sind theurer in der Gegend, wo der Mittelpreis des Korns hoch ist, wohlfeiler, wo dieser niedrig ist. Diese Ausga- ben müssen also durch Rocken und Geld zugleich, und zwar in dem Maße, als jedes in dem Preise der Arbeit enthalten ist, ausgedrückt werden. Der dritte und letzte Theil dieser Ausgaben ist von dem Getreidepreise ganz und gar unabhängig, z. B. Salz und alle Metalle; denn wenn diese auch an dem Orte, wo sie gewonnen und ver- arbeitet werden, mit dem Getreidepreise der Gegend in einer gewissen Verbindung stehen: so gibt doch der Ro- ckenwerth derjenigen Gegend, wo sie verbraucht werden, gar keinen Maßstab ihres Preises ab; ja sie können so- gar in den Ländern, wo das Getreide am wohlfeilsten ist, am theuersten seyn, wenn sie nämlich aus weiter Ferne dahin gebracht werden müssen. Dieser Theil der Ausga- ben muß also in Geld ausgedrückt bleiben.
Welcher Antheil der ganzen Ausgabe nun durch Geld und wie viel davon durch Korn zu bezahlen und auszu- drücken sey -- dies muß nothwendig für jedes Land, ja für jede Provinz verschieden seyn. Je mehr ein Staat seine Bedürfnisse selbst erzeugt, je mehr, durch eine gleich- mäßige Verbreitung der Fabriken und des Bergbaues über das ganze Land, die Transportkosten beim Umtausch der Waaren vermindert werden, um so mehr wird der Rocken Maßstab des Werths der Dinge seyn, und ein um so größerer Theil der den Landbau treffenden Ausga- ben kann in Rocken ausgedrückt werden. Je ärmer da- gegen ein Land an Fabriken ist, je mehr das Land seine Bedürfnisse durch Umtausch von Waaren und durch den Handel aus weiter Ferne erhält, je entfernter also Kon- sumenten und Produzenten von einander wohnen, um so größer wird der Antheil seyn, der von obigen Ausgaben in Geld ausgedrückt werden muß.
So verschieden nun auch für verschiedene Stand-
ſind theurer in der Gegend, wo der Mittelpreis des Korns hoch iſt, wohlfeiler, wo dieſer niedrig iſt. Dieſe Ausga- ben muͤſſen alſo durch Rocken und Geld zugleich, und zwar in dem Maße, als jedes in dem Preiſe der Arbeit enthalten iſt, ausgedruͤckt werden. Der dritte und letzte Theil dieſer Ausgaben iſt von dem Getreidepreiſe ganz und gar unabhaͤngig, z. B. Salz und alle Metalle; denn wenn dieſe auch an dem Orte, wo ſie gewonnen und ver- arbeitet werden, mit dem Getreidepreiſe der Gegend in einer gewiſſen Verbindung ſtehen: ſo gibt doch der Ro- ckenwerth derjenigen Gegend, wo ſie verbraucht werden, gar keinen Maßſtab ihres Preiſes ab; ja ſie koͤnnen ſo- gar in den Laͤndern, wo das Getreide am wohlfeilſten iſt, am theuerſten ſeyn, wenn ſie naͤmlich aus weiter Ferne dahin gebracht werden muͤſſen. Dieſer Theil der Ausga- ben muß alſo in Geld ausgedruͤckt bleiben.
Welcher Antheil der ganzen Ausgabe nun durch Geld und wie viel davon durch Korn zu bezahlen und auszu- druͤcken ſey — dies muß nothwendig fuͤr jedes Land, ja fuͤr jede Provinz verſchieden ſeyn. Je mehr ein Staat ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt erzeugt, je mehr, durch eine gleich- maͤßige Verbreitung der Fabriken und des Bergbaues uͤber das ganze Land, die Transportkoſten beim Umtauſch der Waaren vermindert werden, um ſo mehr wird der Rocken Maßſtab des Werths der Dinge ſeyn, und ein um ſo groͤßerer Theil der den Landbau treffenden Ausga- ben kann in Rocken ausgedruͤckt werden. Je aͤrmer da- gegen ein Land an Fabriken iſt, je mehr das Land ſeine Beduͤrfniſſe durch Umtauſch von Waaren und durch den Handel aus weiter Ferne erhaͤlt, je entfernter alſo Kon- ſumenten und Produzenten von einander wohnen, um ſo groͤßer wird der Antheil ſeyn, der von obigen Ausgaben in Geld ausgedruͤckt werden muß.
So verſchieden nun auch fuͤr verſchiedene Stand-
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ſind theurer in der Gegend, wo der Mittelpreis des Korns
hoch iſt, wohlfeiler, wo dieſer niedrig iſt. Dieſe Ausga-
ben muͤſſen alſo durch Rocken und Geld zugleich, und
zwar in dem Maße, als jedes in dem Preiſe der Arbeit
enthalten iſt, ausgedruͤckt werden. Der dritte und letzte
Theil dieſer Ausgaben iſt von dem Getreidepreiſe ganz
und gar unabhaͤngig, z. B. Salz und alle Metalle; denn
wenn dieſe auch an dem Orte, wo ſie gewonnen und ver-
arbeitet werden, mit dem Getreidepreiſe der Gegend in
einer gewiſſen Verbindung ſtehen: ſo gibt doch der Ro-
ckenwerth derjenigen Gegend, wo ſie verbraucht werden,
gar keinen Maßſtab ihres Preiſes ab; ja ſie koͤnnen ſo-
gar in den Laͤndern, wo das Getreide am wohlfeilſten iſt,
am theuerſten ſeyn, wenn ſie naͤmlich aus weiter Ferne
dahin gebracht werden muͤſſen. Dieſer Theil der Ausga-
ben muß alſo in Geld ausgedruͤckt bleiben.
Welcher Antheil der ganzen Ausgabe nun durch Geld
und wie viel davon durch Korn zu bezahlen und auszu-
druͤcken ſey — dies muß nothwendig fuͤr jedes Land, ja
fuͤr jede Provinz verſchieden ſeyn. Je mehr ein Staat
ſeine Beduͤrfniſſe ſelbſt erzeugt, je mehr, durch eine gleich-
maͤßige Verbreitung der Fabriken und des Bergbaues
uͤber das ganze Land, die Transportkoſten beim Umtauſch
der Waaren vermindert werden, um ſo mehr wird der
Rocken Maßſtab des Werths der Dinge ſeyn, und ein
um ſo groͤßerer Theil der den Landbau treffenden Ausga-
ben kann in Rocken ausgedruͤckt werden. Je aͤrmer da-
gegen ein Land an Fabriken iſt, je mehr das Land ſeine
Beduͤrfniſſe durch Umtauſch von Waaren und durch den
Handel aus weiter Ferne erhaͤlt, je entfernter alſo Kon-
ſumenten und Produzenten von einander wohnen, um ſo
groͤßer wird der Antheil ſeyn, der von obigen Ausgaben
in Geld ausgedruͤckt werden muß.
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/37>, abgerufen am 07.07.2024.
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