, Compagnie und dergleichen. — Ihre Kinder tragen die Weiber auf
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Dritte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
textilis), oder auch mit Matten, die von ſolchen Bin-
ſen geflochten ſind, und ſowohl gegen Regen als Wind
ſattſam ſchuͤtzen. Unten herum legen ſie Miſt, um die
Huͤtte an der Erde dicht zu machen. — Unter den
muſikaliſchen Inſtrumenten der Hottentotten bemerkte
ich dasjenige, welches ſie Su-Koa, die Hollaͤnder die
Topfpauke (Potte Slaan) nennen. Es beſteht aus
einem mit Waſſer angefuͤlltem Topfe, uͤber welchen ein
gut eingeweichtes Schaffell ausgeſpannt iſt, das ſie un-
terwaͤrts mit einem Riemen umher feſtbinden. Wenn
ſie auf dieſem Inſtrumente ſpielen, legen ſie die Finger
der linken Hand gegen den Rand, und ſtellen den Dau-
men gegen die Mitte. Mit den beyden erſten Fingern
der rechten Hand ſchlagen ſie alsdann an den Rand ge-
gen uͤber, und bringen dadurch einen dumpfen Ton her-
vor, der gar nichts Angenehmes hat. Sie ſchlagen dieſe
Pauke zwiſchendurch, wenn ſie Muſik machen. Nach
dieſer ſchlechten Muſik ſah ich einen Hottentotten auf
folgende Art tanzen. Mit der rechten Hand faßte er in
ein unter dem Dache der Huͤtte befeſtigtes Band, und
tanzte auf einem Flecke ſtehend, ſo daß er mit beyden
Fuͤßen zugleich ſprang und den Takt ſchlug. Waͤhrend
dieſes Springens drehete er den Koͤrper in verſchiednen
Kruͤmmungen herum, und ſchleuderte den Kopf in ei-
nem halben Zirkel von der einen Schulter nach der an-
dern. Ein ſolcher Tanz waͤhrt bisweilen ſehr lange, und
preßt Schweiß in Menge aus, welchen ſie im Geſichte
mit einem Fuchsſchwanze abtrocknen. Der Tanzende
ſingt zugleich nach einem gewiſſen Takte. Von ver-
ſchiednen Sachen bemerkte ich, daß die Hottentotten ſie
in ihrer Sprache nicht mit eignen Worten nennen konn-
ten, zum Exempel Kaffee, Schabracke, Compagnie
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