gung aller Gutsgläubiger weder verkauft noch ver- tauscht werden kann.
Die hohe Abgabe beim Verkauf ganzer Güter ist der Kultur des Bodens nicht hinderlich, sondern vielmehr gün- stig, indem sie das leichtsinnige Uebergehen der Güter von einer Hand in die andere hemmt und vermindert; aber sicherlich ist die Abgabe auf den Austausch einzelner Guts- theile höchst nachtheilig für den Nationalwohlstand.
Da diese Abgabe in Verbindung mit den andern Schwierigkeiten stark genug ist, um fast alle Austauschun- gen zu verhindern: so würde auch die Aufhebung dersel- ben kein Opfer seyn, oder doch nur ein sehr geringes De- fizit in den Staatsrevenüen hervorbringen. Wollte man auch dieses Defizit decken: so könnte dies durch eine ge- ringe Erhöhung der Abgabe beim Verkauf ganzer Güter ohne allen Nachtheil für die Landeskultur geschehen.
Ob und wie nun aber die dritte, aus den Schuld- verhältnissen der Güter hervorgehende Schwierigkeit zu entfernen sey -- darüber wage ich kein Urtheil zu fällen. Aber es ist voraus zu sehen, daß wenn wir, in unserm alt gewordenen Welttheil, die Fesseln, die die Zeit und das Herkommen um uns geschlungen hat, nicht zu lösen wissen, wir dann im Ackerbau und an Nationalwohlstand gegen die frisch aufblühenden Staaten der neuen Welt gar bald zurückstehen werden.
Auf den Dörfern, wo die Bauern im Dorfe zusam- menwohnen und ihren Acker nicht zusammenhängend, son- dern Stück um Stück liegen haben, und wo diese Stücke dann vom Dorf bis zur Feldscheide reichen, da ist der Verlust an Landrente noch sehr viel größer als bei den schlecht arrondirten, aber in großen Flächen zusammenhän- genden Gütern. Diese Dörfer erleiden alle Nachtheile der großen Güter, ohne daß sie irgend einen ihrer Vortheile genießen. Ein Staat der lauter solche Bauerdörfer hätte,
gung aller Gutsglaͤubiger weder verkauft noch ver- tauſcht werden kann.
Die hohe Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter iſt der Kultur des Bodens nicht hinderlich, ſondern vielmehr guͤn- ſtig, indem ſie das leichtſinnige Uebergehen der Guͤter von einer Hand in die andere hemmt und vermindert; aber ſicherlich iſt die Abgabe auf den Austauſch einzelner Guts- theile hoͤchſt nachtheilig fuͤr den Nationalwohlſtand.
Da dieſe Abgabe in Verbindung mit den andern Schwierigkeiten ſtark genug iſt, um faſt alle Austauſchun- gen zu verhindern: ſo wuͤrde auch die Aufhebung derſel- ben kein Opfer ſeyn, oder doch nur ein ſehr geringes De- fizit in den Staatsrevenuͤen hervorbringen. Wollte man auch dieſes Defizit decken: ſo koͤnnte dies durch eine ge- ringe Erhoͤhung der Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter ohne allen Nachtheil fuͤr die Landeskultur geſchehen.
Ob und wie nun aber die dritte, aus den Schuld- verhaͤltniſſen der Guͤter hervorgehende Schwierigkeit zu entfernen ſey — daruͤber wage ich kein Urtheil zu faͤllen. Aber es iſt voraus zu ſehen, daß wenn wir, in unſerm alt gewordenen Welttheil, die Feſſeln, die die Zeit und das Herkommen um uns geſchlungen hat, nicht zu loͤſen wiſſen, wir dann im Ackerbau und an Nationalwohlſtand gegen die friſch aufbluͤhenden Staaten der neuen Welt gar bald zuruͤckſtehen werden.
Auf den Doͤrfern, wo die Bauern im Dorfe zuſam- menwohnen und ihren Acker nicht zuſammenhaͤngend, ſon- dern Stuͤck um Stuͤck liegen haben, und wo dieſe Stuͤcke dann vom Dorf bis zur Feldſcheide reichen, da iſt der Verluſt an Landrente noch ſehr viel groͤßer als bei den ſchlecht arrondirten, aber in großen Flaͤchen zuſammenhaͤn- genden Guͤtern. Dieſe Doͤrfer erleiden alle Nachtheile der großen Guͤter, ohne daß ſie irgend einen ihrer Vortheile genießen. Ein Staat der lauter ſolche Bauerdoͤrfer haͤtte,
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gung aller Gutsglaͤubiger weder verkauft noch ver-
tauſcht werden kann.
Die hohe Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter iſt der
Kultur des Bodens nicht hinderlich, ſondern vielmehr guͤn-
ſtig, indem ſie das leichtſinnige Uebergehen der Guͤter von
einer Hand in die andere hemmt und vermindert; aber
ſicherlich iſt die Abgabe auf den Austauſch einzelner Guts-
theile hoͤchſt nachtheilig fuͤr den Nationalwohlſtand.
Da dieſe Abgabe in Verbindung mit den andern
Schwierigkeiten ſtark genug iſt, um faſt alle Austauſchun-
gen zu verhindern: ſo wuͤrde auch die Aufhebung derſel-
ben kein Opfer ſeyn, oder doch nur ein ſehr geringes De-
fizit in den Staatsrevenuͤen hervorbringen. Wollte man
auch dieſes Defizit decken: ſo koͤnnte dies durch eine ge-
ringe Erhoͤhung der Abgabe beim Verkauf ganzer Guͤter
ohne allen Nachtheil fuͤr die Landeskultur geſchehen.
Ob und wie nun aber die dritte, aus den Schuld-
verhaͤltniſſen der Guͤter hervorgehende Schwierigkeit zu
entfernen ſey — daruͤber wage ich kein Urtheil zu faͤllen.
Aber es iſt voraus zu ſehen, daß wenn wir, in unſerm
alt gewordenen Welttheil, die Feſſeln, die die Zeit und
das Herkommen um uns geſchlungen hat, nicht zu loͤſen
wiſſen, wir dann im Ackerbau und an Nationalwohlſtand
gegen die friſch aufbluͤhenden Staaten der neuen Welt
gar bald zuruͤckſtehen werden.
Auf den Doͤrfern, wo die Bauern im Dorfe zuſam-
menwohnen und ihren Acker nicht zuſammenhaͤngend, ſon-
dern Stuͤck um Stuͤck liegen haben, und wo dieſe Stuͤcke
dann vom Dorf bis zur Feldſcheide reichen, da iſt der
Verluſt an Landrente noch ſehr viel groͤßer als bei den
ſchlecht arrondirten, aber in großen Flaͤchen zuſammenhaͤn-
genden Guͤtern. Dieſe Doͤrfer erleiden alle Nachtheile der
großen Guͤter, ohne daß ſie irgend einen ihrer Vortheile
genießen. Ein Staat der lauter ſolche Bauerdoͤrfer haͤtte,
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/82>, abgerufen am 07.07.2024.
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