Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

kungen auf den Getreidepreis hervor, als die verminderte
Konsumtion.

Würde z. B. der Ertrag des Bodens in dem isolir-
ten Staat von 8 auf 10 Körner erhöht, und der Bedarf
der Stadt bliebe derselbe: so würde ein viel geringerer
Theil der Ebene zur Versorgung der Stadt mit Lebens-
mitteln hinreichend seyn; der übrige Theil der Ebene wäre
dann für die Stadt entbehrlich, und im Fall bei dieser
Fruchtbarkeit des Bodens ein Kreis, dessen Halbmesser
231/2 Meilen beträgt, den Bedarf der Stadt befriedigen
könnte, würde der Preis des Rockens bis zu 1 Thlr. für
den Schfl. heruntergehen.

Wäre dagegen die Erhöhung des Körnerertrags von
einer solchen Steigerung der Konsumtion begleitet, daß
der Getreidepreis fortwährend derselbe bliebe: so würde
dies zu einer ungemein großen Zunahme der Bevölke-
rung und des Nationalreichthums führen.

Wenn das Gut, dessen Boden 8 Körner trägt, un-
gefähr 4 Körner zur Versorgung der Städte abgeben kann,
so wird dagegen das Gut mit einem Bodenertrage von
10 Körnern mindestens 51/2 Körner abgeben können. Zu-
gleich erweitert sich nach §. 14. mit dem steigenden Körner-
ertrag des Bodens der Anbau der Ebene von 31,5 bis
zu 34,7 Meilen von der Stadt. Durch diese gleichzeitige
Steigerung der intensiven und der extensiven Kultur,
würde nun die Bevölkerung des ganzen Staats um et-
wa 50 prct. vermehrt werden können; und diese größere
Volksmenge würde eben so reichlich ernährt werden als
früher die kleinere.

Die Größe der Konsumtion in der Stadt muß, wenn
man nicht einzelne Jahre sondern längere Zeiträume über-
blickt, mit der Größe des Einkommens dieser Stadt im
Verhältniß stehen. Bei einem gleichbleibenden Ertrage
des Bodens wird also das Steigen oder Fallen der Ge-

kungen auf den Getreidepreis hervor, als die verminderte
Konſumtion.

Wuͤrde z. B. der Ertrag des Bodens in dem iſolir-
ten Staat von 8 auf 10 Koͤrner erhoͤht, und der Bedarf
der Stadt bliebe derſelbe: ſo wuͤrde ein viel geringerer
Theil der Ebene zur Verſorgung der Stadt mit Lebens-
mitteln hinreichend ſeyn; der uͤbrige Theil der Ebene waͤre
dann fuͤr die Stadt entbehrlich, und im Fall bei dieſer
Fruchtbarkeit des Bodens ein Kreis, deſſen Halbmeſſer
23½ Meilen betraͤgt, den Bedarf der Stadt befriedigen
koͤnnte, wuͤrde der Preis des Rockens bis zu 1 Thlr. fuͤr
den Schfl. heruntergehen.

Waͤre dagegen die Erhoͤhung des Koͤrnerertrags von
einer ſolchen Steigerung der Konſumtion begleitet, daß
der Getreidepreis fortwaͤhrend derſelbe bliebe: ſo wuͤrde
dies zu einer ungemein großen Zunahme der Bevoͤlke-
rung und des Nationalreichthums fuͤhren.

Wenn das Gut, deſſen Boden 8 Koͤrner traͤgt, un-
gefaͤhr 4 Koͤrner zur Verſorgung der Staͤdte abgeben kann,
ſo wird dagegen das Gut mit einem Bodenertrage von
10 Koͤrnern mindeſtens 5½ Koͤrner abgeben koͤnnen. Zu-
gleich erweitert ſich nach §. 14. mit dem ſteigenden Koͤrner-
ertrag des Bodens der Anbau der Ebene von 31,5 bis
zu 34,7 Meilen von der Stadt. Durch dieſe gleichzeitige
Steigerung der intenſiven und der extenſiven Kultur,
wuͤrde nun die Bevoͤlkerung des ganzen Staats um et-
wa 50 prct. vermehrt werden koͤnnen; und dieſe groͤßere
Volksmenge wuͤrde eben ſo reichlich ernaͤhrt werden als
fruͤher die kleinere.

