rückt er zugleich den Pflock aus dem Loche des Stocks, und die Thür fällt nieder, schließt den Eingang zu, und sperrt den Wolf gefangen ein.
Es wird hier auf dem Lande sehr viel Butter ge- macht. Des Sommers buttert man jeden Tag, des Winters aber nur alle zwey oder drey Tage. Zur Winterzeit gießt man warmes Wasser ins Butterfaß, damit sich die Milch geschwinder buttern lasse. Das Butterfaß hat die Gestalt eines langen abgestumpften Kegels, ist also unten weiter als oben, und oben setzt man eine hölzerne Schale mit hohem Rande los hinein, damit während des Butterns nichts herausspritze.
Das Gras ist hier nicht im Ueberfluß. Die Erde ist damit bey weitem nicht so dicht bewachsen, als in Eu- ropa, wo es mit seinen mancherley Blumen sie wie mit dem schönsten Teppiche bedeckt; sondern es steht sehr dünn, und dazwischen sieht man nichts als Sand. Man kann sich nicht einmahl mit Vergnügen darauf nieder- legen, um auszuruhen.
Dies führt mich auf den Gebrauch, den man von ver- schiednen hiesigen Gewächsen theils in der Haushaltung, theils in der Arzneykunst oder auch als Futter für das Vieh und andre Thiere macht. Die Blätter des Aethiopischen Schlangenkrauts (Calla aethiopica), welches sogar in den schmalen Wassergräben draußen vor den Gärten zu Cap wächst, dient zur Nahrung des Afrikanischen Stachel- schweins, oder sogenannten Eisenschweins (Yzer-Varken). Die Wurzel vom stachligen Bärenfuß (Arctopus echi- natus), der nicht nur am Cap, sondern auch anderwärts wächst, wird als ein vortreffliches blutreinigendes Mittel in Gestalt eines Decocts, sogar gegen die Gonorrhöe gebraucht. Diese Wurzel ist nicht dicht oder fest, und enthält ein ganz weißes und reines Harz. Die Wurzel
Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
ruͤckt er zugleich den Pflock aus dem Loche des Stocks, und die Thuͤr faͤllt nieder, ſchließt den Eingang zu, und ſperrt den Wolf gefangen ein.
Es wird hier auf dem Lande ſehr viel Butter ge- macht. Des Sommers buttert man jeden Tag, des Winters aber nur alle zwey oder drey Tage. Zur Winterzeit gießt man warmes Waſſer ins Butterfaß, damit ſich die Milch geſchwinder buttern laſſe. Das Butterfaß hat die Geſtalt eines langen abgeſtumpften Kegels, iſt alſo unten weiter als oben, und oben ſetzt man eine hoͤlzerne Schale mit hohem Rande los hinein, damit waͤhrend des Butterns nichts herausſpritze.
Das Gras iſt hier nicht im Ueberfluß. Die Erde iſt damit bey weitem nicht ſo dicht bewachſen, als in Eu- ropa, wo es mit ſeinen mancherley Blumen ſie wie mit dem ſchoͤnſten Teppiche bedeckt; ſondern es ſteht ſehr duͤnn, und dazwiſchen ſieht man nichts als Sand. Man kann ſich nicht einmahl mit Vergnuͤgen darauf nieder- legen, um auszuruhen.
Dies fuͤhrt mich auf den Gebrauch, den man von ver- ſchiednen hieſigen Gewaͤchſen theils in der Haushaltung, theils in der Arzneykunſt oder auch als Futter fuͤr das Vieh und andre Thiere macht. Die Blaͤtter des Aethiopiſchen Schlangenkrauts (Calla aethiopica), welches ſogar in den ſchmalen Waſſergraͤben draußen vor den Gaͤrten zu Cap waͤchſt, dient zur Nahrung des Afrikaniſchen Stachel- ſchweins, oder ſogenannten Eiſenſchweins (Yzer-Varken). Die Wurzel vom ſtachligen Baͤrenfuß (Arctopus echi- natus), der nicht nur am Cap, ſondern auch anderwaͤrts waͤchſt, wird als ein vortreffliches blutreinigendes Mittel in Geſtalt eines Decocts, ſogar gegen die Gonorrhoͤe gebraucht. Dieſe Wurzel iſt nicht dicht oder feſt, und enthaͤlt ein ganz weißes und reines Harz. Die Wurzel
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0152"n="124"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/>
ruͤckt er zugleich den Pflock aus dem Loche des Stocks,<lb/>
und die Thuͤr faͤllt nieder, ſchließt den Eingang zu, und<lb/>ſperrt den Wolf gefangen ein.</p><lb/><p>Es wird hier auf dem Lande ſehr viel Butter ge-<lb/>
