Blase, und so leer, daß man sie nicht, gleich andern Insekten, auf Nadeln gespießt mit sich führen kann. -- Noch etwas, das ich vorher nicht gesehen hatte, waren die Neste der Finken oder Kernbeißer (Loxia). Diese sind von künstlich zusammen geflochtnen Grashalmen gemacht, hangen an Zweigen über den Sümpfen und Teichen, und haben einen langen, engen und schmalen Eingang, wie einen Hals, wodurch der Vogel ein- und ausgeht. Dieser Hals hindert die Raubvögel, zu den Jungen zu kommen, und das Wasser, über welchem das Nest an niedrigen Büschen und Sträuchen hängt, hält die Füchse und andre Raubthiere ab. -- Man hat hier auch einen Vogel, den man Nachtigall nennt; es ist aber keine Nachtigall, sondern ein Vogel, der den Gesang und die Manier verschiedner andrer Vögel nachahmt.
Das Rindvieh ist hier mehreren schlimmen Krank- heiten unterworfen, woran nicht selten manches Stück stirbt. Blutkrankheit (Blaar- oder Bloed-Ziekte) nennt man, wenn die Adern im ganzen Körper auf- schwellen. Aderlaß und starke Bewegung soll ein gutes Mittel dagegen seyn. Stirbt ein Stück Vieh an dieser Krankheit, so ist das Fleisch gar nicht zu gebrauchen. -- Die Schwammkrankheit (Spons-Ziekte) fängt damit an, daß zuerst ein Füß, und hernach der ganze Körper schwillt. Bisweilen hält sie drey Tage an; bisweilen tödtet sie aber auch binnen drey Stunden. Wenn der Fuß sogleich abgesägt wird, kann dem Tode vorgebeugt werden. Diese Krankheit scheint in der That aus keiner andern Ursache, als von dem Bisse einer Schlange her- zurühren, von welchen Thieren in den warmen Afrika- nischen Ländern eine so große Menge vorhanden ist. -- Die Lahmsucht (Lam-Ziekte) besteht darin, daß das Vieh nicht auf den Beinen stehen kann. Sie hat einen
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Blaſe, und ſo leer, daß man ſie nicht, gleich andern Inſekten, auf Nadeln geſpießt mit ſich fuͤhren kann. — Noch etwas, das ich vorher nicht geſehen hatte, waren die Neſte der Finken oder Kernbeißer (Loxia). Dieſe ſind von kuͤnſtlich zuſammen geflochtnen Grashalmen gemacht, hangen an Zweigen uͤber den Suͤmpfen und Teichen, und haben einen langen, engen und ſchmalen Eingang, wie einen Hals, wodurch der Vogel ein- und ausgeht. Dieſer Hals hindert die Raubvoͤgel, zu den Jungen zu kommen, und das Waſſer, uͤber welchem das Neſt an niedrigen Buͤſchen und Straͤuchen haͤngt, haͤlt die Fuͤchſe und andre Raubthiere ab. — Man hat hier auch einen Vogel, den man Nachtigall nennt; es iſt aber keine Nachtigall, ſondern ein Vogel, der den Geſang und die Manier verſchiedner andrer Voͤgel nachahmt.
Das Rindvieh iſt hier mehreren ſchlimmen Krank- heiten unterworfen, woran nicht ſelten manches Stuͤck ſtirbt. Blutkrankheit (Blaar- oder Bloed-Ziekte) nennt man, wenn die Adern im ganzen Koͤrper auf- ſchwellen. Aderlaß und ſtarke Bewegung ſoll ein gutes Mittel dagegen ſeyn. Stirbt ein Stuͤck Vieh an dieſer Krankheit, ſo iſt das Fleiſch gar nicht zu gebrauchen. — Die Schwammkrankheit (Spons-Ziekte) faͤngt damit an, daß zuerſt ein Fuͤß, und hernach der ganze Koͤrper ſchwillt. Bisweilen haͤlt ſie drey Tage an; bisweilen toͤdtet ſie aber auch binnen drey Stunden. Wenn der Fuß ſogleich abgeſaͤgt wird, kann dem Tode vorgebeugt werden. Dieſe Krankheit ſcheint in der That aus keiner andern Urſache, als von dem Biſſe einer Schlange her- zuruͤhren, von welchen Thieren in den warmen Afrika- niſchen Laͤndern eine ſo große Menge vorhanden iſt. — Die Lahmſucht (Lam-Ziekte) beſteht darin, daß das Vieh nicht auf den Beinen ſtehen kann. Sie hat einen
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Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Blaſe, und ſo leer, daß man ſie nicht, gleich andern
Inſekten, auf Nadeln geſpießt mit ſich fuͤhren kann. —
Noch etwas, das ich vorher nicht geſehen hatte, waren
die Neſte der Finken oder Kernbeißer (Loxia). Dieſe
ſind von kuͤnſtlich zuſammen geflochtnen Grashalmen
gemacht, hangen an Zweigen uͤber den Suͤmpfen und
Teichen, und haben einen langen, engen und ſchmalen
Eingang, wie einen Hals, wodurch der Vogel ein- und
ausgeht. Dieſer Hals hindert die Raubvoͤgel, zu den
Jungen zu kommen, und das Waſſer, uͤber welchem das
Neſt an niedrigen Buͤſchen und Straͤuchen haͤngt, haͤlt
die Fuͤchſe und andre Raubthiere ab. — Man hat hier
auch einen Vogel, den man Nachtigall nennt; es iſt aber
keine Nachtigall, ſondern ein Vogel, der den Geſang und
die Manier verſchiedner andrer Voͤgel nachahmt.
Das Rindvieh iſt hier mehreren ſchlimmen Krank-
heiten unterworfen, woran nicht ſelten manches Stuͤck
ſtirbt. Blutkrankheit (Blaar- oder Bloed-Ziekte)
nennt man, wenn die Adern im ganzen Koͤrper auf-
ſchwellen. Aderlaß und ſtarke Bewegung ſoll ein gutes
Mittel dagegen ſeyn. Stirbt ein Stuͤck Vieh an dieſer
Krankheit, ſo iſt das Fleiſch gar nicht zu gebrauchen. —
Die Schwammkrankheit (Spons-Ziekte) faͤngt damit
an, daß zuerſt ein Fuͤß, und hernach der ganze Koͤrper
ſchwillt. Bisweilen haͤlt ſie drey Tage an; bisweilen
toͤdtet ſie aber auch binnen drey Stunden. Wenn der
Fuß ſogleich abgeſaͤgt wird, kann dem Tode vorgebeugt
werden. Dieſe Krankheit ſcheint in der That aus keiner
andern Urſache, als von dem Biſſe einer Schlange her-
zuruͤhren, von welchen Thieren in den warmen Afrika-
niſchen Laͤndern eine ſo große Menge vorhanden iſt. —
Die Lahmſucht (Lam-Ziekte) beſteht darin, daß das
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/168>, abgerufen am 16.02.2025.
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