Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 32.

Zu welchem Preise kann Flachs und Leinwand aus
den verschiedenen Gegenden des isolirten Staats nach der
Stadt geliefert werden?

Nach den oben mitgetheilten Daten über den Flachs-
bau ist die Aussaugung eines Schlages mit Flachs gleich
dem Ersatz, den zwei Weideschläge geben. Von 3000 #
R. Acker können also nur 1000 #R. Flachs tragen, wenn
der Reichthum des Bodens erhalten werden soll, während
von dieser Fläche 1500 #R. mit Getreide bestellt werden
können, ohne den Boden zu erschöpfen.

In den Gegenden, wo die Landrente der Weide-
schläge = 0 ist, fällt aus diesem Grunde auf einen Schlag
mit Flachs eine 11/2 mal so hohe Landrente als auf das
Getreide, und da auf derselben Fläche dem Gewicht nach,
nur 1/4 so viel Flachs als Rocken wächst; so kömmt auf
eine Ladung Flachs von 2400 Lb sechsmal so viel Land-
rente als auf eine Ladung Rocken.

Nun ist aber in der Nähe der Stadt die Landrente
der Weide negativ, in größerer Entfernung positiv, und
aus diesem Grunde fällt auf den, in der Nähe der Stadt
gebaueten Flachs mehr, auf den in der Ferne erzeugten
Flachs weniger als die 6fache Landrente. Wir sind
aber durch die bisherigen Untersuchungen nicht in den
Stand gesetzt, den hieraus entspringenden Unterschied in
Zahlen anzugeben, und wir müssen uns deshalb damit
begnügen, für den ganzen isolirten Staat dem Flachs die
6fache Landrente, von dem was das Getreide trägt, an-
zurechnen. Unsere Rechnung muß dann aber den Preis,
des in der Nähe der Stadt gebaueten Flachses etwas zu
niedrig, und den des in der Ferne erzeugten, etwas zu
hoch angeben.

Nehmen wir nun die Produktionskosten des Flachses

16
§. 32.

Zu welchem Preiſe kann Flachs und Leinwand aus
den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats nach der
Stadt geliefert werden?

Nach den oben mitgetheilten Daten uͤber den Flachs-
bau iſt die Ausſaugung eines Schlages mit Flachs gleich
dem Erſatz, den zwei Weideſchlaͤge geben. Von 3000 □
R. Acker koͤnnen alſo nur 1000 □R. Flachs tragen, wenn
der Reichthum des Bodens erhalten werden ſoll, waͤhrend
von dieſer Flaͤche 1500 □R. mit Getreide beſtellt werden
koͤnnen, ohne den Boden zu erſchoͤpfen.

In den Gegenden, wo die Landrente der Weide-
ſchlaͤge = 0 iſt, faͤllt aus dieſem Grunde auf einen Schlag
mit Flachs eine 1½ mal ſo hohe Landrente als auf das
Getreide, und da auf derſelben Flaͤche dem Gewicht nach,
nur ¼ ſo viel Flachs als Rocken waͤchſt; ſo koͤmmt auf
eine Ladung Flachs von 2400 ℔ ſechsmal ſo viel Land-
rente als auf eine Ladung Rocken.

Nun iſt aber in der Naͤhe der Stadt die Landrente
der Weide negativ, in groͤßerer Entfernung poſitiv, und
aus dieſem Grunde faͤllt auf den, in der Naͤhe der Stadt
gebaueten Flachs mehr, auf den in der Ferne erzeugten
Flachs weniger als die 6fache Landrente. Wir ſind
aber durch die bisherigen Unterſuchungen nicht in den
Stand geſetzt, den hieraus entſpringenden Unterſchied in
Zahlen anzugeben, und wir muͤſſen uns deshalb damit
begnuͤgen, fuͤr den ganzen iſolirten Staat dem Flachs die
6fache Landrente, von dem was das Getreide traͤgt, an-
zurechnen. Unſere Rechnung muß dann aber den Preis,
des in der Naͤhe der Stadt gebaueten Flachſes etwas zu
niedrig, und den des in der Ferne erzeugten, etwas zu
hoch angeben.

