Da auch das Militär zu dieser Klasse der Staats- bürger gehört: so wird der Staat ein um so größeres Heer aufstellen und unterhalten können, also um so mäch- tiger nach Außen seyn, je größer die Landrente ist.
3.
Welches ist nun aber der Hebel, die eigentliche Grund- ursache des Uebergewichts des belgischen Ackerbaues? Ist dies Uebergewicht an Klima, Boden und geographische Lage gebunden; oder steht es in der Macht des Landwirths, eine ähnliche -- wenn auch nicht gleiche -- hohe Kultur einzuführen?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir den Reichthum, den der Acker bei der belgischen Wirthschaft enthält, mit dem bei der mecklenburgischen Wirthschaft vergleichen.
Nach der zu Anfang dieses Paragraphen gelieferten Berechnung, erfordert die belgische Wirthschaft einen mitt- lern Reichthum des Ackers von 731,3° in 1000 #R.; die mecklenburgische Wirthschaft aber nur 497,3° erstere also mehr 234°
Die B. W. enthält auf gleichem Flächenraum und bei gleichem Körnerertrage einen um beinahe 50 prct. höhern Reichthum des Ackers, als die M. W.
Also wird die größere Landrente der B. W. zwar von gleichem Flächenraum, aber nicht von gleichem Reich- thum des Ackers gewonnen; und welchen Antheil auch Klima, Boden, Fruchtfolge, Nationalcharakter der Belgen u. s. w. an dem höhern Ertrag des belgischen Ackers ha- ben mögen, immer ist der hohe Reichthum des Bodens die Grundbedingung, ohne welche alle andern günstigen Einwirkungen nicht den hohen Ertrag hervorbringen können.
Da auch das Militaͤr zu dieſer Klaſſe der Staats- buͤrger gehoͤrt: ſo wird der Staat ein um ſo groͤßeres Heer aufſtellen und unterhalten koͤnnen, alſo um ſo maͤch- tiger nach Außen ſeyn, je groͤßer die Landrente iſt.
3.
Welches iſt nun aber der Hebel, die eigentliche Grund- urſache des Uebergewichts des belgiſchen Ackerbaues? Iſt dies Uebergewicht an Klima, Boden und geographiſche Lage gebunden; oder ſteht es in der Macht des Landwirths, eine aͤhnliche — wenn auch nicht gleiche — hohe Kultur einzufuͤhren?
Um dieſe Fragen zu beantworten, muͤſſen wir den Reichthum, den der Acker bei der belgiſchen Wirthſchaft enthaͤlt, mit dem bei der mecklenburgiſchen Wirthſchaft vergleichen.
Nach der zu Anfang dieſes Paragraphen gelieferten Berechnung, erfordert die belgiſche Wirthſchaft einen mitt- lern Reichthum des Ackers von 731,3° in 1000 □R.; die mecklenburgiſche Wirthſchaft aber nur 497,3° erſtere alſo mehr 234°
Die B. W. enthaͤlt auf gleichem Flaͤchenraum und bei gleichem Koͤrnerertrage einen um beinahe 50 prct. hoͤhern Reichthum des Ackers, als die M. W.
Alſo wird die groͤßere Landrente der B. W. zwar von gleichem Flaͤchenraum, aber nicht von gleichem Reich- thum des Ackers gewonnen; und welchen Antheil auch Klima, Boden, Fruchtfolge, Nationalcharakter der Belgen u. ſ. w. an dem hoͤhern Ertrag des belgiſchen Ackers ha- ben moͤgen, immer iſt der hohe Reichthum des Bodens die Grundbedingung, ohne welche alle andern guͤnſtigen Einwirkungen nicht den hohen Ertrag hervorbringen koͤnnen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbn="100"facs="#f0114"/><p>Da auch das Militaͤr zu dieſer Klaſſe der Staats-<lb/>
buͤrger gehoͤrt: ſo wird der Staat ein um ſo groͤßeres<lb/>
Heer aufſtellen und unterhalten koͤnnen, alſo um ſo maͤch-<lb/>
tiger nach Außen ſeyn, je groͤßer die Landrente iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>3.</head><lb/><p>Welches iſt nun aber der Hebel, die eigentliche Grund-<lb/>
urſache des Uebergewichts des belgiſchen Ackerbaues? Iſt<lb/>
dies Uebergewicht an Klima, Boden und geographiſche<lb/>
Lage gebunden; oder ſteht es in der Macht des Landwirths,<lb/>
eine aͤhnliche — wenn auch nicht gleiche — hohe Kultur<lb/>
einzufuͤhren?</p><lb/><p>Um dieſe Fragen zu beantworten, muͤſſen wir den<lb/>
Reichthum, den der Acker bei der belgiſchen Wirthſchaft<lb/>
enthaͤlt, mit dem bei der mecklenburgiſchen Wirthſchaft<lb/>
vergleichen.</p><lb/><p>Nach der zu Anfang dieſes Paragraphen gelieferten<lb/>
Berechnung, erfordert die belgiſche Wirthſchaft einen mitt-<lb/>
lern Reichthum des Ackers von 731,3° in 1000 □R.;<lb/>
die mecklenburgiſche Wirthſchaft aber nur <hirendition="#u">497,3°</hi><lb/><hirendition="#et">erſtere alſo mehr 234°</hi></p><lb/><p>Die B. W. enthaͤlt auf gleichem Flaͤchenraum und<lb/>
bei gleichem Koͤrnerertrage einen um beinahe 50 <hirendition="#aq">prct.</hi><lb/>
hoͤhern Reichthum des Ackers, als die M. W.</p><lb/><p>Alſo wird die groͤßere Landrente der B. W. zwar<lb/>
von gleichem Flaͤchenraum, aber nicht von gleichem Reich-<lb/>
thum des Ackers gewonnen; und welchen Antheil auch<lb/>
Klima, Boden, Fruchtfolge, Nationalcharakter der Belgen<lb/>
u. ſ. w. an dem hoͤhern Ertrag des belgiſchen Ackers ha-<lb/>
ben moͤgen, immer iſt der hohe Reichthum des Bodens<lb/>
die Grundbedingung, ohne welche alle andern guͤnſtigen<lb/>
Einwirkungen nicht den hohen Ertrag hervorbringen<lb/>
koͤnnen.</p></div><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[100/0114]
Da auch das Militaͤr zu dieſer Klaſſe der Staats-
buͤrger gehoͤrt: ſo wird der Staat ein um ſo groͤßeres
Heer aufſtellen und unterhalten koͤnnen, alſo um ſo maͤch-
tiger nach Außen ſeyn, je groͤßer die Landrente iſt.
3.
Welches iſt nun aber der Hebel, die eigentliche Grund-
urſache des Uebergewichts des belgiſchen Ackerbaues? Iſt
dies Uebergewicht an Klima, Boden und geographiſche
Lage gebunden; oder ſteht es in der Macht des Landwirths,
eine aͤhnliche — wenn auch nicht gleiche — hohe Kultur
einzufuͤhren?
Um dieſe Fragen zu beantworten, muͤſſen wir den
Reichthum, den der Acker bei der belgiſchen Wirthſchaft
enthaͤlt, mit dem bei der mecklenburgiſchen Wirthſchaft
vergleichen.
Nach der zu Anfang dieſes Paragraphen gelieferten
Berechnung, erfordert die belgiſche Wirthſchaft einen mitt-
lern Reichthum des Ackers von 731,3° in 1000 □R.;
die mecklenburgiſche Wirthſchaft aber nur 497,3°
erſtere alſo mehr 234°
Die B. W. enthaͤlt auf gleichem Flaͤchenraum und
bei gleichem Koͤrnerertrage einen um beinahe 50 prct.
hoͤhern Reichthum des Ackers, als die M. W.
Alſo wird die groͤßere Landrente der B. W. zwar
von gleichem Flaͤchenraum, aber nicht von gleichem Reich-
thum des Ackers gewonnen; und welchen Antheil auch
Klima, Boden, Fruchtfolge, Nationalcharakter der Belgen
u. ſ. w. an dem hoͤhern Ertrag des belgiſchen Ackers ha-
ben moͤgen, immer iſt der hohe Reichthum des Bodens
die Grundbedingung, ohne welche alle andern guͤnſtigen
Einwirkungen nicht den hohen Ertrag hervorbringen
koͤnnen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/114>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.