Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Es zeigt sich hier also anschaulich, wie bloß durch hohe
Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wüste verwan-
delt werden kann.

Da nun einerseits bei der äußersten Höhe der Ab-
gabe kein Objekt zur Besteuerung mehr übrig bleibt, und
die Staatskasse dann keine Einnahme mehr hat; und da
andernseits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der
Staat zwar die größte Ausdehnung erhält, die Staats-
kasse aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: so muß es ei-
nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum
des Ertrags liefert, und es fragt sich nun, bei welcher
Höhe der Abgabe dieses Maximum in dem vorliegenden
Fall statt findet.

[Tabelle]

Unter den hier aufgeführten Fällen gewährt also die
Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den höchsten Ertrag für
die Staatskasse. Jede fernere Steigerung der Abgabe
vermindert den Ertrag derselben, und was sehr bemerkens-
werth ist, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewährt
keine höhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.

Es zeigt sich hier also, daß wenn auch die Staats-
gewalt sich vom Volk lossagt und dieses nur als Mittel
um Abgaben zu erheben betrachtet, sie dennoch durch eine
unmäßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck
gänzlich verfehlt.


19

Es zeigt ſich hier alſo anſchaulich, wie bloß durch hohe
Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wuͤſte verwan-
delt werden kann.

Da nun einerſeits bei der aͤußerſten Hoͤhe der Ab-
gabe kein Objekt zur Beſteuerung mehr uͤbrig bleibt, und
die Staatskaſſe dann keine Einnahme mehr hat; und da
andernſeits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der
Staat zwar die groͤßte Ausdehnung erhaͤlt, die Staats-
kaſſe aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: ſo muß es ei-
nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum
des Ertrags liefert, und es fragt ſich nun, bei welcher
Hoͤhe der Abgabe dieſes Maximum in dem vorliegenden
Fall ſtatt findet.

[Tabelle]

Unter den hier aufgefuͤhrten Faͤllen gewaͤhrt alſo die
Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den hoͤchſten Ertrag fuͤr
die Staatskaſſe. Jede fernere Steigerung der Abgabe
vermindert den Ertrag derſelben, und was ſehr bemerkens-
werth iſt, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewaͤhrt
keine hoͤhere Einnahme als die von 0,22 Thlr.

Es zeigt ſich hier alſo, daß wenn auch die Staats-
gewalt ſich vom Volk losſagt und dieſes nur als Mittel
um Abgaben zu erheben betrachtet, ſie dennoch durch eine
unmaͤßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck
gaͤnzlich verfehlt.


19
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0303" n="289"/>
Es zeigt &#x017F;ich hier al&#x017F;o an&#x017F;chaulich, wie bloß durch hohe<lb/>
Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wu&#x0364;&#x017F;te verwan-<lb/>
delt werden kann.</p><lb/>
          <p>Da nun einer&#x017F;eits bei der a&#x0364;ußer&#x017F;ten Ho&#x0364;he der Ab-<lb/>
gabe kein Objekt zur Be&#x017F;teuerung mehr u&#x0364;brig bleibt, und<lb/>
die Staatska&#x017F;&#x017F;e dann keine Einnahme mehr hat; und da<lb/>
andern&#x017F;eits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der<lb/>
Staat zwar die gro&#x0364;ßte Ausdehnung erha&#x0364;lt, die Staats-<lb/>
ka&#x017F;&#x017F;e aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: &#x017F;o muß es ei-<lb/>
nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum<lb/>
des Ertrags liefert, und es fragt &#x017F;ich nun, bei welcher<lb/>
Ho&#x0364;he der Abgabe die&#x017F;es Maximum in dem vorliegenden<lb/>
Fall &#x017F;tatt findet.</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Unter den hier aufgefu&#x0364;hrten Fa&#x0364;llen gewa&#x0364;hrt al&#x017F;o die<lb/>
Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ertrag fu&#x0364;r<lb/>
die Staatska&#x017F;&#x017F;e. Jede fernere Steigerung der Abgabe<lb/>
vermindert den Ertrag der&#x017F;elben, und was &#x017F;ehr bemerkens-<lb/>
werth i&#x017F;t, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewa&#x0364;hrt<lb/>
keine ho&#x0364;here Einnahme als die von 0,22 Thlr.</p><lb/>
          <p>Es zeigt &#x017F;ich hier al&#x017F;o, daß wenn auch die Staats-<lb/>
gewalt &#x017F;ich vom Volk los&#x017F;agt und die&#x017F;es nur als Mittel<lb/>
um Abgaben zu erheben betrachtet, &#x017F;ie dennoch durch eine<lb/>
unma&#x0364;ßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck<lb/>
ga&#x0364;nzlich verfehlt.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">19</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0303] Es zeigt ſich hier alſo anſchaulich, wie bloß durch hohe Abgaben ein fruchtbarer Boden in eine Wuͤſte verwan- delt werden kann. Da nun einerſeits bei der aͤußerſten Hoͤhe der Ab- gabe kein Objekt zur Beſteuerung mehr uͤbrig bleibt, und die Staatskaſſe dann keine Einnahme mehr hat; und da andernſeits, wenn gar keine Abgabe erhoben wird, der Staat zwar die groͤßte Ausdehnung erhaͤlt, die Staats- kaſſe aber ebenfalls ohne Einnahme bleibt: ſo muß es ei- nen Punkt geben, bei welchem die Abgabe das Maximum des Ertrags liefert, und es fragt ſich nun, bei welcher Hoͤhe der Abgabe dieſes Maximum in dem vorliegenden Fall ſtatt findet. Unter den hier aufgefuͤhrten Faͤllen gewaͤhrt alſo die Abgabe von 0,45 Thlr. pr. Schfl. den hoͤchſten Ertrag fuͤr die Staatskaſſe. Jede fernere Steigerung der Abgabe vermindert den Ertrag derſelben, und was ſehr bemerkens- werth iſt, die Abgabe von 0,75 Thlr. pr. Schfl. gewaͤhrt keine hoͤhere Einnahme als die von 0,22 Thlr. Es zeigt ſich hier alſo, daß wenn auch die Staats- gewalt ſich vom Volk losſagt und dieſes nur als Mittel um Abgaben zu erheben betrachtet, ſie dennoch durch eine unmaͤßige Steigerung der Abgaben ihren eigenen Zweck gaͤnzlich verfehlt. 19

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/303
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/303>, abgerufen am 22.11.2024.