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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Holland nach dem Vorgebirge etc.
eine Kolik, die sich weder durch äußerliche erweichende
Mittel, noch durch erweichende Getränke, noch auch
durch Klystiere wollte vertreiben lassen, sondern zwey
Tage anhielt. Alsdann gab man ihm des Abends eine
Dosis aufgelösetes Opium, worauf die Kolik völlig ver-
ging, und der Mann weiter gar nichts Uebels verspürte.
Er war hektisch, und sogar der Husten blieb dadurch eini-
ge Tage aus. Niemand war ärger geplagt, als der
Domine (Schiffsprediger) und ich. Erst den folgen-
den Morgen kam ich zum Vomiren, welches aber auch
beynahe den ganzen Tag anhielt. Ueberall erbrach ich
mich zwischen dreyßig und vierzigmahl, und von dem,
was ich ausgebrochen hatte, formirte sich in dem Gefä-
ße ein brauner Bodensatz, der über fünf Eßlöffel an-
füllte. Der Kuchen, welchen ich zu mir genommen
hatte, war einer von den obersten auf der Schüssel, folg-
lich auch einer von den zuletzt gebackenen gewesen. Eben
deswegen hatte er aber auch viel Bleyweiß enthalten,
weil dies vermöge seiner Schwere in dem Gefäße, wor-
in das zum Kuchen Zusammengerührte gestanden, auf
den Boden gesunken war. Zugleich fühlte ich Kopf-
schmerzen und Bauchweh, welches letztere doch eben nicht
stark war. Schon am nämlichen Tage schwoll mir das
Zahnfleisch um die Wurzel der Zähne so auf, daß sich
kleine Höker formirten, die mir unstreitig Bleyweiß zu
enthalten schienen und sehr empfindlich waren. Eben so
schwollen mir auch die Mandeln sowohl im Munde als
unter dem Kinne. Der Speichel war sehr zäh, und
die Zunge sah bräunlich aus. Durch häufiges Trinken
erleichterte und beförderte ich das Erbrechen, und um
den Geschwulst im Munde zu lindern, bediente ich mich
eines erweichenden Gurgelwassers. Am folgenden Tage
find ich an, förmlich, wiewohl gelinde, zu saliviren; der

Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc.
eine Kolik, die ſich weder durch aͤußerliche erweichende
Mittel, noch durch erweichende Getraͤnke, noch auch
durch Klyſtiere wollte vertreiben laſſen, ſondern zwey
Tage anhielt. Alsdann gab man ihm des Abends eine
Doſis aufgeloͤſetes Opium, worauf die Kolik voͤllig ver-
ging, und der Mann weiter gar nichts Uebels verſpuͤrte.
Er war hektiſch, und ſogar der Huſten blieb dadurch eini-
ge Tage aus. Niemand war aͤrger geplagt, als der
Domine (Schiffsprediger) und ich. Erſt den folgen-
den Morgen kam ich zum Vomiren, welches aber auch
beynahe den ganzen Tag anhielt. Ueberall erbrach ich
mich zwiſchen dreyßig und vierzigmahl, und von dem,
was ich ausgebrochen hatte, formirte ſich in dem Gefaͤ-
ße ein brauner Bodenſatz, der uͤber fuͤnf Eßloͤffel an-
fuͤllte. Der Kuchen, welchen ich zu mir genommen
hatte, war einer von den oberſten auf der Schuͤſſel, folg-
lich auch einer von den zuletzt gebackenen geweſen. Eben
deswegen hatte er aber auch viel Bleyweiß enthalten,
weil dies vermoͤge ſeiner Schwere in dem Gefaͤße, wor-
in das zum Kuchen Zuſammengeruͤhrte geſtanden, auf
den Boden geſunken war. Zugleich fuͤhlte ich Kopf-
ſchmerzen und Bauchweh, welches letztere doch eben nicht
ſtark war. Schon am naͤmlichen Tage ſchwoll mir das
Zahnfleiſch um die Wurzel der Zaͤhne ſo auf, daß ſich
kleine Hoͤker formirten, die mir unſtreitig Bleyweiß zu
enthalten ſchienen und ſehr empfindlich waren. Eben ſo
ſchwollen mir auch die Mandeln ſowohl im Munde als
unter dem Kinne. Der Speichel war ſehr zaͤh, und
die Zunge ſah braͤunlich aus. Durch haͤufiges Trinken
erleichterte und befoͤrderte ich das Erbrechen, und um
den Geſchwulſt im Munde zu lindern, bediente ich mich
eines erweichenden Gurgelwaſſers. Am folgenden Tage
find ich an, foͤrmlich, wiewohl gelinde, zu ſaliviren; der

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[79/0107] Reiſe von Holland nach dem Vorgebirge ꝛc. eine Kolik, die ſich weder durch aͤußerliche erweichende Mittel, noch durch erweichende Getraͤnke, noch auch durch Klyſtiere wollte vertreiben laſſen, ſondern zwey Tage anhielt. Alsdann gab man ihm des Abends eine Doſis aufgeloͤſetes Opium, worauf die Kolik voͤllig ver- ging, und der Mann weiter gar nichts Uebels verſpuͤrte. Er war hektiſch, und ſogar der Huſten blieb dadurch eini- ge Tage aus. Niemand war aͤrger geplagt, als der Domine (Schiffsprediger) und ich. Erſt den folgen- den Morgen kam ich zum Vomiren, welches aber auch beynahe den ganzen Tag anhielt. Ueberall erbrach ich mich zwiſchen dreyßig und vierzigmahl, und von dem, was ich ausgebrochen hatte, formirte ſich in dem Gefaͤ- ße ein brauner Bodenſatz, der uͤber fuͤnf Eßloͤffel an- fuͤllte. Der Kuchen, welchen ich zu mir genommen hatte, war einer von den oberſten auf der Schuͤſſel, folg- lich auch einer von den zuletzt gebackenen geweſen. Eben deswegen hatte er aber auch viel Bleyweiß enthalten, weil dies vermoͤge ſeiner Schwere in dem Gefaͤße, wor- in das zum Kuchen Zuſammengeruͤhrte geſtanden, auf den Boden geſunken war. Zugleich fuͤhlte ich Kopf- ſchmerzen und Bauchweh, welches letztere doch eben nicht ſtark war. Schon am naͤmlichen Tage ſchwoll mir das Zahnfleiſch um die Wurzel der Zaͤhne ſo auf, daß ſich kleine Hoͤker formirten, die mir unſtreitig Bleyweiß zu enthalten ſchienen und ſehr empfindlich waren. Eben ſo ſchwollen mir auch die Mandeln ſowohl im Munde als unter dem Kinne. Der Speichel war ſehr zaͤh, und die Zunge ſah braͤunlich aus. Durch haͤufiges Trinken erleichterte und befoͤrderte ich das Erbrechen, und um den Geſchwulſt im Munde zu lindern, bediente ich mich eines erweichenden Gurgelwaſſers. Am folgenden Tage find ich an, foͤrmlich, wiewohl gelinde, zu ſaliviren; der

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/107>, abgerufen am 24.11.2024.