sigen Schafe sind alle von der Afrikanischen oder breitge- schwänzten Gattung. Ihre Wolle ist nicht vorzüglich, und wird weder zu Tuch noch andern besonders guten Zeu- gen gebraucht, noch weniger ausgeführt. Herr Hem- mingh hat sich aber doch vor einigen Jahren ein Stück Tuch zu einem ganzen Kleide aus solcher Wolle weben lassen. Von den Knochen der Schafbeine macht man hier auf dem Lande sowohl, als in der Stadt selbst, ei- nen sehr auffallenden Gebrauch. Man stellt sie um die an der Gasse stehenden Bäume im Kreise herum, oder auch wohl zur Scheide zwischen die Blumenbeete in den Gärten. Hier machen sie einen artigen Zierrath, in- dem das Ende des Angelgelenkes (Articulatio Ginglymi) allezeit nach oben gekehrt ist.
Die Wölfe fängt man hier auf eine artige und be- queme Weise. Man mauert von Ziegelsteinen, oder auch wohl nur von Lehmsteinen, ein viereckiges Haus, entweder in Quadrat oder in länglicher Gestalt, auf, und giebt ihm Mannshöhe, manchmahl auch noch größere Höhe. Man deckt kein Dach, sondern legt nur einige schmale Stücke Holz drüber her. Nach vorn läßt man eine niedrige Oeffnung mit einer Fallthür. Inwendig ins Haus legt man etwas Luder, um welches man einen Strick bindet, der an einem hölzernen Pflocke befestigt wird. Diesen Pflock zieht man nebst dem daran befestig- ten Stricke durch die Hinterwand, und steckt ihn in einen Klotz, der auswendig an der Wand herunterhängt, und an dessen oberem Ende ein andrer Strick angebracht ist. Dieser Strick geht über das Dach nach der Vor- derseite des Hauses, und wird in der Fallthür befestiget, welche damit über der Oeffnung in die Höhe gehalten wird. Wenn nun der Wolf durch die Oeffnung in das Haus gekommen ist, und anfängt das Luder zu bewegen, so
Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
ſigen Schafe ſind alle von der Afrikaniſchen oder breitge- ſchwaͤnzten Gattung. Ihre Wolle iſt nicht vorzuͤglich, und wird weder zu Tuch noch andern beſonders guten Zeu- gen gebraucht, noch weniger ausgefuͤhrt. Herr Hem- mingh hat ſich aber doch vor einigen Jahren ein Stuͤck Tuch zu einem ganzen Kleide aus ſolcher Wolle weben laſſen. Von den Knochen der Schafbeine macht man hier auf dem Lande ſowohl, als in der Stadt ſelbſt, ei- nen ſehr auffallenden Gebrauch. Man ſtellt ſie um die an der Gaſſe ſtehenden Baͤume im Kreiſe herum, oder auch wohl zur Scheide zwiſchen die Blumenbeete in den Gaͤrten. Hier machen ſie einen artigen Zierrath, in- dem das Ende des Angelgelenkes (Articulatio Ginglymi) allezeit nach oben gekehrt iſt.
Die Woͤlfe faͤngt man hier auf eine artige und be- queme Weiſe. Man mauert von Ziegelſteinen, oder auch wohl nur von Lehmſteinen, ein viereckiges Haus, entweder in Quadrat oder in laͤnglicher Geſtalt, auf, und giebt ihm Mannshoͤhe, manchmahl auch noch groͤßere Hoͤhe. Man deckt kein Dach, ſondern legt nur einige ſchmale Stuͤcke Holz druͤber her. Nach vorn laͤßt man eine niedrige Oeffnung mit einer Fallthuͤr. Inwendig ins Haus legt man etwas Luder, um welches man einen Strick bindet, der an einem hoͤlzernen Pflocke befeſtigt wird. Dieſen Pflock zieht man nebſt dem daran befeſtig- ten Stricke durch die Hinterwand, und ſteckt ihn in einen Klotz, der auswendig an der Wand herunterhaͤngt, und an deſſen oberem Ende ein andrer Strick angebracht iſt. Dieſer Strick geht uͤber das Dach nach der Vor- derſeite des Hauſes, und wird in der Fallthuͤr befeſtiget, welche damit uͤber der Oeffnung in die Hoͤhe gehalten wird. Wenn nun der Wolf durch die Oeffnung in das Haus gekommen iſt, und anfaͤngt das Luder zu bewegen, ſo
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Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
ſigen Schafe ſind alle von der Afrikaniſchen oder breitge-
ſchwaͤnzten Gattung. Ihre Wolle iſt nicht vorzuͤglich,
und wird weder zu Tuch noch andern beſonders guten Zeu-
gen gebraucht, noch weniger ausgefuͤhrt. Herr Hem-
mingh hat ſich aber doch vor einigen Jahren ein Stuͤck
Tuch zu einem ganzen Kleide aus ſolcher Wolle weben
laſſen. Von den Knochen der Schafbeine macht man
hier auf dem Lande ſowohl, als in der Stadt ſelbſt, ei-
nen ſehr auffallenden Gebrauch. Man ſtellt ſie um die
an der Gaſſe ſtehenden Baͤume im Kreiſe herum, oder
auch wohl zur Scheide zwiſchen die Blumenbeete in den
Gaͤrten. Hier machen ſie einen artigen Zierrath, in-
dem das Ende des Angelgelenkes (Articulatio Ginglymi)
allezeit nach oben gekehrt iſt.
Die Woͤlfe faͤngt man hier auf eine artige und be-
queme Weiſe. Man mauert von Ziegelſteinen, oder
auch wohl nur von Lehmſteinen, ein viereckiges Haus,
entweder in Quadrat oder in laͤnglicher Geſtalt, auf, und
giebt ihm Mannshoͤhe, manchmahl auch noch groͤßere
Hoͤhe. Man deckt kein Dach, ſondern legt nur einige
ſchmale Stuͤcke Holz druͤber her. Nach vorn laͤßt man
eine niedrige Oeffnung mit einer Fallthuͤr. Inwendig
ins Haus legt man etwas Luder, um welches man einen
Strick bindet, der an einem hoͤlzernen Pflocke befeſtigt
wird. Dieſen Pflock zieht man nebſt dem daran befeſtig-
ten Stricke durch die Hinterwand, und ſteckt ihn in einen
Klotz, der auswendig an der Wand herunterhaͤngt,
und an deſſen oberem Ende ein andrer Strick angebracht
iſt. Dieſer Strick geht uͤber das Dach nach der Vor-
derſeite des Hauſes, und wird in der Fallthuͤr befeſtiget,
welche damit uͤber der Oeffnung in die Hoͤhe gehalten wird.
Wenn nun der Wolf durch die Oeffnung in das Haus
gekommen iſt, und anfaͤngt das Luder zu bewegen, ſo
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/151>, abgerufen am 16.02.2025.
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