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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Zwellendam nach dem Ataquathale.

In dieser Gegend fangen die Ebenen an etwas
grasreicher zu werden, und einigermaßen das Ansehen
von Aengern und Wiesen zu gewinnen. Die Berge,
welche uns von Rothesand her begleitet hatten, fangen
an sich in Hügeln und großen Absätzen zu schließen. In
eben diesem Verhältnisse fangen auch die Viehheerden an
hier größer und allgemeiner zu werden; dagegen werden
Weinberge und Saatfelder seltner, wiewohl sie sich noch
nicht verlieren. Unter dem Vieh grassiren hier oft an-
steckende Seuchen, auch wird das Vieh nicht selten vom
hitzigen Fieber, das man Brandkrankheit (Brand-Ziekte)
nennt, befallen. Diese Krankheit greift zuerst Lunge und
Leber, hernach den übrigen Körper an, und das Fleisch
wird davon so los, daß die Fasern gar nicht an einander
hangen.

Nicht weit von diesem Hofe, welcher die Compa-
gnie hauptsächlich mit allerley Arten großer Bäume zu
Bauholz versorget, liegt in einem ziemlich großen Thale
ein beträchtlicher Wald, der den Nahmen Großvaters-
wald (Groot-Vaaders-Bosch) führt. Zu diesem Wal-
de stellten wir eine kleine Nebenreise an, um die Afrika
eignen Baumarten kennen zu lernen. Wir kamen, den
Bauerhof Rohrkuhle (Riet-Kuyl) vorbey, nach dem
Taubeneckflusse (Duywen-Hoeks-Rivier). Hier bil-
det der Berg eine sehr tiefe Kluft, die deswegen die
Hölle
(de Helle) heißt. Der Wald ist sehr hoch und
dicht; die Bäume hatten aber jetzt zu unserm Leidwe-
sen weder Blüthe noch Frucht, daher wir unsre Neu-
gier nicht befriedigen konnten. Einiger will ich indessen
doch mit ein Paar Worten erwähnen. Das Kamaschen-
holz (Camassie-Hout) ist eine sehr feine Art Holz, und
wird zu Leisten an Schränken und andern Meublen ge-
braucht. -- Das Stinkholz (Stink-Hout) hat mit

Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale.

In dieſer Gegend fangen die Ebenen an etwas
grasreicher zu werden, und einigermaßen das Anſehen
von Aengern und Wieſen zu gewinnen. Die Berge,
welche uns von Rotheſand her begleitet hatten, fangen
an ſich in Huͤgeln und großen Abſaͤtzen zu ſchließen. In
eben dieſem Verhaͤltniſſe fangen auch die Viehheerden an
hier groͤßer und allgemeiner zu werden; dagegen werden
Weinberge und Saatfelder ſeltner, wiewohl ſie ſich noch
nicht verlieren. Unter dem Vieh graſſiren hier oft an-
ſteckende Seuchen, auch wird das Vieh nicht ſelten vom
hitzigen Fieber, das man Brandkrankheit (Brand-Ziekte)
nennt, befallen. Dieſe Krankheit greift zuerſt Lunge und
Leber, hernach den uͤbrigen Koͤrper an, und das Fleiſch
wird davon ſo los, daß die Faſern gar nicht an einander
hangen.

Nicht weit von dieſem Hofe, welcher die Compa-
gnie hauptſaͤchlich mit allerley Arten großer Baͤume zu
Bauholz verſorget, liegt in einem ziemlich großen Thale
ein betraͤchtlicher Wald, der den Nahmen Großvaters-
wald (Groot-Vaaders-Boſch) fuͤhrt. Zu dieſem Wal-
de ſtellten wir eine kleine Nebenreiſe an, um die Afrika
eignen Baumarten kennen zu lernen. Wir kamen, den
Bauerhof Rohrkuhle (Riet-Kuyl) vorbey, nach dem
Taubeneckfluſſe (Duywen-Hoeks-Rivier). Hier bil-
det der Berg eine ſehr tiefe Kluft, die deswegen die
Hoͤlle
(de Helle) heißt. Der Wald iſt ſehr hoch und
dicht; die Baͤume hatten aber jetzt zu unſerm Leidwe-
ſen weder Bluͤthe noch Frucht, daher wir unſre Neu-
gier nicht befriedigen konnten. Einiger will ich indeſſen
doch mit ein Paar Worten erwaͤhnen. Das Kamaſchen-
holz (Camaſſie-Hout) iſt eine ſehr feine Art Holz, und
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braucht. — Das Stinkholz (Stink-Hout) hat mit

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[155/0183] Reiſe von Zwellendam nach dem Ataquathale. In dieſer Gegend fangen die Ebenen an etwas grasreicher zu werden, und einigermaßen das Anſehen von Aengern und Wieſen zu gewinnen. Die Berge, welche uns von Rotheſand her begleitet hatten, fangen an ſich in Huͤgeln und großen Abſaͤtzen zu ſchließen. In eben dieſem Verhaͤltniſſe fangen auch die Viehheerden an hier groͤßer und allgemeiner zu werden; dagegen werden Weinberge und Saatfelder ſeltner, wiewohl ſie ſich noch nicht verlieren. Unter dem Vieh graſſiren hier oft an- ſteckende Seuchen, auch wird das Vieh nicht ſelten vom hitzigen Fieber, das man Brandkrankheit (Brand-Ziekte) nennt, befallen. Dieſe Krankheit greift zuerſt Lunge und Leber, hernach den uͤbrigen Koͤrper an, und das Fleiſch wird davon ſo los, daß die Faſern gar nicht an einander hangen. Nicht weit von dieſem Hofe, welcher die Compa- gnie hauptſaͤchlich mit allerley Arten großer Baͤume zu Bauholz verſorget, liegt in einem ziemlich großen Thale ein betraͤchtlicher Wald, der den Nahmen Großvaters- wald (Groot-Vaaders-Boſch) fuͤhrt. Zu dieſem Wal- de ſtellten wir eine kleine Nebenreiſe an, um die Afrika eignen Baumarten kennen zu lernen. Wir kamen, den Bauerhof Rohrkuhle (Riet-Kuyl) vorbey, nach dem Taubeneckfluſſe (Duywen-Hoeks-Rivier). Hier bil- det der Berg eine ſehr tiefe Kluft, die deswegen die Hoͤlle (de Helle) heißt. Der Wald iſt ſehr hoch und dicht; die Baͤume hatten aber jetzt zu unſerm Leidwe- ſen weder Bluͤthe noch Frucht, daher wir unſre Neu- gier nicht befriedigen konnten. Einiger will ich indeſſen doch mit ein Paar Worten erwaͤhnen. Das Kamaſchen- holz (Camaſſie-Hout) iſt eine ſehr feine Art Holz, und wird zu Leiſten an Schraͤnken und andern Meublen ge- braucht. — Das Stinkholz (Stink-Hout) hat mit

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/183>, abgerufen am 22.11.2024.