Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Dritte Abtheilung. Zweyter Abschnitt. das schmale tiefe Thal, durch welches wir von dem gegendem Cap liegenden niedrigeren, aber allmählig höher werdenden, Sandfelde nach Rothesand kamen, ist eine von den wenigen engen Vertiefungen oder Abgründen, welche die lange Bergkette bildet; man kann zwar mit einem Wagen hindurchfahren, aber doch nicht ohne alle Gefahr. An einigen Stellen ist sie so schmal, daß zwey Wagen einander nicht ausweichen können. In solchen engen Wegen machen die Fuhrleute mit ihren großen Peitschen ein entsetzliches Geklatsche, das man eine Mei- le weit hören kann, damit derjenige Wagen, welcher zuerst hineingekommen ist, ungehindert durchfahren kann, ehe ein andrer hineinfährt. Sobald wir über die Berge nach Rothesand ge- In Rothesand logirten wir bey de Wett, einem Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. das ſchmale tiefe Thal, durch welches wir von dem gegendem Cap liegenden niedrigeren, aber allmaͤhlig hoͤher werdenden, Sandfelde nach Rotheſand kamen, iſt eine von den wenigen engen Vertiefungen oder Abgruͤnden, welche die lange Bergkette bildet; man kann zwar mit einem Wagen hindurchfahren, aber doch nicht ohne alle Gefahr. An einigen Stellen iſt ſie ſo ſchmal, daß zwey Wagen einander nicht ausweichen koͤnnen. In ſolchen engen Wegen machen die Fuhrleute mit ihren großen Peitſchen ein entſetzliches Geklatſche, das man eine Mei- le weit hoͤren kann, damit derjenige Wagen, welcher zuerſt hineingekommen iſt, ungehindert durchfahren kann, ehe ein andrer hineinfaͤhrt. Sobald wir uͤber die Berge nach Rotheſand ge- In Rotheſand logirten wir bey de Wett, einem <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0170" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> das ſchmale tiefe Thal, durch welches wir von dem gegen<lb/> dem <placeName>Cap</placeName> liegenden niedrigeren, aber allmaͤhlig hoͤher<lb/> werdenden, Sandfelde nach <placeName>Rotheſand</placeName> kamen, iſt eine<lb/> von den wenigen engen Vertiefungen oder Abgruͤnden,<lb/> welche die lange Bergkette bildet; man kann zwar mit<lb/> einem Wagen hindurchfahren, aber doch nicht ohne alle<lb/> Gefahr. An einigen Stellen iſt ſie ſo ſchmal, daß zwey<lb/> Wagen einander nicht ausweichen koͤnnen. In ſolchen<lb/> engen Wegen machen die Fuhrleute mit ihren großen<lb/> Peitſchen ein entſetzliches Geklatſche, das man eine Mei-<lb/> le weit hoͤren kann, damit derjenige Wagen, welcher<lb/> zuerſt hineingekommen iſt, ungehindert durchfahren<lb/> kann, ehe ein andrer hineinfaͤhrt.</p><lb/> <p>Sobald wir uͤber die Berge nach <placeName>Rotheſand</placeName> ge-<lb/> kommen waren, ſchien uns das Land hier viel hoͤher, als<lb/> auf derjenigen Seite, woher wir kamen. An dem ei-<lb/> nen Ende ſchließt ſich dieſer Diſtrikt mit hohen Bergen,<lb/> welche die <placeName>Winterecke</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Winter-Hoek</placeName></hi>) heißen. Dieſer<lb/> Nahme hat ſeinen Urſprung daher, daß die Gipfel faſt<lb/> das ganze Jahr uͤber mit Schnee bedeckt ſind. Am an-<lb/> dern Ende iſt dieſe Gegend offen, und es laͤuft von da<lb/> eine Reihe Berge aus, welche die <placeName>Senfecke</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Moſtaards-<lb/> Hoek</placeName></hi>) heißen, und ſich mehr und mehr in der Breite<lb/> nach Suͤden ausdehnen.</p><lb/> <p>In <placeName>Rotheſand</placeName> logirten wir bey <persName>de Wett</persName>, einem<lb/> Abkoͤmmlinge von einer der Franzoͤſiſchen Familien, die<lb/> unter den allererſten Koloniſten waren, welche ſich in<lb/> dieſem Theile von <placeName>Afrika</placeName> niederließen, um Weinberge<lb/> anzulegen, und Fruchtbaͤume zu pflanzen. Um unſer<lb/> Zugvieh ſich ausruhen und etwas erhohlen zu laſſen,<lb/> brachten wir an dieſem angenehmen Orte beynahe ganze<lb/> vierzehn Tage zu. Dies gab uns Muße, nicht nur die<lb/> bereits geſammelten Kraͤuter und Samen in Ordnung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0170]
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
das ſchmale tiefe Thal, durch welches wir von dem gegen
dem Cap liegenden niedrigeren, aber allmaͤhlig hoͤher
werdenden, Sandfelde nach Rotheſand kamen, iſt eine
von den wenigen engen Vertiefungen oder Abgruͤnden,
welche die lange Bergkette bildet; man kann zwar mit
einem Wagen hindurchfahren, aber doch nicht ohne alle
Gefahr. An einigen Stellen iſt ſie ſo ſchmal, daß zwey
Wagen einander nicht ausweichen koͤnnen. In ſolchen
engen Wegen machen die Fuhrleute mit ihren großen
Peitſchen ein entſetzliches Geklatſche, das man eine Mei-
le weit hoͤren kann, damit derjenige Wagen, welcher
zuerſt hineingekommen iſt, ungehindert durchfahren
kann, ehe ein andrer hineinfaͤhrt.
Sobald wir uͤber die Berge nach Rotheſand ge-
kommen waren, ſchien uns das Land hier viel hoͤher, als
auf derjenigen Seite, woher wir kamen. An dem ei-
nen Ende ſchließt ſich dieſer Diſtrikt mit hohen Bergen,
welche die Winterecke (Winter-Hoek) heißen. Dieſer
Nahme hat ſeinen Urſprung daher, daß die Gipfel faſt
das ganze Jahr uͤber mit Schnee bedeckt ſind. Am an-
dern Ende iſt dieſe Gegend offen, und es laͤuft von da
eine Reihe Berge aus, welche die Senfecke (Moſtaards-
Hoek) heißen, und ſich mehr und mehr in der Breite
nach Suͤden ausdehnen.
In Rotheſand logirten wir bey de Wett, einem
Abkoͤmmlinge von einer der Franzoͤſiſchen Familien, die
unter den allererſten Koloniſten waren, welche ſich in
dieſem Theile von Afrika niederließen, um Weinberge
anzulegen, und Fruchtbaͤume zu pflanzen. Um unſer
Zugvieh ſich ausruhen und etwas erhohlen zu laſſen,
brachten wir an dieſem angenehmen Orte beynahe ganze
vierzehn Tage zu. Dies gab uns Muße, nicht nur die
bereits geſammelten Kraͤuter und Samen in Ordnung
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