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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Rothesand nach Zwellendam.

Das warme Bad hat seinen Ursprung unten am
Gebirge, auf der Ost-Seite desselben, und zwar in einem
sandigen Boden. Der Quellen sind eigentlich sieben, von
denen die eine, mit den andern verglichen, sehr stark ist,
und viel Wasser giebt. Die zweyte, welche zugleich die
oberste ist, giebt eben nicht viel Wasser, sie befindet sich
südwärts von der ersten, und die dritte ist nahe dabey.
Weiter unterwärts liegt die vierte, die ziemlich stark ist;
die fünfte ist von dieser einige Ellen entfernt, die sechste
aber in der Mitte; diese letztere springt nicht beständig
auf einer Stelle, sondern abwechselnd an mehreren Or-
ten. Die unterste Quelle ist die stärkste, und sprudelt
heftig. Das Wasser ist siedend heiß, so daß man Thie-
re darin abbrühen kann. Der Dampf steigt wie aus
einem kochenden Topfe empor, und dauert in der Rinne,
worin das Wasser herabfließt, zwey Büchsenschüsse weit
fort. Die Seiten und der Boden der Rinne haben kei-
nen Bodensatz, aber es wächst grüner Wasserfaden (Con-
ferva viridis
) darin. Die in der Rinne liegenden Stei-
ne, welche jetzt etwas über die Oberfläche des Wassers
hervorstanden, haben aber doch eine graue Kruste, und
in der Rinne selbst fand ich lockere Steine, die man mit
einem Messer schaben und anstatt Kreide gebrauchen
kann. Ich hielt einen Klumpen blauer Wolle, wie auch
blaues Zuckerpapier ins Wasser: beydes änderte seine
Farbe nicht: ein Zeichen, daß das Wasser keine Säure
enthält. Bleyzucker brachte im Wasser keine weitere Ver-
änderung hervor, als daß es dasselbe milchweißlich färbte,
und vom Chinapulver wurde es etwas braun. Im Gan-
zen quillt das Wasser ohne Abänderung immer gleich stark;
des Sommers soll es gleichwohl heißer seyn. Man kann
weißes leinenes Zeug darin waschen, ohne daß es sich
färbt, und im Bade selbst kann man Fleisch kochen,

Reiſe von Rotheſand nach Zwellendam.

Das warme Bad hat ſeinen Urſprung unten am
Gebirge, auf der Oſt-Seite deſſelben, und zwar in einem
ſandigen Boden. Der Quellen ſind eigentlich ſieben, von
denen die eine, mit den andern verglichen, ſehr ſtark iſt,
und viel Waſſer giebt. Die zweyte, welche zugleich die
oberſte iſt, giebt eben nicht viel Waſſer, ſie befindet ſich
ſuͤdwaͤrts von der erſten, und die dritte iſt nahe dabey.
Weiter unterwaͤrts liegt die vierte, die ziemlich ſtark iſt;
die fuͤnfte iſt von dieſer einige Ellen entfernt, die ſechste
aber in der Mitte; dieſe letztere ſpringt nicht beſtaͤndig
auf einer Stelle, ſondern abwechſelnd an mehreren Or-
ten. Die unterſte Quelle iſt die ſtaͤrkſte, und ſprudelt
heftig. Das Waſſer iſt ſiedend heiß, ſo daß man Thie-
re darin abbruͤhen kann. Der Dampf ſteigt wie aus
einem kochenden Topfe empor, und dauert in der Rinne,
worin das Waſſer herabfließt, zwey Buͤchſenſchuͤſſe weit
fort. Die Seiten und der Boden der Rinne haben kei-
nen Bodenſatz, aber es waͤchſt gruͤner Waſſerfaden (Con-
ferva viridis
) darin. Die in der Rinne liegenden Stei-
ne, welche jetzt etwas uͤber die Oberflaͤche des Waſſers
hervorſtanden, haben aber doch eine graue Kruſte, und
in der Rinne ſelbſt fand ich lockere Steine, die man mit
einem Meſſer ſchaben und anſtatt Kreide gebrauchen
kann. Ich hielt einen Klumpen blauer Wolle, wie auch
blaues Zuckerpapier ins Waſſer: beydes aͤnderte ſeine
Farbe nicht: ein Zeichen, daß das Waſſer keine Saͤure
enthaͤlt. Bleyzucker brachte im Waſſer keine weitere Ver-
aͤnderung hervor, als daß es daſſelbe milchweißlich faͤrbte,
und vom Chinapulver wurde es etwas braun. Im Gan-
zen quillt das Waſſer ohne Abaͤnderung immer gleich ſtark;
des Sommers ſoll es gleichwohl heißer ſeyn. Man kann
weißes leinenes Zeug darin waſchen, ohne daß es ſich
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[149/0177] Reiſe von Rotheſand nach Zwellendam. Das warme Bad hat ſeinen Urſprung unten am Gebirge, auf der Oſt-Seite deſſelben, und zwar in einem ſandigen Boden. Der Quellen ſind eigentlich ſieben, von denen die eine, mit den andern verglichen, ſehr ſtark iſt, und viel Waſſer giebt. Die zweyte, welche zugleich die oberſte iſt, giebt eben nicht viel Waſſer, ſie befindet ſich ſuͤdwaͤrts von der erſten, und die dritte iſt nahe dabey. Weiter unterwaͤrts liegt die vierte, die ziemlich ſtark iſt; die fuͤnfte iſt von dieſer einige Ellen entfernt, die ſechste aber in der Mitte; dieſe letztere ſpringt nicht beſtaͤndig auf einer Stelle, ſondern abwechſelnd an mehreren Or- ten. Die unterſte Quelle iſt die ſtaͤrkſte, und ſprudelt heftig. Das Waſſer iſt ſiedend heiß, ſo daß man Thie- re darin abbruͤhen kann. Der Dampf ſteigt wie aus einem kochenden Topfe empor, und dauert in der Rinne, worin das Waſſer herabfließt, zwey Buͤchſenſchuͤſſe weit fort. Die Seiten und der Boden der Rinne haben kei- nen Bodenſatz, aber es waͤchſt gruͤner Waſſerfaden (Con- ferva viridis) darin. Die in der Rinne liegenden Stei- ne, welche jetzt etwas uͤber die Oberflaͤche des Waſſers hervorſtanden, haben aber doch eine graue Kruſte, und in der Rinne ſelbſt fand ich lockere Steine, die man mit einem Meſſer ſchaben und anſtatt Kreide gebrauchen kann. Ich hielt einen Klumpen blauer Wolle, wie auch blaues Zuckerpapier ins Waſſer: beydes aͤnderte ſeine Farbe nicht: ein Zeichen, daß das Waſſer keine Saͤure enthaͤlt. Bleyzucker brachte im Waſſer keine weitere Ver- aͤnderung hervor, als daß es daſſelbe milchweißlich faͤrbte, und vom Chinapulver wurde es etwas braun. Im Gan- zen quillt das Waſſer ohne Abaͤnderung immer gleich ſtark; des Sommers ſoll es gleichwohl heißer ſeyn. Man kann weißes leinenes Zeug darin waſchen, ohne daß es ſich faͤrbt, und im Bade ſelbſt kann man Fleiſch kochen,

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/177>, abgerufen am 22.11.2024.