Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Aufenthalt in der Capstadt. daten nicht nur verschanzt, sondern auch mit großen,auf diese ihre Feinde herabgewälzten Steinen, lange vertheidigt hatten. Auf zwey Kolonistenhöfen hatten sie das Vieh geraubt, die Bauern todtgeschlagen, die Häuser geplündert, und sich mit Schießgewehr versehen. Sie leugneten ihr Verbrechen nicht, sagten aber, sie hätten sich dazu gezwungen gesehen, weil die Europäer jährlich mehr und mehr von ihrem Lande und ihren Be- sitzungen wegnähmen, sie in die Enge trieben, und im- mer tiefer ins Land hinein drängten, wo sie von andern Hottentotten wieder weggejagt oder ermordet würden. Diese Hottentotten waren von den sogenannten Busch- männern (Bosch-Mannen), und schwarzbrauner Farbe. Einige gingen ganz nackt, und hatten nur eine Binde um den Leib, die vorn die Schamtheile bedeckte. Ueber den Rücken hatten einige ein los hangendes Schaffell, das vorn kaum an einander reichte, und oben über den Kopf in Form einer Klappe oder Kutte hinaufging. Die Weiber trugen ihre Kinder auf dem Rücken, und schon Mädchen von eilf bis zwölf Jahren waren mit Kindern versehen. Das Weibsvolk hatte Ohrgehänge in den Ohren, und um die Armgelenke breite metallne Ringe. Der Mund stand bey diesen Leuten weit hervor, so wie auch die Kinnbacken, und sie hatten daher unglaublich viel Aehnlichkeit mit Affen. Nachdem sie zu Cap einige Zeit im Gefängnisse gesessen hatten, wurden sie zuletzt blaß und beynahe weiß. Den 28. Junius feyerten die hiesigen Javaner ihr Aufenthalt in der Capſtadt. daten nicht nur verſchanzt, ſondern auch mit großen,auf dieſe ihre Feinde herabgewaͤlzten Steinen, lange vertheidigt hatten. Auf zwey Koloniſtenhoͤfen hatten ſie das Vieh geraubt, die Bauern todtgeſchlagen, die Haͤuſer gepluͤndert, und ſich mit Schießgewehr verſehen. Sie leugneten ihr Verbrechen nicht, ſagten aber, ſie haͤtten ſich dazu gezwungen geſehen, weil die Europaͤer jaͤhrlich mehr und mehr von ihrem Lande und ihren Be- ſitzungen wegnaͤhmen, ſie in die Enge trieben, und im- mer tiefer ins Land hinein draͤngten, wo ſie von andern Hottentotten wieder weggejagt oder ermordet wuͤrden. Dieſe Hottentotten waren von den ſogenannten Buſch- maͤnnern (Boſch-Mannen), und ſchwarzbrauner Farbe. Einige gingen ganz nackt, und hatten nur eine Binde um den Leib, die vorn die Schamtheile bedeckte. Ueber den Ruͤcken hatten einige ein los hangendes Schaffell, das vorn kaum an einander reichte, und oben uͤber den Kopf in Form einer Klappe oder Kutte hinaufging. Die Weiber trugen ihre Kinder auf dem Ruͤcken, und ſchon Maͤdchen von eilf bis zwoͤlf Jahren waren mit Kindern verſehen. Das Weibsvolk hatte Ohrgehaͤnge in den Ohren, und um die Armgelenke breite metallne Ringe. Der Mund ſtand bey dieſen Leuten weit hervor, ſo wie auch die Kinnbacken, und ſie hatten daher unglaublich viel Aehnlichkeit mit Affen. Nachdem ſie zu Cap einige Zeit im Gefaͤngniſſe geſeſſen hatten, wurden ſie zuletzt blaß und beynahe weiß. Den 28. Junius feyerten die hieſigen Javaner ihr <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0145" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Aufenthalt in der <placeName>Capſtadt</placeName>.</hi></fw><lb/> daten nicht nur verſchanzt, ſondern auch mit großen,<lb/> auf dieſe ihre Feinde herabgewaͤlzten Steinen, lange<lb/> vertheidigt hatten. Auf zwey Koloniſtenhoͤfen hatten<lb/> ſie das Vieh geraubt, die Bauern todtgeſchlagen, die<lb/> Haͤuſer gepluͤndert, und ſich mit Schießgewehr verſehen.