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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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diese können beim freien Handel sich der Allgewalt, welche
die große Stadt in der Bestimmung der Getreidepreise
ausübt, nicht entziehen.

Das Princip, welches dem isolirten Staat seine Ge-
staltung gab, ist auch in der Wirklichkeit vorhanden, aber
die Erscheinungen die dasselbe hier hervorbringt, zeigen
sich in veränderten Formen, weil zugleich eine unendliche
Menge anderer Verhältniße und Umstände mitwirket.

So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdeh-
nung, mit Flächen ohne Dicke rechnet, die doch beide in
der Wirklichkeit nicht zu finden sind; so dürfen auch wir
eine wirkende Kraft von allen Nebenumständen und al-
lem Zufälligen entkleiden, und nur so können wir erken-
nen, welchen Antheil sie an den Erscheinungen hat, die
uns vorliegen.



Da es für ein einzelnes Gut möglich ist, einen Stand-
punkt in dem isolirten Staat aufzufinden, der mit den
Verhältnissen desselben übereinstimmt; so läßt sich, abgesehn
von der Schwierigkeit der Ausführung, die Möglichkeit
nicht leugnen, für ein ganzes Land eine Charte zu ent-
werfen, auf welcher der Kreis, wozu eine Gegend gehört,
durch die Illumination angedeutet wäre. Eine solche
Charte würde eine höchst interessante und instruktive Ue-
bersicht gewähren. Die Kreise würden aber nicht, wie in
unserm isolirten Staat regelmäßig auf einander folgen,
sondern bunt durch einander gemischt seyn: es könnte z. B.
das 100 Meilen von der Hauptstadt entfernte, aber an
einem Flusse liegende und mit einem sehr fruchtbaren Bo-
den versehene Gut zum dritten Kreise gehören, während
das 10 Meilen von der Stadt liegende Gut mit Sand-
boden zum sechsten Kreise gehörte.



dieſe koͤnnen beim freien Handel ſich der Allgewalt, welche
die große Stadt in der Beſtimmung der Getreidepreiſe
ausuͤbt, nicht entziehen.

Das Princip, welches dem iſolirten Staat ſeine Ge-
ſtaltung gab, iſt auch in der Wirklichkeit vorhanden, aber
die Erſcheinungen die daſſelbe hier hervorbringt, zeigen
ſich in veraͤnderten Formen, weil zugleich eine unendliche
Menge anderer Verhaͤltniße und Umſtaͤnde mitwirket.

So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdeh-
nung, mit Flaͤchen ohne Dicke rechnet, die doch beide in
der Wirklichkeit nicht zu finden ſind; ſo duͤrfen auch wir
eine wirkende Kraft von allen Nebenumſtaͤnden und al-
lem Zufaͤlligen entkleiden, und nur ſo koͤnnen wir erken-
nen, welchen Antheil ſie an den Erſcheinungen hat, die
uns vorliegen.



Da es fuͤr ein einzelnes Gut moͤglich iſt, einen Stand-
punkt in dem iſolirten Staat aufzufinden, der mit den
Verhaͤltniſſen deſſelben uͤbereinſtimmt; ſo laͤßt ſich, abgeſehn
von der Schwierigkeit der Ausfuͤhrung, die Moͤglichkeit
nicht leugnen, fuͤr ein ganzes Land eine Charte zu ent-
werfen, auf welcher der Kreis, wozu eine Gegend gehoͤrt,
durch die Illumination angedeutet waͤre. Eine ſolche
Charte wuͤrde eine hoͤchſt intereſſante und inſtruktive Ue-
berſicht gewaͤhren. Die Kreiſe wuͤrden aber nicht, wie in
unſerm iſolirten Staat regelmaͤßig auf einander folgen,
ſondern bunt durch einander gemiſcht ſeyn: es koͤnnte z. B.
das 100 Meilen von der Hauptſtadt entfernte, aber an
einem Fluſſe liegende und mit einem ſehr fruchtbaren Bo-
den verſehene Gut zum dritten Kreiſe gehoͤren, waͤhrend
das 10 Meilen von der Stadt liegende Gut mit Sand-
boden zum ſechsten Kreiſe gehoͤrte.



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[215/0229] dieſe koͤnnen beim freien Handel ſich der Allgewalt, welche die große Stadt in der Beſtimmung der Getreidepreiſe ausuͤbt, nicht entziehen. Das Princip, welches dem iſolirten Staat ſeine Ge- ſtaltung gab, iſt auch in der Wirklichkeit vorhanden, aber die Erſcheinungen die daſſelbe hier hervorbringt, zeigen ſich in veraͤnderten Formen, weil zugleich eine unendliche Menge anderer Verhaͤltniße und Umſtaͤnde mitwirket. So wie der Geometer mit Punkten ohne Ausdeh- nung, mit Flaͤchen ohne Dicke rechnet, die doch beide in der Wirklichkeit nicht zu finden ſind; ſo duͤrfen auch wir eine wirkende Kraft von allen Nebenumſtaͤnden und al- lem Zufaͤlligen entkleiden, und nur ſo koͤnnen wir erken- nen, welchen Antheil ſie an den Erſcheinungen hat, die uns vorliegen. Da es fuͤr ein einzelnes Gut moͤglich iſt, einen Stand- punkt in dem iſolirten Staat aufzufinden, der mit den Verhaͤltniſſen deſſelben uͤbereinſtimmt; ſo laͤßt ſich, abgeſehn von der Schwierigkeit der Ausfuͤhrung, die Moͤglichkeit nicht leugnen, fuͤr ein ganzes Land eine Charte zu ent- werfen, auf welcher der Kreis, wozu eine Gegend gehoͤrt, durch die Illumination angedeutet waͤre. Eine ſolche Charte wuͤrde eine hoͤchſt intereſſante und inſtruktive Ue- berſicht gewaͤhren. Die Kreiſe wuͤrden aber nicht, wie in unſerm iſolirten Staat regelmaͤßig auf einander folgen, ſondern bunt durch einander gemiſcht ſeyn: es koͤnnte z. B. das 100 Meilen von der Hauptſtadt entfernte, aber an einem Fluſſe liegende und mit einem ſehr fruchtbaren Bo- den verſehene Gut zum dritten Kreiſe gehoͤren, waͤhrend das 10 Meilen von der Stadt liegende Gut mit Sand- boden zum ſechsten Kreiſe gehoͤrte.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/229>, abgerufen am 25.11.2024.