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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Einige kleine Reisen vom Cap ins Land.
derlassen und ansiedeln will, ist daher, schwarze oder Gar-
tenerde aufzusuchen und nachzuspüren, ob sich in der
Nachbarschaft etwas Wasser findet. Das von den Ber-
gen zu den unten liegenden Höfen herabfließende Wasser
wird oft durch Kunst dahin, wo man es gebrauchen will,
geleitet, zum Exempel nach Wasserkünsten, nach Gär-
ten, um sie bey eintretender Dürre zu bewässern, oder
nach angelegten Fischteichen. Dasjenige Wasser, wel-
ches auf dem Felde unterhalb der Berge sich in Bäche
sammelt, die hin und wieder so tief werden, daß man Fäh-
ren oder Böte, um überzukommen, gebrauchen muß,
wissen die Landleute durch Dämme aufzufassen, und in
ihre an solchen Bächen liegende Weinberge oder vielmehr
Weingärten zu leiten, welche alsdann bey langsamen Ab-
flusse des Wassers zugleich gedünget und fruchtbarer ge-
macht werden.

In der Gegend von Paarl blühet der Weinbau sehr,
und man sieht hier Weinstöcke, die funfzig Jahr alt sind.
Eine Weinrebe trägt, der mir davon gemachten Erzäh-
lung zufolge, schon im ersten Jahre, nachdem sie ge-
pflanzt ist, Frucht, und im dritten Jahre liefert sie be-
reits eine völlige Ernte. Die Weinstöcke hält man hier
durchgängig niedrig, um sie zu zwingen, daß sie recht
große Trauben tragen. Die Weinberge werden alle
Jahr umgegraben, jedoch so, daß die Weinstöcke nicht
beschädigt werden. Beym Düngen gräbt man die Erde
um den Weinstock auf und räumt sie weg, so daß eine
Grube entsteht, worin der Mist gelegt wird. Wenn
ein Weinstock ausgeht, so beugt man eine Ranke von
dem nächst dabey stehenden herunter in das Loch, die
alsdann sehr bald Wurzel fasset, und hernach vom
Mutterstocke abgeschnitten und zum eignen Weinstocke
wird.


Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land.
derlaſſen und anſiedeln will, iſt daher, ſchwarze oder Gar-
tenerde aufzuſuchen und nachzuſpuͤren, ob ſich in der
Nachbarſchaft etwas Waſſer findet. Das von den Ber-
gen zu den unten liegenden Hoͤfen herabfließende Waſſer
wird oft durch Kunſt dahin, wo man es gebrauchen will,
geleitet, zum Exempel nach Waſſerkuͤnſten, nach Gaͤr-
ten, um ſie bey eintretender Duͤrre zu bewaͤſſern, oder
nach angelegten Fiſchteichen. Dasjenige Waſſer, wel-
ches auf dem Felde unterhalb der Berge ſich in Baͤche
ſammelt, die hin und wieder ſo tief werden, daß man Faͤh-
ren oder Boͤte, um uͤberzukommen, gebrauchen muß,
wiſſen die Landleute durch Daͤmme aufzufaſſen, und in
ihre an ſolchen Baͤchen liegende Weinberge oder vielmehr
Weingaͤrten zu leiten, welche alsdann bey langſamen Ab-
fluſſe des Waſſers zugleich geduͤnget und fruchtbarer ge-
macht werden.

In der Gegend von Paarl bluͤhet der Weinbau ſehr,
und man ſieht hier Weinſtoͤcke, die funfzig Jahr alt ſind.
Eine Weinrebe traͤgt, der mir davon gemachten Erzaͤh-
lung zufolge, ſchon im erſten Jahre, nachdem ſie ge-
pflanzt iſt, Frucht, und im dritten Jahre liefert ſie be-
reits eine voͤllige Ernte. Die Weinſtoͤcke haͤlt man hier
durchgaͤngig niedrig, um ſie zu zwingen, daß ſie recht
große Trauben tragen. Die Weinberge werden alle
Jahr umgegraben, jedoch ſo, daß die Weinſtoͤcke nicht
beſchaͤdigt werden. Beym Duͤngen graͤbt man die Erde
um den Weinſtock auf und raͤumt ſie weg, ſo daß eine
Grube entſteht, worin der Miſt gelegt wird. Wenn
ein Weinſtock ausgeht, ſo beugt man eine Ranke von
dem naͤchſt dabey ſtehenden herunter in das Loch, die
alsdann ſehr bald Wurzel faſſet, und hernach vom
Mutterſtocke abgeſchnitten und zum eignen Weinſtocke
wird.


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[121/0149] Einige kleine Reiſen vom Cap ins Land. derlaſſen und anſiedeln will, iſt daher, ſchwarze oder Gar- tenerde aufzuſuchen und nachzuſpuͤren, ob ſich in der Nachbarſchaft etwas Waſſer findet. Das von den Ber- gen zu den unten liegenden Hoͤfen herabfließende Waſſer wird oft durch Kunſt dahin, wo man es gebrauchen will, geleitet, zum Exempel nach Waſſerkuͤnſten, nach Gaͤr- ten, um ſie bey eintretender Duͤrre zu bewaͤſſern, oder nach angelegten Fiſchteichen. Dasjenige Waſſer, wel- ches auf dem Felde unterhalb der Berge ſich in Baͤche ſammelt, die hin und wieder ſo tief werden, daß man Faͤh- ren oder Boͤte, um uͤberzukommen, gebrauchen muß, wiſſen die Landleute durch Daͤmme aufzufaſſen, und in ihre an ſolchen Baͤchen liegende Weinberge oder vielmehr Weingaͤrten zu leiten, welche alsdann bey langſamen Ab- fluſſe des Waſſers zugleich geduͤnget und fruchtbarer ge- macht werden. In der Gegend von Paarl bluͤhet der Weinbau ſehr, und man ſieht hier Weinſtoͤcke, die funfzig Jahr alt ſind. Eine Weinrebe traͤgt, der mir davon gemachten Erzaͤh- lung zufolge, ſchon im erſten Jahre, nachdem ſie ge- pflanzt iſt, Frucht, und im dritten Jahre liefert ſie be- reits eine voͤllige Ernte. Die Weinſtoͤcke haͤlt man hier durchgaͤngig niedrig, um ſie zu zwingen, daß ſie recht große Trauben tragen. Die Weinberge werden alle Jahr umgegraben, jedoch ſo, daß die Weinſtoͤcke nicht beſchaͤdigt werden. Beym Duͤngen graͤbt man die Erde um den Weinſtock auf und raͤumt ſie weg, ſo daß eine Grube entſteht, worin der Miſt gelegt wird. Wenn ein Weinſtock ausgeht, ſo beugt man eine Ranke von dem naͤchſt dabey ſtehenden herunter in das Loch, die alsdann ſehr bald Wurzel faſſet, und hernach vom Mutterſtocke abgeſchnitten und zum eignen Weinſtocke wird.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/149>, abgerufen am 25.11.2024.