Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Gegend, von wo das Holz am wohlfeilsten geliefert wer-
den kann, beschränkt wäre.

Die Kultur eines Gewächses, welches erst ein Jahr-
hundert nach der Saat eine volle Ernte gibt, kann aber
nicht plötzlich und augenblicklich von einer Gegend zur
andern wandern. Es ist daher nicht zu verwundern,
wenn wir in der Wirklichkeit, Gegenden, die durch ihren
Boden sowohl als durch ihre Lage auf die Holzkultur
verwiesen sind, jetzt noch von allem Holz entblößt finden.

Um endlich den Preis, den das Holz in der Zentral-
stadt unsers isolirten Staats haben wird, bestimmen zu
können, müßte die Größe des Bedarfs gegeben seyn. Das
Quantum, dessen die Stadt bedarf, bestimmt die Größe
der Fläche die der Holzkultur gewidmet werden muß, und
der Preis, zu welchem das Holz von dem entferntesten
Punkte dieser Fläche nach der Stadt geliefert werden kann,
ist die Norm für den Preis des Holzes in der Stadt.
Müßte z. B. die Holzkultur bis auf 7 Meilen von der
Stadt ausgedehnt werden, so würde der Preis eines Fa-
dens in der Stadt 20,4 Thaler betragen.

Der am äußersten Rande dieses der Holzkultur ge-
widmeten Kreises liegende Boden, gibt dann dieselbe,
oder vielmehr, eine sehr wenig höhere Landrente, als die-
ser Boden durch Ackerbau benutzt gegeben hätte. Eine
gleiche Fläche, die der Stadt nur um eine Meile näher
liegt, gibt aber durch Ersparung an den beträchtlichen
Transportkosten des Holzes, schon eine sehr viel höhere
Landrente, und so muß die Landrente des durch die Holz-
produktion benutzten Bodens mit der Annäherung zum
Marktplatz in einem sehr viel größern Verhältniß steigen,
als bei der Nutzung des Bodens durch die Koppel-
wirthschaft.

Wir sind nun also dahin gelangt, den innern Zu-
sammenhang in dem Preisverhältniß zweier Produkte --

Gegend, von wo das Holz am wohlfeilſten geliefert wer-
den kann, beſchraͤnkt waͤre.

Die Kultur eines Gewaͤchſes, welches erſt ein Jahr-
hundert nach der Saat eine volle Ernte gibt, kann aber
nicht ploͤtzlich und augenblicklich von einer Gegend zur
andern wandern. Es iſt daher nicht zu verwundern,
wenn wir in der Wirklichkeit, Gegenden, die durch ihren
Boden ſowohl als durch ihre Lage auf die Holzkultur
verwieſen ſind, jetzt noch von allem Holz entbloͤßt finden.

Um endlich den Preis, den das Holz in der Zentral-
ſtadt unſers iſolirten Staats haben wird, beſtimmen zu
koͤnnen, muͤßte die Groͤße des Bedarfs gegeben ſeyn. Das
Quantum, deſſen die Stadt bedarf, beſtimmt die Groͤße
der Flaͤche die der Holzkultur gewidmet werden muß, und
der Preis, zu welchem das Holz von dem entfernteſten
Punkte dieſer Flaͤche nach der Stadt geliefert werden kann,
iſt die Norm fuͤr den Preis des Holzes in der Stadt.
Muͤßte z. B. die Holzkultur bis auf 7 Meilen von der
Stadt ausgedehnt werden, ſo wuͤrde der Preis eines Fa-
dens in der Stadt 20,4 Thaler betragen.

Der am aͤußerſten Rande dieſes der Holzkultur ge-
widmeten Kreiſes liegende Boden, gibt dann dieſelbe,
oder vielmehr, eine ſehr wenig hoͤhere Landrente, als die-
ſer Boden durch Ackerbau benutzt gegeben haͤtte. Eine
gleiche Flaͤche, die der Stadt nur um eine Meile naͤher
liegt, gibt aber durch Erſparung an den betraͤchtlichen
Transportkoſten des Holzes, ſchon eine ſehr viel hoͤhere
Landrente, und ſo muß die Landrente des durch die Holz-
produktion benutzten Bodens mit der Annaͤherung zum
Marktplatz in einem ſehr viel groͤßern Verhaͤltniß ſteigen,
als bei der Nutzung des Bodens durch die Koppel-
wirthſchaft.