Die Groͤße der Konſumtion in der Stadt muß, wenn
man nicht einzelne Jahre ſondern laͤngere Zeitraͤume uͤber-
blickt, mit der Groͤße des Einkommens dieſer Stadt im
Verhaͤltniß ſtehen. Bei einem gleichbleibenden Ertrage
des Bodens wird alſo das Steigen oder Fallen der Ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="180"/>
kungen auf den Getreidepreis hervor, als die verminderte<lb/>
Kon&#x017F;umtion.</p><lb/>
          <p>Wu&#x0364;rde z. B. der Ertrag des Bodens in dem i&#x017F;olir-<lb/>
ten Staat von 8 auf 10 Ko&#x0364;rner erho&#x0364;ht, und der Bedarf<lb/>
der Stadt bliebe der&#x017F;elbe: &#x017F;o wu&#x0364;rde ein viel geringerer<lb/>
Theil der Ebene zur Ver&#x017F;orgung der Stadt mit Lebens-<lb/>
mitteln hinreichend &#x017F;eyn; der u&#x0364;brige Theil der Ebene wa&#x0364;re<lb/>
dann fu&#x0364;r die Stadt entbehrlich, und im Fall bei die&#x017F;er<lb/>
Fruchtbarkeit des Bodens ein Kreis, de&#x017F;&#x017F;en Halbme&#x017F;&#x017F;er<lb/>
23½ Meilen betra&#x0364;gt, den Bedarf der Stadt befriedigen<lb/>
ko&#x0364;nnte, wu&#x0364;rde der Preis des Rockens bis zu 1 Thlr. fu&#x0364;r<lb/>
den Schfl. heruntergehen.</p><lb/>
          <p>Wa&#x0364;re dagegen die Erho&#x0364;hung des Ko&#x0364;rnerertrags von<lb/>
einer &#x017F;olchen Steigerung der Kon&#x017F;umtion begleitet, daß<lb/>
der Getreidepreis fortwa&#x0364;hrend der&#x017F;elbe bliebe: &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
dies zu einer ungemein großen Zunahme der Bevo&#x0364;lke-<lb/>
rung und des Nationalreichthums fu&#x0364;hren.</p><lb/>
          <p>Wenn das Gut, de&#x017F;&#x017F;en Boden 8 Ko&#x0364;rner tra&#x0364;gt, un-<lb/>
gefa&#x0364;hr 4 Ko&#x0364;rner zur Ver&#x017F;orgung der Sta&#x0364;dte abgeben kann,<lb/>
&#x017F;o wird dagegen das Gut mit einem Bodenertrage von<lb/>
10 Ko&#x0364;rnern minde&#x017F;tens 5½ Ko&#x0364;rner abgeben ko&#x0364;nnen. Zu-<lb/>
gleich erweitert &#x017F;ich nach §. 14. mit dem &#x017F;teigenden Ko&#x0364;rner-<lb/>
ertrag des Bodens der Anbau der Ebene von 31,5 bis<lb/>
zu 34,7 Meilen von der Stadt. Durch die&#x017F;e gleichzeitige<lb/>
Steigerung der inten&#x017F;iven und der exten&#x017F;iven Kultur,<lb/>
wu&#x0364;rde nun die Bevo&#x0364;lkerung des ganzen Staats um et-<lb/>
wa 50 <hi rendition="#aq">prct.</hi> vermehrt werden ko&#x0364;nnen; und die&#x017F;e gro&#x0364;ßere<lb/>
Volksmenge wu&#x0364;rde eben &#x017F;o reichlich erna&#x0364;hrt werden als<lb/>
fru&#x0364;her die kleinere.</p><lb/>
          <p>Die Gro&#x0364;ße der Kon&#x017F;umtion in der Stadt muß, wenn<lb/>
man nicht einzelne Jahre &#x017F;ondern la&#x0364;ngere Zeitra&#x0364;ume u&#x0364;ber-<lb/>
blickt, mit der Gro&#x0364;ße des Einkommens die&#x017F;er Stadt im<lb/>
Verha&#x0364;ltniß &#x017F;tehen. Bei einem gleichbleibenden Ertrage<lb/>
des Bodens wird al&#x017F;o das Steigen oder Fallen der Ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0194] kungen auf den Getreidepreis hervor, als die verminderte Konſumtion. Wuͤrde z. B. der Ertrag des Bodens in dem iſolir- ten Staat von 8 auf 10 Koͤrner erhoͤht, und der Bedarf der Stadt bliebe derſelbe: ſo wuͤrde ein viel geringerer Theil der Ebene zur Verſorgung der Stadt mit Lebens- mitteln hinreichend ſeyn; der uͤbrige Theil der Ebene waͤre dann fuͤr die Stadt entbehrlich, und im Fall bei dieſer Fruchtbarkeit des Bodens ein Kreis, deſſen Halbmeſſer 23½ Meilen betraͤgt, den Bedarf der Stadt befriedigen koͤnnte, wuͤrde der Preis des Rockens bis zu 1 Thlr. fuͤr den Schfl. heruntergehen. Waͤre dagegen die Erhoͤhung des Koͤrnerertrags von einer ſolchen Steigerung der Konſumtion begleitet, daß der Getreidepreis fortwaͤhrend derſelbe bliebe: ſo wuͤrde dies zu einer ungemein großen Zunahme der Bevoͤlke- rung und des Nationalreichthums fuͤhren. Wenn das Gut, deſſen Boden 8 Koͤrner traͤgt, un- gefaͤhr 4 Koͤrner zur Verſorgung der Staͤdte abgeben kann, ſo wird dagegen das Gut mit einem Bodenertrage von 10 Koͤrnern mindeſtens 5½ Koͤrner abgeben koͤnnen. Zu- gleich erweitert ſich nach §. 14. mit dem ſteigenden Koͤrner- ertrag des Bodens der Anbau der Ebene von 31,5 bis zu 34,7 Meilen von der Stadt. Durch dieſe gleichzeitige Steigerung der intenſiven und der extenſiven Kultur, wuͤrde nun die Bevoͤlkerung des ganzen Staats um et- wa 50 prct. vermehrt werden koͤnnen; und dieſe groͤßere Volksmenge wuͤrde eben ſo reichlich ernaͤhrt werden als fruͤher die kleinere. Die Groͤße der Konſumtion in der Stadt muß, wenn man nicht einzelne Jahre ſondern laͤngere Zeitraͤume uͤber- blickt, mit der Groͤße des Einkommens dieſer Stadt im Verhaͤltniß ſtehen. Bei einem gleichbleibenden Ertrage des Bodens wird alſo das Steigen oder Fallen der Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/194
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/194>, abgerufen am 28.11.2024.