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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Aufenthalt in der Capstadt.
auf diese Art färbt. Weiter hinauf liegen große, mit-
telmäßige und kleine Steine ohne Ordnung, die von den
Bergen herniedergerollet sind.

Die Schiffe, welche in der Tafelbay auf einer sehr
großen Reede ankern, liegen ungefähr eine Viertelmei-
le oder etwas weiter von der Stadt. Wenn man an
Land geht, wird man weder durch Thore, oder Zoll-
Schlagbäume, noch durch Besucher oder Thorschreiber
aufgehalten. Die Stadt hat weder Wälle noch Thore,
und man wohnt doch so sicher als möglich darin, ob sie
gleich in dem Lande eines wilden Volks liegt.

Die Stadt ist sehr regelmäßig gebauet. Sie er-
streckt sich in geraden Straßen und Abtheilungen vom
Strande bis an den Abhang, welche der Fuß des Tafel-
berges
bildet, und ist hinten vom Tafelberge, zur Linken vom
Löwenberge, und auf der Ost-Seite ein wenig vom Teu-
felsberge umgeben. Nach Süden und Osten liegt sie al-
so meistentheils offen. Die Häuser sind alle von Stein,
durchgängig weiß übertüncht, ein oder zwey, selten drey,
Stockwerke hoch, und haben meistentheils flache ge-
mauerte Dächer, oder sind auch wohl mit der hier zu
Lande wachsenden Grasart, welche das Dachstrickgras
(Restio tectorum) ist, auf niedrigen Sparren gedeckt.
Des hier wehenden starken Windes wegen können sie we-
der mit Ziegeln gedeckt, noch höher gebauet werden.
Das Haus des Gouverneurs und das Packhaus der
Compagnie sind die einzigen Gebäude von drey Etagen.

Die Dienstbothen bestehen hier nicht aus Euro-
päern, sondern aus schwarzen oder braunen Sklaven aus
Madagascar, Malabar und andern Indischen Ländern.
Diese reden größtentheils entweder gebrochen Portugie-
sisch, oder Maleyisch, selten Holländisch. Sie lernen al-
lerley Handwerke, wodurch sie ihren Herren viel Geld

Thunbergs Reise. Erster Theil. G

Aufenthalt in der Capſtadt.
auf dieſe Art faͤrbt. Weiter hinauf liegen große, mit-
telmaͤßige und kleine Steine ohne Ordnung, die von den
Bergen herniedergerollet ſind.

Die Schiffe, welche in der Tafelbay auf einer ſehr
großen Reede ankern, liegen ungefaͤhr eine Viertelmei-
le oder etwas weiter von der Stadt. Wenn man an
Land geht, wird man weder durch Thore, oder Zoll-
Schlagbaͤume, noch durch Beſucher oder Thorſchreiber
aufgehalten. Die Stadt hat weder Waͤlle noch Thore,
und man wohnt doch ſo ſicher als moͤglich darin, ob ſie
gleich in dem Lande eines wilden Volks liegt.

Die Stadt iſt ſehr regelmaͤßig gebauet. Sie er-
ſtreckt ſich in geraden Straßen und Abtheilungen vom
Strande bis an den Abhang, welche der Fuß des Tafel-
berges
bildet, und iſt hinten vom Tafelberge, zur Linken vom
Loͤwenberge, und auf der Oſt-Seite ein wenig vom Teu-
felsberge umgeben. Nach Suͤden und Oſten liegt ſie al-
ſo meiſtentheils offen. Die Haͤuſer ſind alle von Stein,
durchgaͤngig weiß uͤbertuͤncht, ein oder zwey, ſelten drey,
Stockwerke hoch, und haben meiſtentheils flache ge-
mauerte Daͤcher, oder ſind auch wohl mit der hier zu
Lande wachſenden Grasart, welche das Dachſtrickgras
(Reſtio tectorum) iſt, auf niedrigen Sparren gedeckt.
Des hier wehenden ſtarken Windes wegen koͤnnen ſie we-
der mit Ziegeln gedeckt, noch hoͤher gebauet werden.
Das Haus des Gouverneurs und das Packhaus der
Compagnie ſind die einzigen Gebaͤude von drey Etagen.

Die Dienſtbothen beſtehen hier nicht aus Euro-
paͤern, ſondern aus ſchwarzen oder braunen Sklaven aus
Madagascar, Malabar und andern Indiſchen Laͤndern.
Dieſe reden groͤßtentheils entweder gebrochen Portugie-
ſiſch, oder Maleyiſch, ſelten Hollaͤndiſch. Sie lernen al-
lerley Handwerke, wodurch ſie ihren Herren viel Geld

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[97/0125] Aufenthalt in der Capſtadt. auf dieſe Art faͤrbt. Weiter hinauf liegen große, mit- telmaͤßige und kleine Steine ohne Ordnung, die von den Bergen herniedergerollet ſind. Die Schiffe, welche in der Tafelbay auf einer ſehr großen Reede ankern, liegen ungefaͤhr eine Viertelmei- le oder etwas weiter von der Stadt. Wenn man an Land geht, wird man weder durch Thore, oder Zoll- Schlagbaͤume, noch durch Beſucher oder Thorſchreiber aufgehalten. Die Stadt hat weder Waͤlle noch Thore, und man wohnt doch ſo ſicher als moͤglich darin, ob ſie gleich in dem Lande eines wilden Volks liegt. Die Stadt iſt ſehr regelmaͤßig gebauet. Sie er- ſtreckt ſich in geraden Straßen und Abtheilungen vom Strande bis an den Abhang, welche der Fuß des Tafel- berges bildet, und iſt hinten vom Tafelberge, zur Linken vom Loͤwenberge, und auf der Oſt-Seite ein wenig vom Teu- felsberge umgeben. Nach Suͤden und Oſten liegt ſie al- ſo meiſtentheils offen. Die Haͤuſer ſind alle von Stein, durchgaͤngig weiß uͤbertuͤncht, ein oder zwey, ſelten drey, Stockwerke hoch, und haben meiſtentheils flache ge- mauerte Daͤcher, oder ſind auch wohl mit der hier zu Lande wachſenden Grasart, welche das Dachſtrickgras (Reſtio tectorum) iſt, auf niedrigen Sparren gedeckt. Des hier wehenden ſtarken Windes wegen koͤnnen ſie we- der mit Ziegeln gedeckt, noch hoͤher gebauet werden. Das Haus des Gouverneurs und das Packhaus der Compagnie ſind die einzigen Gebaͤude von drey Etagen. Die Dienſtbothen beſtehen hier nicht aus Euro- paͤern, ſondern aus ſchwarzen oder braunen Sklaven aus Madagascar, Malabar und andern Indiſchen Laͤndern. Dieſe reden groͤßtentheils entweder gebrochen Portugie- ſiſch, oder Maleyiſch, ſelten Hollaͤndiſch. Sie lernen al- lerley Handwerke, wodurch ſie ihren Herren viel Geld Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. G

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/125>, abgerufen am 18.12.2024.