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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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Wolle auch schon jetzt zu dem Preise, den man beim
völlig freien Handel durch ganz Europa den natürlichen
Preis nennen könnte, herabgesunken wäre: so sind wir
doch bei den gegenwärtig vorherrschenden Sperrsystemen
schlechthin auf die Erzeugung feiner Wolle verwiesen.

Der Weltmarkt von London ist für alle unsere an-
dern landwirthschaftlichen Erzeugnisse verschlossen, und
bloß für die Wolle offen. Durch diese Sperrungen sind
nun alle Bande, die die Nationen früher an einander
knüpften, zerrissen; keins der Gesetze, wodurch beim
freien Handel der Preis des Getreides bestimmt wird,
kann wirksam werden; jeder Staat will für sich ein iso-
lirter Staat seyn.

Die westlichen Staaten haben durch die Sperrung
einen unnatürlich hohen Getreidepreis erzwungen, wäh-
rend dieser in den östlichen, sonst kornausführenden Län-
dern unnatürlich niedrig geworden ist. Der Weltmarkt
von London, der früher den Preis aller unserer land-
wirthschaftlichen Erzeugnisse regulirte, bestimmt jetzt nicht
mehr den Preis unsers Getreides aber noch den der
Wolle. Der Weizen gilt jetzt in London das dreifache
von dem, was er in den Häfen der Ostsee gilt, der
Preis der Wolle ist in London nur um den Betrag
der Transportkosten höher als bei uns, und während
der Preis des Getreides, des Fleisches, der Butter u.
s. w. bei uns bis zum Unwerth gesunken ist, ist der
Preis der Wolle geblieben, wie ihn der freie Welthandel
regulirt.

Dies ist nun der eigentliche Grund, warum die
Schafzucht so außer allem Verhältniß bei uns einträg-
licher ist, als die Rindviehzucht und Pferdezucht. Wir
werden dadurch nicht bloß aufgefordert, sondern gezwun-
gen, unsere ganze Kraft und Aufmerksamkeit auf die
Schafzucht zu richten.


Wolle auch ſchon jetzt zu dem Preiſe, den man beim
voͤllig freien Handel durch ganz Europa den natuͤrlichen
Preis nennen koͤnnte, herabgeſunken waͤre: ſo ſind wir
doch bei den gegenwaͤrtig vorherrſchenden Sperrſyſtemen
ſchlechthin auf die Erzeugung feiner Wolle verwieſen.

Der Weltmarkt von London iſt fuͤr alle unſere an-
dern landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe verſchloſſen, und
bloß fuͤr die Wolle offen. Durch dieſe Sperrungen ſind
nun alle Bande, die die Nationen fruͤher an einander
knuͤpften, zerriſſen; keins der Geſetze, wodurch beim
freien Handel der Preis des Getreides beſtimmt wird,
kann wirkſam werden; jeder Staat will fuͤr ſich ein iſo-
lirter Staat ſeyn.

Die weſtlichen Staaten haben durch die Sperrung
einen unnatuͤrlich hohen Getreidepreis erzwungen, waͤh-
rend dieſer in den oͤſtlichen, ſonſt kornausfuͤhrenden Laͤn-
dern unnatuͤrlich niedrig geworden iſt. Der Weltmarkt
von London, der fruͤher den Preis aller unſerer land-
wirthſchaftlichen Erzeugniſſe regulirte, beſtimmt jetzt nicht
mehr den Preis unſers Getreides aber noch den der
Wolle. Der Weizen gilt jetzt in London das dreifache
von dem, was er in den Haͤfen der Oſtſee gilt, der
Preis der Wolle iſt in London nur um den Betrag
der Transportkoſten hoͤher als bei uns, und waͤhrend
der Preis des Getreides, des Fleiſches, der Butter u.
ſ. w. bei uns bis zum Unwerth geſunken iſt, iſt der
Preis der Wolle geblieben, wie ihn der freie Welthandel
regulirt.

Dies iſt nun der eigentliche Grund, warum die
Schafzucht ſo außer allem Verhaͤltniß bei uns eintraͤg-
licher iſt, als die Rindviehzucht und Pferdezucht. Wir
werden dadurch nicht bloß aufgefordert, ſondern gezwun-
gen, unſere ganze Kraft und Aufmerkſamkeit auf die
Schafzucht zu richten.


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[230/0244] Wolle auch ſchon jetzt zu dem Preiſe, den man beim voͤllig freien Handel durch ganz Europa den natuͤrlichen Preis nennen koͤnnte, herabgeſunken waͤre: ſo ſind wir doch bei den gegenwaͤrtig vorherrſchenden Sperrſyſtemen ſchlechthin auf die Erzeugung feiner Wolle verwieſen. Der Weltmarkt von London iſt fuͤr alle unſere an- dern landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe verſchloſſen, und bloß fuͤr die Wolle offen. Durch dieſe Sperrungen ſind nun alle Bande, die die Nationen fruͤher an einander knuͤpften, zerriſſen; keins der Geſetze, wodurch beim freien Handel der Preis des Getreides beſtimmt wird, kann wirkſam werden; jeder Staat will fuͤr ſich ein iſo- lirter Staat ſeyn. Die weſtlichen Staaten haben durch die Sperrung einen unnatuͤrlich hohen Getreidepreis erzwungen, waͤh- rend dieſer in den oͤſtlichen, ſonſt kornausfuͤhrenden Laͤn- dern unnatuͤrlich niedrig geworden iſt. Der Weltmarkt von London, der fruͤher den Preis aller unſerer land- wirthſchaftlichen Erzeugniſſe regulirte, beſtimmt jetzt nicht mehr den Preis unſers Getreides aber noch den der Wolle. Der Weizen gilt jetzt in London das dreifache von dem, was er in den Haͤfen der Oſtſee gilt, der Preis der Wolle iſt in London nur um den Betrag der Transportkoſten hoͤher als bei uns, und waͤhrend der Preis des Getreides, des Fleiſches, der Butter u. ſ. w. bei uns bis zum Unwerth geſunken iſt, iſt der Preis der Wolle geblieben, wie ihn der freie Welthandel regulirt. Dies iſt nun der eigentliche Grund, warum die Schafzucht ſo außer allem Verhaͤltniß bei uns eintraͤg- licher iſt, als die Rindviehzucht und Pferdezucht. Wir werden dadurch nicht bloß aufgefordert, ſondern gezwun- gen, unſere ganze Kraft und Aufmerkſamkeit auf die Schafzucht zu richten.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/244>, abgerufen am 23.11.2024.