man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem Klee, zum Maßstab der Aussaugung nimmt, so muß der Klee weit mehr bereichernd als aussaugend erscheinen.
Sobald nun aber der Klee, in die regelmäßige Frucht- folge aufgenommen, so oft wiedergekehrt ist, daß der ei- genthümliche Nahrungsstoff erschöpft ist: so findet derselbe im nächsten und in allen folgenden Umläufen von diesem eigen- thümlichen Stoff nur so viel vor, als in der frischen Düngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum zur Ernährung des Klee's nicht hinreicht, so greift der- selbe den für das Korn geeigneten Nahrungsstoff im ver- stärkten Maß an, und so zeigt sich der Klee nun nicht mehr bereichernd, sondern aussaugend.
Wahrscheinlich ist der für den rothen und der für den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden- tisch doch ähnlich, und da in der K. W. der weiße Klee in jedem Umlauf über das ganze Feld kommt: so findet hier gar keine Anhäufung des Klee-Nahrungsstoffs statt. Bringt man nun zur Abwechselung auf diesen Boden einmal rothen Klee, so muß dieser größtentheils von den für das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt sich dann aussaugend.
Mag nun aber diese Erklärung begründet oder un- begründet seyn, so kann ich doch, nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, den grün gemähten Wicken und dem rothen Klee -- wenn diese in jedem Umlaufe regelmäßig wiederkehren -- keine bereichernde Kraft beimessen; sondern ich muß vielmehr annehmen, daß diese Gewächse, welche eine so große Masse Futter liefern, und welche, bei der regelmäßigen Wiederkehr, nur in dem Maße wachsen, als sie Reichthum im Boden vor- finden, eine aussaugende Wirkung auf den Boden aus- üben. Es scheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee, auch nach Abzug dessen, was seine Produktion an Dung
man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem Klee, zum Maßſtab der Ausſaugung nimmt, ſo muß der Klee weit mehr bereichernd als ausſaugend erſcheinen.
Sobald nun aber der Klee, in die regelmaͤßige Frucht- folge aufgenommen, ſo oft wiedergekehrt iſt, daß der ei- genthuͤmliche Nahrungsſtoff erſchoͤpft iſt: ſo findet derſelbe im naͤchſten und in allen folgenden Umlaͤufen von dieſem eigen- thuͤmlichen Stoff nur ſo viel vor, als in der friſchen Duͤngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum zur Ernaͤhrung des Klee’s nicht hinreicht, ſo greift der- ſelbe den fuͤr das Korn geeigneten Nahrungsſtoff im ver- ſtaͤrkten Maß an, und ſo zeigt ſich der Klee nun nicht mehr bereichernd, ſondern ausſaugend.
Wahrſcheinlich iſt der fuͤr den rothen und der fuͤr den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden- tiſch doch aͤhnlich, und da in der K. W. der weiße Klee in jedem Umlauf uͤber das ganze Feld kommt: ſo findet hier gar keine Anhaͤufung des Klee-Nahrungsſtoffs ſtatt. Bringt man nun zur Abwechſelung auf dieſen Boden einmal rothen Klee, ſo muß dieſer groͤßtentheils von den fuͤr das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt ſich dann ausſaugend.
Mag nun aber dieſe Erklaͤrung begruͤndet oder un- begruͤndet ſeyn, ſo kann ich doch, nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, den gruͤn gemaͤhten Wicken und dem rothen Klee — wenn dieſe in jedem Umlaufe regelmaͤßig wiederkehren — keine bereichernde Kraft beimeſſen; ſondern ich muß vielmehr annehmen, daß dieſe Gewaͤchſe, welche eine ſo große Maſſe Futter liefern, und welche, bei der regelmaͤßigen Wiederkehr, nur in dem Maße wachſen, als ſie Reichthum im Boden vor- finden, eine ausſaugende Wirkung auf den Boden aus- uͤben. Es ſcheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee, auch nach Abzug deſſen, was ſeine Produktion an Dung
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man nun das Gedeihen des Korns, vor und nach dem
Klee, zum Maßſtab der Ausſaugung nimmt, ſo muß der
Klee weit mehr bereichernd als ausſaugend erſcheinen.
Sobald nun aber der Klee, in die regelmaͤßige Frucht-
folge aufgenommen, ſo oft wiedergekehrt iſt, daß der ei-
genthuͤmliche Nahrungsſtoff erſchoͤpft iſt: ſo findet derſelbe im
naͤchſten und in allen folgenden Umlaͤufen von dieſem eigen-
thuͤmlichen Stoff nur ſo viel vor, als in der friſchen
Duͤngung davon enthalten war. Da aber dies Quantum
zur Ernaͤhrung des Klee’s nicht hinreicht, ſo greift der-
ſelbe den fuͤr das Korn geeigneten Nahrungsſtoff im ver-
ſtaͤrkten Maß an, und ſo zeigt ſich der Klee nun nicht
mehr bereichernd, ſondern ausſaugend.
Wahrſcheinlich iſt der fuͤr den rothen und der fuͤr
den weißen Klee geeignete Stoff, wenn auch nicht iden-
tiſch doch aͤhnlich, und da in der K. W. der weiße Klee
in jedem Umlauf uͤber das ganze Feld kommt: ſo findet
hier gar keine Anhaͤufung des Klee-Nahrungsſtoffs ſtatt.
Bringt man nun zur Abwechſelung auf dieſen Boden
einmal rothen Klee, ſo muß dieſer groͤßtentheils von den
fuͤr das Korn geeigneten Stoffen leben, und zeigt ſich
dann ausſaugend.
Mag nun aber dieſe Erklaͤrung begruͤndet oder un-
begruͤndet ſeyn, ſo kann ich doch, nach meinen bisherigen
Erfahrungen und Beobachtungen, den gruͤn gemaͤhten
Wicken und dem rothen Klee — wenn dieſe in jedem
Umlaufe regelmaͤßig wiederkehren — keine bereichernde
Kraft beimeſſen; ſondern ich muß vielmehr annehmen,
daß dieſe Gewaͤchſe, welche eine ſo große Maſſe Futter
liefern, und welche, bei der regelmaͤßigen Wiederkehr, nur
in dem Maße wachſen, als ſie Reichthum im Boden vor-
finden, eine ausſaugende Wirkung auf den Boden aus-
uͤben. Es ſcheint mir aber gewiß, daß der rothe Klee,
auch nach Abzug deſſen, was ſeine Produktion an Dung
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/106>, abgerufen am 31.07.2024.
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