Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Reise von Holland nach dem Vorgebirge etc. der Kopf noch immer so schwer wie Bley blieb. DieGliederschmerzen wurden jetzt zwar auch gelinder, nah- men aber noch gegen Abend wieder an Heftigkeit zu, und drangen sogar in die Schultern, vermehrten sich auch noch am folgenden Tage. Den 1. März und die nach- herigen Tage nahmen die Schmerzen ab. Allein die Schwere des Kopfs und die Schwachheit in den Knien hielten noch lange an, und waren auch mit einigen Schmerzen verbunden, welches alles ich der in diesen Theilen noch befindlichen Bleymaterie zuschrieb. End- lich wurde ich allmählig ganz hergestellt. Vermuthlich aber wären weit nachtheiligere und länger fortwährende Folgen für meine Gesundheit aus diesem ganzen Vorfalle entstanden, wenn ich nicht bald in einem so schönen Lan- de, als das Vorgebirge der guten Hoffnung ist, ange- kommen wäre, da viele und starke Leibesbewegungen mir hätte machen, und mich durch alle die angenehmen Früchte, Gartengewächse und Weine, welche dies Land, von den fleißigen Europäern gebauet, so reichlich und vortrefflich hervorbringt, erfrischen und stärken kön- nen. -- Der Domine hatte gleichfalls in den ersten Tagen starkes Erbrechen und Kolikschmerzen. Auch schwoll ihm sowohl als dem Befehlshaber über die Solda- ten das Zahnfleisch auf, wobey der Mund wund und diese wunden Stellen ganz gelb wurden; indessen hatte der letztere weder so heftiges Erbrechen, noch so starke Ko- likschmerzen. Der erstere wurde gegen das Ende des Januars wieder mit einer heftigen Kolik befallen, die sich bey dem Gebrauche erweichender Mittel nur langsam legte, und nach Verlauf einiger Tage mit einer völligen Darmgicht wieder eintrat. Und nun wollten weder Rhabarber, noch Decoct von Senne-Blättern, noch ge- wöhnliche scharfe Klystiere, noch Stechpillen Eröffnung F 2
Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc. der Kopf noch immer ſo ſchwer wie Bley blieb. DieGliederſchmerzen wurden jetzt zwar auch gelinder, nah- men aber noch gegen Abend wieder an Heftigkeit zu, und drangen ſogar in die Schultern, vermehrten ſich auch noch am folgenden Tage. Den 1. Maͤrz und die nach- herigen Tage nahmen die Schmerzen ab. Allein die Schwere des Kopfs und die Schwachheit in den Knien hielten noch lange an, und waren auch mit einigen Schmerzen verbunden, welches alles ich der in dieſen Theilen noch befindlichen Bleymaterie zuſchrieb. End- lich wurde ich allmaͤhlig ganz hergeſtellt. Vermuthlich aber waͤren weit nachtheiligere und laͤnger fortwaͤhrende Folgen fuͤr meine Geſundheit aus dieſem ganzen Vorfalle entſtanden, wenn ich nicht bald in einem ſo ſchoͤnen Lan- de, als das Vorgebirge der guten Hoffnung iſt, ange- kommen waͤre, da viele und ſtarke Leibesbewegungen mir haͤtte machen, und mich durch alle die angenehmen Fruͤchte, Gartengewaͤchſe und Weine, welche dies Land, von den fleißigen Europaͤern gebauet, ſo reichlich und vortrefflich hervorbringt, erfriſchen und ſtaͤrken koͤn- nen. — Der Domine hatte gleichfalls in den erſten Tagen ſtarkes Erbrechen und Kolikſchmerzen. Auch ſchwoll ihm ſowohl als dem Befehlshaber uͤber die Solda- ten das Zahnfleiſch auf, wobey der Mund wund und dieſe wunden Stellen ganz gelb wurden; indeſſen hatte der letztere weder ſo heftiges Erbrechen, noch ſo ſtarke Ko- likſchmerzen. Der erſtere wurde gegen das Ende des Januars wieder mit einer heftigen Kolik befallen, die ſich bey dem Gebrauche erweichender Mittel nur langſam legte, und nach Verlauf einiger Tage mit einer voͤlligen Darmgicht wieder eintrat. Und nun wollten weder Rhabarber, noch Decoct von Senne-Blaͤttern, noch ge- woͤhnliche ſcharfe Klyſtiere, noch Stechpillen Eroͤffnung F 2
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Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
der Kopf noch immer ſo ſchwer wie Bley blieb. Die
Gliederſchmerzen wurden jetzt zwar auch gelinder, nah-
men aber noch gegen Abend wieder an Heftigkeit zu, und
drangen ſogar in die Schultern, vermehrten ſich auch
noch am folgenden Tage. Den 1. Maͤrz und die nach-
herigen Tage nahmen die Schmerzen ab. Allein die
Schwere des Kopfs und die Schwachheit in den Knien
hielten noch lange an, und waren auch mit einigen
Schmerzen verbunden, welches alles ich der in dieſen
Theilen noch befindlichen Bleymaterie zuſchrieb. End-
lich wurde ich allmaͤhlig ganz hergeſtellt. Vermuthlich
aber waͤren weit nachtheiligere und laͤnger fortwaͤhrende
Folgen fuͤr meine Geſundheit aus dieſem ganzen Vorfalle
entſtanden, wenn ich nicht bald in einem ſo ſchoͤnen Lan-
de, als das Vorgebirge der guten Hoffnung iſt, ange-
kommen waͤre, da viele und ſtarke Leibesbewegungen mir
haͤtte machen, und mich durch alle die angenehmen
Fruͤchte, Gartengewaͤchſe und Weine, welche dies Land,
von den fleißigen Europaͤern gebauet, ſo reichlich und
vortrefflich hervorbringt, erfriſchen und ſtaͤrken koͤn-
nen. — Der Domine hatte gleichfalls in den erſten
Tagen ſtarkes Erbrechen und Kolikſchmerzen. Auch
ſchwoll ihm ſowohl als dem Befehlshaber uͤber die Solda-
ten das Zahnfleiſch auf, wobey der Mund wund und
dieſe wunden Stellen ganz gelb wurden; indeſſen hatte
der letztere weder ſo heftiges Erbrechen, noch ſo ſtarke Ko-
likſchmerzen. Der erſtere wurde gegen das Ende des
Januars wieder mit einer heftigen Kolik befallen, die
ſich bey dem Gebrauche erweichender Mittel nur langſam
legte, und nach Verlauf einiger Tage mit einer voͤlligen
Darmgicht wieder eintrat. Und nun wollten weder
Rhabarber, noch Decoct von Senne-Blaͤttern, noch ge-
woͤhnliche ſcharfe Klyſtiere, noch Stechpillen Eroͤffnung
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