macht. Des Sommers buttert man jeden Tag, des<lb/>
Winters aber nur alle zwey oder drey Tage. Zur<lb/>
Winterzeit gießt man warmes Waſſer ins Butterfaß,<lb/>
damit ſich die Milch geſchwinder buttern laſſe. Das<lb/>
Butterfaß hat die Geſtalt eines langen abgeſtumpften<lb/>
Kegels, iſt alſo unten weiter als oben, und oben ſetzt<lb/>
man eine hoͤlzerne Schale mit hohem Rande los hinein,<lb/>
damit waͤhrend des Butterns nichts herausſpritze.</p><lb/><p>Das Gras iſt hier nicht im Ueberfluß. Die Erde<lb/>
iſt damit bey weitem nicht ſo dicht bewachſen, als in <placeName>Eu-<lb/>
ropa</placeName>, wo es mit ſeinen mancherley Blumen ſie wie mit<lb/>
dem ſchoͤnſten Teppiche bedeckt; ſondern es ſteht ſehr<lb/>
duͤnn, und dazwiſchen ſieht man nichts als Sand. Man<lb/>
kann ſich nicht einmahl mit Vergnuͤgen darauf nieder-<lb/>
legen, um auszuruhen.</p><lb/><p>Dies fuͤhrt mich auf den Gebrauch, den man von ver-<lb/>ſchiednen hieſigen Gewaͤchſen theils in der Haushaltung,<lb/>
theils in der Arzneykunſt oder auch als Futter fuͤr das Vieh<lb/>
und andre Thiere macht. Die Blaͤtter des Aethiopiſchen<lb/>
Schlangenkrauts (<hirendition="#aq">Calla aethiopica</hi>), welches ſogar in den<lb/>ſchmalen Waſſergraͤben draußen vor den Gaͤrten zu <placeName>Cap</placeName><lb/>
waͤchſt, dient zur Nahrung des Afrikaniſchen Stachel-<lb/>ſchweins, oder ſogenannten Eiſenſchweins (<hirendition="#aq">Yzer-Varken</hi>).<lb/>
Die Wurzel vom ſtachligen Baͤrenfuß (<hirendition="#aq">Arctopus echi-<lb/>
natus</hi>), der nicht nur am <placeName>Cap</placeName>, ſondern auch anderwaͤrts<lb/>
waͤchſt, wird als ein vortreffliches blutreinigendes Mittel<lb/>
in Geſtalt eines Decocts, ſogar gegen die Gonorrhoͤe<lb/>
gebraucht. Dieſe Wurzel iſt nicht dicht oder feſt, und<lb/>
enthaͤlt ein ganz weißes und reines Harz. Die Wurzel<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[124/0152]
Zweyte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
ruͤckt er zugleich den Pflock aus dem Loche des Stocks,
und die Thuͤr faͤllt nieder, ſchließt den Eingang zu, und
ſperrt den Wolf gefangen ein.
Es wird hier auf dem Lande ſehr viel Butter ge-
macht. Des Sommers buttert man jeden Tag, des
Winters aber nur alle zwey oder drey Tage. Zur
Winterzeit gießt man warmes Waſſer ins Butterfaß,
damit ſich die Milch geſchwinder buttern laſſe. Das
Butterfaß hat die Geſtalt eines langen abgeſtumpften
Kegels, iſt alſo unten weiter als oben, und oben ſetzt
man eine hoͤlzerne Schale mit hohem Rande los hinein,
damit waͤhrend des Butterns nichts herausſpritze.
Das Gras iſt hier nicht im Ueberfluß. Die Erde
iſt damit bey weitem nicht ſo dicht bewachſen, als in Eu-
ropa, wo es mit ſeinen mancherley Blumen ſie wie mit
dem ſchoͤnſten Teppiche bedeckt; ſondern es ſteht ſehr
duͤnn, und dazwiſchen ſieht man nichts als Sand. Man
kann ſich nicht einmahl mit Vergnuͤgen darauf nieder-
legen, um auszuruhen.
Dies fuͤhrt mich auf den Gebrauch, den man von ver-
ſchiednen hieſigen Gewaͤchſen theils in der Haushaltung,
theils in der Arzneykunſt oder auch als Futter fuͤr das Vieh
und andre Thiere macht. Die Blaͤtter des Aethiopiſchen
Schlangenkrauts (Calla aethiopica), welches ſogar in den
ſchmalen Waſſergraͤben draußen vor den Gaͤrten zu Cap
waͤchſt, dient zur Nahrung des Afrikaniſchen Stachel-
ſchweins, oder ſogenannten Eiſenſchweins (Yzer-Varken).
Die Wurzel vom ſtachligen Baͤrenfuß (Arctopus echi-
natus), der nicht nur am Cap, ſondern auch anderwaͤrts
waͤchſt, wird als ein vortreffliches blutreinigendes Mittel
in Geſtalt eines Decocts, ſogar gegen die Gonorrhoͤe
gebraucht. Dieſe Wurzel iſt nicht dicht oder feſt, und
enthaͤlt ein ganz weißes und reines Harz. Die Wurzel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/152>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.