Jahr wird die Hälfte dieser Summe angewiesen, nachdem man vorher genau ausgerechnet hat, wie viel tausend Mandeln man nach jedesmahligem gangbarem Preise für das Geld bekommen kann. Diese Summe ist da- her allezeit gleich, aber die Menge der Mandeln ist nach Verschiedenheit des Preises unterschieden. Die Kran- ken bekommen indessen, diese Menge sey groß oder klein, immer gleich viel, nämlich wenig oder gar nichts. Für jeden, der im Hospitale eine Salbcur gebraucht, be- kommt der Feldscheer acht Reichsthaler, und zwey Reichsthaler bezahlt der Patient für Arzney, genießt also die Cur doch nicht umsonst.
Der Garten der Compagnie ist 996 Schritt lang und 261 breit, und hat 44 Abtheilungen oder Quar- tiere, die durch Hecken abgesondert werden, welche meistentheils aus Eichen, zum Theil auch aus gewöhn- lichem Lorbeer (Laurus nobilis) bestehen. Diese Lor- beerbäume sind mehrere Ellen hoch. Ich bemerkte hier, daß die rauhe Royene (Royena villosa), welche bey ei- ner solchen Eiche stand, einen Zweig gerade durch den Stamm der Eiche getrieben hatte, in welchem sie jetzt als ein parasitisches Gewächs sich befand. Eben so be- merkte ich in einem andern Garten, wo eine hölzerne Bank zwischen zwey Bäumen festgenagelt war, daß die Borke des einen Baums über die Bank wie ein Löcher- schwamm (Boletus) hingewachsen war, und die Bank festhielt. Der Garten der Compagnie ist übrigens zum öffentlichen Spatzierplatze immer geöffnet. In der ober- halb desselben befindlichen Menagerie sind verschiedne seltne lebendige Thiere, besonders eine Menge Vögel.
Die Stadt hat drey große Marktplätze. An dem einen liegt die reformirte Kirche. Dieser hat auch eine Wasserkunst, welche die Einwohner mit Wasser versieht.
Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Jahr wird die Haͤlfte dieſer Summe angewieſen, nachdem man vorher genau ausgerechnet hat, wie viel tauſend Mandeln man nach jedesmahligem gangbarem Preiſe fuͤr das Geld bekommen kann. Dieſe Summe iſt da- her allezeit gleich, aber die Menge der Mandeln iſt nach Verſchiedenheit des Preiſes unterſchieden. Die Kran- ken bekommen indeſſen, dieſe Menge ſey groß oder klein, immer gleich viel, naͤmlich wenig oder gar nichts. Fuͤr jeden, der im Hoſpitale eine Salbcur gebraucht, be- kommt der Feldſcheer acht Reichsthaler, und zwey Reichsthaler bezahlt der Patient fuͤr Arzney, genießt alſo die Cur doch nicht umſonſt.
Der Garten der Compagnie iſt 996 Schritt lang und 261 breit, und hat 44 Abtheilungen oder Quar- tiere, die durch Hecken abgeſondert werden, welche meiſtentheils aus Eichen, zum Theil auch aus gewoͤhn- lichem Lorbeer (Laurus nobilis) beſtehen. Dieſe Lor- beerbaͤume ſind mehrere Ellen hoch. Ich bemerkte hier, daß die rauhe Royene (Royena villoſa), welche bey ei- ner ſolchen Eiche ſtand, einen Zweig gerade durch den Stamm der Eiche getrieben hatte, in welchem ſie jetzt als ein paraſitiſches Gewaͤchs ſich befand. Eben ſo be- merkte ich in einem andern Garten, wo eine hoͤlzerne Bank zwiſchen zwey Baͤumen feſtgenagelt war, daß die Borke des einen Baums uͤber die Bank wie ein Loͤcher- ſchwamm (Boletus) hingewachſen war, und die Bank feſthielt. Der Garten der Compagnie iſt uͤbrigens zum oͤffentlichen Spatzierplatze immer geoͤffnet. In der ober- halb deſſelben befindlichen Menagerie ſind verſchiedne ſeltne lebendige Thiere, beſonders eine Menge Voͤgel.
Die Stadt hat drey große Marktplaͤtze. An dem einen liegt die reformirte Kirche. Dieſer hat auch eine Waſſerkunſt, welche die Einwohner mit Waſſer verſieht.
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Zweyte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Jahr wird die Haͤlfte dieſer Summe angewieſen, nachdem
man vorher genau ausgerechnet hat, wie viel tauſend
Mandeln man nach jedesmahligem gangbarem Preiſe
fuͤr das Geld bekommen kann. Dieſe Summe iſt da-
her allezeit gleich, aber die Menge der Mandeln iſt nach
Verſchiedenheit des Preiſes unterſchieden. Die Kran-
ken bekommen indeſſen, dieſe Menge ſey groß oder klein,
immer gleich viel, naͤmlich wenig oder gar nichts. Fuͤr
jeden, der im Hoſpitale eine Salbcur gebraucht, be-
kommt der Feldſcheer acht Reichsthaler, und zwey
Reichsthaler bezahlt der Patient fuͤr Arzney, genießt
alſo die Cur doch nicht umſonſt.
Der Garten der Compagnie iſt 996 Schritt lang
und 261 breit, und hat 44 Abtheilungen oder Quar-
tiere, die durch Hecken abgeſondert werden, welche
meiſtentheils aus Eichen, zum Theil auch aus gewoͤhn-
lichem Lorbeer (Laurus nobilis) beſtehen. Dieſe Lor-
beerbaͤume ſind mehrere Ellen hoch. Ich bemerkte hier,
daß die rauhe Royene (Royena villoſa), welche bey ei-
ner ſolchen Eiche ſtand, einen Zweig gerade durch den
Stamm der Eiche getrieben hatte, in welchem ſie jetzt
als ein paraſitiſches Gewaͤchs ſich befand. Eben ſo be-
merkte ich in einem andern Garten, wo eine hoͤlzerne
Bank zwiſchen zwey Baͤumen feſtgenagelt war, daß die
Borke des einen Baums uͤber die Bank wie ein Loͤcher-
ſchwamm (Boletus) hingewachſen war, und die Bank
feſthielt. Der Garten der Compagnie iſt uͤbrigens zum
oͤffentlichen Spatzierplatze immer geoͤffnet. In der ober-
halb deſſelben befindlichen Menagerie ſind verſchiedne
ſeltne lebendige Thiere, beſonders eine Menge Voͤgel.
Die Stadt hat drey große Marktplaͤtze. An dem
einen liegt die reformirte Kirche. Dieſer hat auch eine
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/138>, abgerufen am 24.11.2024.
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