Wir ſind nun alſo dahin gelangt, den innern Zu-
ſammenhang in dem Preisverhaͤltniß zweier Produkte —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0149" n="135"/>
Gegend, von wo das Holz am wohlfeil&#x017F;ten geliefert wer-<lb/>
den kann, be&#x017F;chra&#x0364;nkt wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Die Kultur eines Gewa&#x0364;ch&#x017F;es, welches er&#x017F;t ein Jahr-<lb/>
hundert nach der Saat eine volle Ernte gibt, kann aber<lb/>
nicht plo&#x0364;tzlich und augenblicklich von einer Gegend zur<lb/>
andern wandern. Es i&#x017F;t daher nicht zu verwundern,<lb/>
wenn wir in der Wirklichkeit, Gegenden, die durch ihren<lb/>
Boden &#x017F;owohl als durch ihre Lage auf die Holzkultur<lb/>
verwie&#x017F;en &#x017F;ind, jetzt noch von allem Holz entblo&#x0364;ßt finden.</p><lb/>
          <p>Um endlich den Preis, den das Holz in der Zentral-<lb/>
&#x017F;tadt un&#x017F;ers i&#x017F;olirten Staats haben wird, be&#x017F;timmen zu<lb/>
ko&#x0364;nnen, mu&#x0364;ßte die Gro&#x0364;ße des Bedarfs gegeben &#x017F;eyn. Das<lb/>
Quantum, de&#x017F;&#x017F;en die Stadt bedarf, be&#x017F;timmt die Gro&#x0364;ße<lb/>
der Fla&#x0364;che die der Holzkultur gewidmet werden muß, und<lb/>
der Preis, zu welchem das Holz von dem entfernte&#x017F;ten<lb/>
Punkte die&#x017F;er Fla&#x0364;che nach der Stadt geliefert werden kann,<lb/>
i&#x017F;t die Norm fu&#x0364;r den Preis des Holzes in der Stadt.<lb/>
Mu&#x0364;ßte z. B. die Holzkultur bis auf 7 Meilen von der<lb/>
Stadt ausgedehnt werden, &#x017F;o wu&#x0364;rde der Preis eines Fa-<lb/>
dens in der Stadt 20,4 Thaler betragen.</p><lb/>
          <p>Der am a&#x0364;ußer&#x017F;ten Rande die&#x017F;es der Holzkultur ge-<lb/>
widmeten Krei&#x017F;es liegende Boden, gibt dann die&#x017F;elbe,<lb/>
oder vielmehr, eine &#x017F;ehr wenig ho&#x0364;here Landrente, als die-<lb/>
&#x017F;er Boden durch Ackerbau benutzt gegeben ha&#x0364;tte. Eine<lb/>
gleiche Fla&#x0364;che, die der Stadt nur um eine Meile na&#x0364;her<lb/>
liegt, gibt aber durch Er&#x017F;parung an den betra&#x0364;chtlichen<lb/>
Transportko&#x017F;ten des Holzes, &#x017F;chon eine &#x017F;ehr viel ho&#x0364;here<lb/>
Landrente, und &#x017F;o muß die Landrente des durch die Holz-<lb/>
produktion benutzten Bodens mit der Anna&#x0364;herung zum<lb/>
Marktplatz in einem &#x017F;ehr viel gro&#x0364;ßern Verha&#x0364;ltniß &#x017F;teigen,<lb/>
als bei der Nutzung des Bodens durch die Koppel-<lb/>
wirth&#x017F;chaft.</p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind nun al&#x017F;o dahin gelangt, den innern Zu-<lb/>
&#x017F;ammenhang in dem Preisverha&#x0364;ltniß zweier Produkte &#x2014;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0149] Gegend, von wo das Holz am wohlfeilſten geliefert wer- den kann, beſchraͤnkt waͤre. Die Kultur eines Gewaͤchſes, welches erſt ein Jahr- hundert nach der Saat eine volle Ernte gibt, kann aber nicht ploͤtzlich und augenblicklich von einer Gegend zur andern wandern. Es iſt daher nicht zu verwundern, wenn wir in der Wirklichkeit, Gegenden, die durch ihren Boden ſowohl als durch ihre Lage auf die Holzkultur verwieſen ſind, jetzt noch von allem Holz entbloͤßt finden. Um endlich den Preis, den das Holz in der Zentral- ſtadt unſers iſolirten Staats haben wird, beſtimmen zu koͤnnen, muͤßte die Groͤße des Bedarfs gegeben ſeyn. Das Quantum, deſſen die Stadt bedarf, beſtimmt die Groͤße der Flaͤche die der Holzkultur gewidmet werden muß, und der Preis, zu welchem das Holz von dem entfernteſten Punkte dieſer Flaͤche nach der Stadt geliefert werden kann, iſt die Norm fuͤr den Preis des Holzes in der Stadt. Muͤßte z. B. die Holzkultur bis auf 7 Meilen von der Stadt ausgedehnt werden, ſo wuͤrde der Preis eines Fa- dens in der Stadt 20,4 Thaler betragen. Der am aͤußerſten Rande dieſes der Holzkultur ge- widmeten Kreiſes liegende Boden, gibt dann dieſelbe, oder vielmehr, eine ſehr wenig hoͤhere Landrente, als die- ſer Boden durch Ackerbau benutzt gegeben haͤtte. Eine gleiche Flaͤche, die der Stadt nur um eine Meile naͤher liegt, gibt aber durch Erſparung an den betraͤchtlichen Transportkoſten des Holzes, ſchon eine ſehr viel hoͤhere Landrente, und ſo muß die Landrente des durch die Holz- produktion benutzten Bodens mit der Annaͤherung zum Marktplatz in einem ſehr viel groͤßern Verhaͤltniß ſteigen, als bei der Nutzung des Bodens durch die Koppel- wirthſchaft. Wir ſind nun alſo dahin gelangt, den innern Zu- ſammenhang in dem Preisverhaͤltniß zweier Produkte —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/149
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/149>, abgerufen am 30.11.2024.