mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul- verkugeln und Hagel von verschiedner Gattung. Mit Schuhen versorgte ich mich auf vier Monathe, und dieser Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be- reitete Leder gar nicht stark ist, und die Schuh außerdem von den scharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey geschnitten und sehr bald abgenutzt werden.
Meine Reise-Equipage bestand in einem Reitpfer- de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines Rüstwagens mit Segeltuch überzogen war, und sechs Ochsen, welche die ganze Reise über vorgespannt werden sollten. Drey Reisegefährten gesellten sich zu mir: der oben bereits erwähnte Gärtner Auge, welcher schon acht- zehn, theils längere, theils kürzere Reisen ins Land ge- macht hatte, und jetzt mein treuer und sicherer Wegwei- ser seyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann, Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens Leonhardi, welcher diese beschwerliche Reise in der Absicht machte, um theils große Thiere, theils Vögel zu schie- ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen der eine unser Fuhrmann und der andre unser Ochsenlei- ter seyn sollte.
Wer hier zu Lande reiset, richtet das Fuhrwerk un- gefähr auf folgende Art ein. Man fährt auf einem gro- ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler kostet, und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch versehen ist. Vor diesen Wagen werden zehn bis zwölf Ochsen gespannt, die ein Fuhrmann mit einer langen Peitsche antreibt, und ein andrer Kerl durch Flüsse und vor Höfen vorbey, oder nach Höfen hin lenkt. Die Pferde sind hier zu dergleichen Gebrauch zu schwach, und finden auch in diesem ganzen Theile von Afrika we-
Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul- verkugeln und Hagel von verſchiedner Gattung. Mit Schuhen verſorgte ich mich auf vier Monathe, und dieſer Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be- reitete Leder gar nicht ſtark iſt, und die Schuh außerdem von den ſcharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey geſchnitten und ſehr bald abgenutzt werden.
Meine Reiſe-Equipage beſtand in einem Reitpfer- de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines Ruͤſtwagens mit Segeltuch uͤberzogen war, und ſechs Ochſen, welche die ganze Reiſe uͤber vorgeſpannt werden ſollten. Drey Reiſegefaͤhrten geſellten ſich zu mir: der oben bereits erwaͤhnte Gaͤrtner Auge, welcher ſchon acht- zehn, theils laͤngere, theils kuͤrzere Reiſen ins Land ge- macht hatte, und jetzt mein treuer und ſicherer Wegwei- ſer ſeyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann, Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens Leonhardi, welcher dieſe beſchwerliche Reiſe in der Abſicht machte, um theils große Thiere, theils Voͤgel zu ſchie- ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen der eine unſer Fuhrmann und der andre unſer Ochſenlei- ter ſeyn ſollte.
Wer hier zu Lande reiſet, richtet das Fuhrwerk un- gefaͤhr auf folgende Art ein. Man faͤhrt auf einem gro- ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler koſtet, und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch verſehen iſt. Vor dieſen Wagen werden zehn bis zwoͤlf Ochſen geſpannt, die ein Fuhrmann mit einer langen Peitſche antreibt, und ein andrer Kerl durch Fluͤſſe und vor Hoͤfen vorbey, oder nach Hoͤfen hin lenkt. Die Pferde ſind hier zu dergleichen Gebrauch zu ſchwach, und finden auch in dieſem ganzen Theile von Afrika we-
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Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
mit, imgleichen Schießgewehr, und eine Menge Pul-
verkugeln und Hagel von verſchiedner Gattung. Mit
Schuhen verſorgte ich mich auf vier Monathe, und
dieſer Artikel betrug nicht wenig, weil das in Indien be-
reitete Leder gar nicht ſtark iſt, und die Schuh außerdem
von den ſcharfen Steinen in den Gebirgen ganz entzwey
geſchnitten und ſehr bald abgenutzt werden.
Meine Reiſe-Equipage beſtand in einem Reitpfer-
de, einem Karren oder Wagen, der nach Art eines
Ruͤſtwagens mit Segeltuch uͤberzogen war, und ſechs
Ochſen, welche die ganze Reiſe uͤber vorgeſpannt werden
ſollten. Drey Reiſegefaͤhrten geſellten ſich zu mir: der
oben bereits erwaͤhnte Gaͤrtner Auge, welcher ſchon acht-
zehn, theils laͤngere, theils kuͤrzere Reiſen ins Land ge-
macht hatte, und jetzt mein treuer und ſicherer Wegwei-
ſer ſeyn wollte; Herr Immelmann, ein junger Mann,
Sohn eines Lieutenants; und ein Sergeant, Nahmens
Leonhardi, welcher dieſe beſchwerliche Reiſe in der Abſicht
machte, um theils große Thiere, theils Voͤgel zu ſchie-
ßen, und endlich zwey zahme Hottentotten, von denen
der eine unſer Fuhrmann und der andre unſer Ochſenlei-
ter ſeyn ſollte.
Wer hier zu Lande reiſet, richtet das Fuhrwerk un-
gefaͤhr auf folgende Art ein. Man faͤhrt auf einem gro-
ßen Wagen, der hundert und zwanzig bis hundert und
vierzig, ja wohl gar zweyhundert Reichsthaler koſtet,
und mit einem Zelte von Sackleinwand oder Segeltuch
verſehen iſt. Vor dieſen Wagen werden zehn bis zwoͤlf
Ochſen geſpannt, die ein Fuhrmann mit einer langen
Peitſche antreibt, und ein andrer Kerl durch Fluͤſſe und
vor Hoͤfen vorbey, oder nach Hoͤfen hin lenkt. Die
Pferde ſind hier zu dergleichen Gebrauch zu ſchwach,
und finden auch in dieſem ganzen Theile von Afrika we-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/160>, abgerufen am 25.11.2024.
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