<lb/> Sie leugneten ihr Verbrechen nicht, ſagten aber, ſie<lb/> haͤtten ſich dazu gezwungen geſehen, weil die Europaͤer<lb/> jaͤhrlich mehr und mehr von ihrem Lande und ihren Be-<lb/> ſitzungen wegnaͤhmen, ſie in die Enge trieben, und im-<lb/> mer tiefer ins Land hinein draͤngten, wo ſie von andern<lb/> Hottentotten wieder weggejagt oder ermordet wuͤrden.<lb/> Dieſe Hottentotten waren von den ſogenannten Buſch-<lb/> maͤnnern (<hi rendition="#aq">Boſch-Mannen</hi>), und ſchwarzbrauner Farbe.<lb/> Einige gingen ganz nackt, und hatten nur eine Binde<lb/> um den Leib, die vorn die Schamtheile bedeckte. Ueber<lb/> den Ruͤcken hatten einige ein los hangendes Schaffell,<lb/> das vorn kaum an einander reichte, und oben uͤber den<lb/> Kopf in Form einer Klappe oder Kutte hinaufging. Die<lb/> Weiber trugen ihre Kinder auf dem Ruͤcken, und ſchon<lb/> Maͤdchen von eilf bis zwoͤlf Jahren waren mit Kindern<lb/> verſehen. Das Weibsvolk hatte Ohrgehaͤnge in den<lb/> Ohren, und um die Armgelenke breite metallne Ringe.<lb/> Der Mund ſtand bey dieſen Leuten weit hervor, ſo wie<lb/> auch die Kinnbacken, und ſie hatten daher unglaublich<lb/> viel Aehnlichkeit mit Affen. Nachdem ſie zu <placeName>Cap</placeName> einige<lb/> Zeit im Gefaͤngniſſe geſeſſen hatten, wurden ſie zuletzt<lb/> blaß und beynahe weiß.</p><lb/> <p>Den 28. Junius feyerten die hieſigen Javaner ihr<lb/> Neujahr. In einem ihrer Haͤuſer hatten ſie ein Zim-<lb/> mer mit Decken ausgeſchmuͤckt, womit Waͤnde und Bo-<lb/> den bekleidet waren. Nach vorn, etwas von der Wand<lb/> ab, war ein Altar errichtet, auf dem in der Mitte ein<lb/> Pfeiler ſtand, welcher bis an die Decke des Zimmers<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0145]
Aufenthalt in der Capſtadt.
daten nicht nur verſchanzt, ſondern auch mit großen,
auf dieſe ihre Feinde herabgewaͤlzten Steinen, lange
vertheidigt hatten. Auf zwey Koloniſtenhoͤfen hatten
ſie das Vieh geraubt, die Bauern todtgeſchlagen, die
Haͤuſer gepluͤndert, und ſich mit Schießgewehr verſehen.
Sie leugneten ihr Verbrechen nicht, ſagten aber, ſie
haͤtten ſich dazu gezwungen geſehen, weil die Europaͤer
jaͤhrlich mehr und mehr von ihrem Lande und ihren Be-
ſitzungen wegnaͤhmen, ſie in die Enge trieben, und im-
mer tiefer ins Land hinein draͤngten, wo ſie von andern
Hottentotten wieder weggejagt oder ermordet wuͤrden.
Dieſe Hottentotten waren von den ſogenannten Buſch-
maͤnnern (Boſch-Mannen), und ſchwarzbrauner Farbe.
Einige gingen ganz nackt, und hatten nur eine Binde
um den Leib, die vorn die Schamtheile bedeckte. Ueber
den Ruͤcken hatten einige ein los hangendes Schaffell,
das vorn kaum an einander reichte, und oben uͤber den
Kopf in Form einer Klappe oder Kutte hinaufging. Die
Weiber trugen ihre Kinder auf dem Ruͤcken, und ſchon
Maͤdchen von eilf bis zwoͤlf Jahren waren mit Kindern
verſehen. Das Weibsvolk hatte Ohrgehaͤnge in den
Ohren, und um die Armgelenke breite metallne Ringe.
Der Mund ſtand bey dieſen Leuten weit hervor, ſo wie
auch die Kinnbacken, und ſie hatten daher unglaublich
viel Aehnlichkeit mit Affen. Nachdem ſie zu Cap einige
Zeit im Gefaͤngniſſe geſeſſen hatten, wurden ſie zuletzt
blaß und beynahe weiß.
Den 28. Junius feyerten die hieſigen Javaner ihr
Neujahr. In einem ihrer Haͤuſer hatten ſie ein Zim-
mer mit Decken ausgeſchmuͤckt, womit Waͤnde und Bo-
den bekleidet waren. Nach vorn, etwas von der Wand
ab, war ein Altar errichtet, auf dem in der Mitte ein
Pfeiler ſtand, welcher bis an die Decke des Zimmers
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |