Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt. verschaffen; auch war sogar ein Tobaksklystier ohne Ef-fect, bis es zum zweytenmahl applicirt wurde, da denn zwar Eröffnung erfolgte, aber die Kolikschmerzen und das Erbrechen nicht eher aufhörte, als bis eine gute Dosis von Sydenhams aufgelösetem Opium gebraucht war. -- Der Unterkoch bekam ebenfalls, nachdem einige Tage verstrichen und das erste Vomiren vorbey war, eine Kolik. Diese hörte zwar nach dem Gebrau- che gewöhnlicher Mittel auf, kam aber wieder, und wurde immer stärker, daß man sogar eine Magenent- zündung besorgte; denn er wurde von den heftigen Schmerzen fast rasend, und wollte sich den Bauch auf- stechen. Man verordnete daher Aderlaß und Klystier, wodurch er auch Linderung erhielt. Am andern Tage aber nahm die Kolik nebst der Darmgicht wieder zu, und man gebrauchte umsonst starke Klystiere und Stech- pillen; selbst Tobaksklystiere schlugen nicht an, als bis man sie dreymahl vergeblich wiederhohlt hatte. Hernach gab man ihm aufgelösetes Opium, um die Kolik zu stil- len, allein ohne so gute Wirkung als das vorigemahl, daher denn ein Spanischfliegenpflaster auf den Unterleib gelegt wurde. Dies that wohl guten Effekt, allein der Patient wurde darnach so lendenlahm, daß er nicht ge- hen konnte, welches indessen allmählig nachließ. -- Mir machte also freylich dieser unglückliche Vorfall mit dem Bleyweiß, wodurch jedoch keiner das Leben ein- büßte, das meiste zu schaffen. Er lehrte mich aber auch, auf meinen folgenden Reisen in Anfehung des Essens und Trinkens sorgfältiger auf meiner Huth zu seyn. Und in Ansehung der Folgen, die er bey einigen, beson- ders bey mir hatte, und der damit verbundnen Sympto- men halte ich ihn immer für so merkwürdig, daß ich mich mit der Ueberzeugung schmeichle, auch meine nicht medici- Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. verſchaffen; auch war ſogar ein Tobaksklyſtier ohne Ef-fect, bis es zum zweytenmahl applicirt wurde, da denn zwar Eroͤffnung erfolgte, aber die Kolikſchmerzen und das Erbrechen nicht eher aufhoͤrte, als bis eine gute Doſis von Sydenhams aufgeloͤſetem Opium gebraucht war. — Der Unterkoch bekam ebenfalls, nachdem einige Tage verſtrichen und das erſte Vomiren vorbey war, eine Kolik. Dieſe hoͤrte zwar nach dem Gebrau- che gewoͤhnlicher Mittel auf, kam aber wieder, und wurde immer ſtaͤrker, daß man ſogar eine Magenent- zuͤndung beſorgte; denn er wurde von den heftigen Schmerzen faſt raſend, und wollte ſich den Bauch auf- ſtechen. Man verordnete daher Aderlaß und Klyſtier, wodurch er auch Linderung erhielt. Am andern Tage aber nahm die Kolik nebſt der Darmgicht wieder zu, und man gebrauchte umſonſt ſtarke Klyſtiere und Stech- pillen; ſelbſt Tobaksklyſtiere ſchlugen nicht an, als bis man ſie dreymahl vergeblich wiederhohlt hatte. Hernach gab man ihm aufgeloͤſetes Opium, um die Kolik zu ſtil- len, allein ohne ſo gute Wirkung als das vorigemahl, daher denn ein Spaniſchfliegenpflaſter auf den Unterleib gelegt wurde. Dies that wohl guten Effekt, allein der Patient wurde darnach ſo lendenlahm, daß er nicht ge- hen konnte, welches indeſſen allmaͤhlig nachließ. — Mir machte alſo freylich dieſer ungluͤckliche Vorfall mit dem Bleyweiß, wodurch jedoch keiner das Leben ein- buͤßte, das meiſte zu ſchaffen. Er lehrte mich aber auch, auf meinen folgenden Reiſen in Anfehung des Eſſens und Trinkens ſorgfaͤltiger auf meiner Huth zu ſeyn. Und in Anſehung der Folgen, die er bey einigen, beſon- ders bey mir hatte, und der damit verbundnen Sympto- men halte ich ihn immer fuͤr ſo merkwuͤrdig, daß ich mich mit der Ueberzeugung ſchmeichle, auch meine nicht medici- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0112" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.</hi></fw><lb/> verſchaffen; auch war ſogar ein Tobaksklyſtier ohne Ef-<lb/> fect, bis es zum zweytenmahl applicirt wurde, da denn<lb/> zwar Eroͤffnung erfolgte, aber die Kolikſchmerzen und<lb/> das Erbrechen nicht eher aufhoͤrte, als bis eine gute<lb/> Doſis von <persName>Sydenhams</persName> aufgeloͤſetem Opium gebraucht<lb/> war. — Der Unterkoch bekam ebenfalls, nachdem<lb/> einige Tage verſtrichen und das erſte Vomiren vorbey<lb/> war, eine Kolik. 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Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
verſchaffen; auch war ſogar ein Tobaksklyſtier ohne Ef-
fect, bis es zum zweytenmahl applicirt wurde, da denn
zwar Eroͤffnung erfolgte, aber die Kolikſchmerzen und
das Erbrechen nicht eher aufhoͤrte, als bis eine gute
Doſis von Sydenhams aufgeloͤſetem Opium gebraucht
war. — Der Unterkoch bekam ebenfalls, nachdem
einige Tage verſtrichen und das erſte Vomiren vorbey
war, eine Kolik. Dieſe hoͤrte zwar nach dem Gebrau-
che gewoͤhnlicher Mittel auf, kam aber wieder, und
wurde immer ſtaͤrker, daß man ſogar eine Magenent-
zuͤndung beſorgte; denn er wurde von den heftigen
Schmerzen faſt raſend, und wollte ſich den Bauch auf-
ſtechen. Man verordnete daher Aderlaß und Klyſtier,
wodurch er auch Linderung erhielt. Am andern Tage
aber nahm die Kolik nebſt der Darmgicht wieder zu,
und man gebrauchte umſonſt ſtarke Klyſtiere und Stech-
pillen; ſelbſt Tobaksklyſtiere ſchlugen nicht an, als bis
man ſie dreymahl vergeblich wiederhohlt hatte. Hernach
gab man ihm aufgeloͤſetes Opium, um die Kolik zu ſtil-
len, allein ohne ſo gute Wirkung als das vorigemahl,
daher denn ein Spaniſchfliegenpflaſter auf den Unterleib
gelegt wurde. Dies that wohl guten Effekt, allein der
Patient wurde darnach ſo lendenlahm, daß er nicht ge-
hen konnte, welches indeſſen allmaͤhlig nachließ. —
Mir machte alſo freylich dieſer ungluͤckliche Vorfall mit
dem Bleyweiß, wodurch jedoch keiner das Leben ein-
buͤßte, das meiſte zu ſchaffen. Er lehrte mich aber
auch, auf meinen folgenden Reiſen in Anfehung des
Eſſens und Trinkens ſorgfaͤltiger auf meiner Huth zu ſeyn.
Und in Anſehung der Folgen, die er bey einigen, beſon-
ders bey mir hatte, und der damit verbundnen Sympto-
men halte ich ihn immer fuͤr ſo merkwuͤrdig, daß ich mich
mit der Ueberzeugung ſchmeichle, auch meine nicht medici-
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