Nehmen wir nun die Produktionskoſten des Flachſes

16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0255" n="241"/>
        <div n="2">
          <head>§. 32.</head><lb/>
          <p>Zu welchem Prei&#x017F;e kann Flachs und Leinwand aus<lb/>
den ver&#x017F;chiedenen Gegenden des i&#x017F;olirten Staats nach der<lb/>
Stadt geliefert werden?</p><lb/>
          <p>Nach den oben mitgetheilten Daten u&#x0364;ber den Flachs-<lb/>
bau i&#x017F;t die Aus&#x017F;augung eines Schlages mit Flachs gleich<lb/>
dem Er&#x017F;atz, den zwei Weide&#x017F;chla&#x0364;ge geben. Von 3000 &#x25A1;<lb/>
R. Acker ko&#x0364;nnen al&#x017F;o nur 1000 &#x25A1;R. Flachs tragen, wenn<lb/>
der Reichthum des Bodens erhalten werden &#x017F;oll, wa&#x0364;hrend<lb/>
von die&#x017F;er Fla&#x0364;che 1500 &#x25A1;R. mit Getreide be&#x017F;tellt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, ohne den Boden zu er&#x017F;cho&#x0364;pfen.</p><lb/>
          <p>In den Gegenden, wo die Landrente der Weide-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;ge = 0 i&#x017F;t, fa&#x0364;llt aus die&#x017F;em Grunde auf einen Schlag<lb/>
mit Flachs eine 1½ mal &#x017F;o hohe Landrente als auf das<lb/>
Getreide, und da auf der&#x017F;elben Fla&#x0364;che dem Gewicht nach,<lb/>
nur ¼ &#x017F;o viel Flachs als Rocken wa&#x0364;ch&#x017F;t; &#x017F;o ko&#x0364;mmt auf<lb/>
eine Ladung Flachs von 2400 &#x2114; &#x017F;echsmal &#x017F;o viel Land-<lb/>
rente als auf eine Ladung Rocken.</p><lb/>
          <p>Nun i&#x017F;t aber in der Na&#x0364;he der Stadt die Landrente<lb/>
der Weide negativ, in gro&#x0364;ßerer Entfernung po&#x017F;itiv, und<lb/>
aus die&#x017F;em Grunde fa&#x0364;llt auf den, in der Na&#x0364;he der Stadt<lb/>
gebaueten Flachs <hi rendition="#g">mehr</hi>, auf den in der Ferne erzeugten<lb/>
Flachs <hi rendition="#g">weniger</hi> als die 6fache Landrente. Wir &#x017F;ind<lb/>
aber durch die bisherigen Unter&#x017F;uchungen nicht in den<lb/>
Stand ge&#x017F;etzt, den hieraus ent&#x017F;pringenden Unter&#x017F;chied in<lb/>
Zahlen anzugeben, und wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns deshalb damit<lb/>
begnu&#x0364;gen, fu&#x0364;r den ganzen i&#x017F;olirten Staat dem Flachs die<lb/>
6fache Landrente, von dem was das Getreide tra&#x0364;gt, an-<lb/>
zurechnen. Un&#x017F;ere Rechnung muß dann aber den Preis,<lb/>
des in der Na&#x0364;he der Stadt gebaueten Flach&#x017F;es etwas zu<lb/>
niedrig, und den des in der Ferne erzeugten, etwas zu<lb/>
hoch angeben.</p><lb/>
          <p>Nehmen wir nun die Produktionsko&#x017F;ten des Flach&#x017F;es<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">16</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0255] §. 32. Zu welchem Preiſe kann Flachs und Leinwand aus den verſchiedenen Gegenden des iſolirten Staats nach der Stadt geliefert werden? Nach den oben mitgetheilten Daten uͤber den Flachs- bau iſt die Ausſaugung eines Schlages mit Flachs gleich dem Erſatz, den zwei Weideſchlaͤge geben. Von 3000 □ R. Acker koͤnnen alſo nur 1000 □R. Flachs tragen, wenn der Reichthum des Bodens erhalten werden ſoll, waͤhrend von dieſer Flaͤche 1500 □R. mit Getreide beſtellt werden koͤnnen, ohne den Boden zu erſchoͤpfen. In den Gegenden, wo die Landrente der Weide- ſchlaͤge = 0 iſt, faͤllt aus dieſem Grunde auf einen Schlag mit Flachs eine 1½ mal ſo hohe Landrente als auf das Getreide, und da auf derſelben Flaͤche dem Gewicht nach, nur ¼ ſo viel Flachs als Rocken waͤchſt; ſo koͤmmt auf eine Ladung Flachs von 2400 ℔ ſechsmal ſo viel Land- rente als auf eine Ladung Rocken. Nun iſt aber in der Naͤhe der Stadt die Landrente der Weide negativ, in groͤßerer Entfernung poſitiv, und aus dieſem Grunde faͤllt auf den, in der Naͤhe der Stadt gebaueten Flachs mehr, auf den in der Ferne erzeugten Flachs weniger als die 6fache Landrente. Wir ſind aber durch die bisherigen Unterſuchungen nicht in den Stand geſetzt, den hieraus entſpringenden Unterſchied in Zahlen anzugeben, und wir muͤſſen uns deshalb damit begnuͤgen, fuͤr den ganzen iſolirten Staat dem Flachs die 6fache Landrente, von dem was das Getreide traͤgt, an- zurechnen. Unſere Rechnung muß dann aber den Preis, des in der Naͤhe der Stadt gebaueten Flachſes etwas zu niedrig, und den des in der Ferne erzeugten, etwas zu hoch angeben. Nehmen wir nun die Produktionskoſten des Flachſes 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/255
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/255>, abgerufen am 21.11.2024.