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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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Mit der durch die Stallfütterung erhöhten Dunger-
zeugung kann nun abermals der Kornbau erweitert wer-
den, und wenn, nach einer oberflächlichen Berechnung, die
F. W. W. mit Weidegang c. c. 50 prct. der Ackerfläche
mit Korn bestellen kann; so wird die F. W. W. mit
Stallfütterung vielleicht 55 prct. der Ackerfläche dem Ge-
treidebau widmen können, und doch in demselben Grad
von Reichthum verbleiben 8)

In wärmern Klimaten kann auf fruchtbarem Boden
in die Stoppel des abgeernteten Getreides noch eine zweite
Frucht, als Rüben, Spörgel u. s. w. gebauet werden.
Dies ist gleichsam ein beschleunigter Umlauf: man bauet
in einem Jahre zwei Früchte, zu deren Hervorbringung
in kältern Klimaten zwei Jahre gehören. Da die Stop-
pelfrucht immer zum Viehfutter dient, und hiezu nur
solche Gewächse genommen werden, die durch Verfütte-
rung mehr Dung wiedergeben, als die Produktion dersel-
ben dem Acker gekostet hat: so hat die Aussaugung der
Getreidefrucht in der Dungerzeugung der Stoppelfrucht
ein stetes Gegengewicht. Ein Theil der durch die Halm-
frucht bewirkten Aussaugung wird durch den Ersatz, den
die Stoppelfrucht liefert, wieder aufgehoben, und so ist es
nicht zu verwundern, daß diese Wirthschaften 60 bis 70
prct. der Ackerfläche mit Korn und Handelsgewächsen be-
stellen können, ohne den Reichthum des Bodens zu er-
schöpfen.

Allemal aber gehört neben einem ausgezeichnet frucht-
baren Boden ein hoher Werth der Produkte dazu, wenn

8) Es ist hier immer nur von einem vorzüglichen Höheboden die
Rede, der sich in der 7schlägigen K. W. ohne Dungzuschuß er-
halten kann. Für jeden minder guten Boden würde ein so aus-
gedehnter Kornbau zum Verderben gereichen -- und dies wird
selbst auf dem vorzüglichen Boden der Fall seyn, wenn Weizen
statt Rocken gebauet wird.

Mit der durch die Stallfuͤtterung erhoͤhten Dunger-
zeugung kann nun abermals der Kornbau erweitert wer-
den, und wenn, nach einer oberflaͤchlichen Berechnung, die
F. W. W. mit Weidegang c. c. 50 prct. der Ackerflaͤche
mit Korn beſtellen kann; ſo wird die F. W. W. mit
Stallfuͤtterung vielleicht 55 prct. der Ackerflaͤche dem Ge-
treidebau widmen koͤnnen, und doch in demſelben Grad
von Reichthum verbleiben 8)

In waͤrmern Klimaten kann auf fruchtbarem Boden
in die Stoppel des abgeernteten Getreides noch eine zweite
Frucht, als Ruͤben, Spoͤrgel u. ſ. w. gebauet werden.
Dies iſt gleichſam ein beſchleunigter Umlauf: man bauet
in einem Jahre zwei Fruͤchte, zu deren Hervorbringung
in kaͤltern Klimaten zwei Jahre gehoͤren. Da die Stop-
pelfrucht immer zum Viehfutter dient, und hiezu nur
ſolche Gewaͤchſe genommen werden, die durch Verfuͤtte-
rung mehr Dung wiedergeben, als die Produktion derſel-
ben dem Acker gekoſtet hat: ſo hat die Ausſaugung der
Getreidefrucht in der Dungerzeugung der Stoppelfrucht
ein ſtetes Gegengewicht. Ein Theil der durch die Halm-
frucht bewirkten Ausſaugung wird durch den Erſatz, den
die Stoppelfrucht liefert, wieder aufgehoben, und ſo iſt es
nicht zu verwundern, daß dieſe Wirthſchaften 60 bis 70
prct. der Ackerflaͤche mit Korn und Handelsgewaͤchſen be-
ſtellen koͤnnen, ohne den Reichthum des Bodens zu er-
ſchoͤpfen.

Allemal aber gehoͤrt neben einem ausgezeichnet frucht-
baren Boden ein hoher Werth der Produkte dazu, wenn

8) Es iſt hier immer nur von einem vorzuͤglichen Hoͤheboden die
Rede, der ſich in der 7ſchlaͤgigen K. W. ohne Dungzuſchuß er-
halten kann. Fuͤr jeden minder guten Boden wuͤrde ein ſo aus-
gedehnter Kornbau zum Verderben gereichen — und dies wird
ſelbſt auf dem vorzuͤglichen Boden der Fall ſeyn, wenn Weizen
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[90/0104] Mit der durch die Stallfuͤtterung erhoͤhten Dunger- zeugung kann nun abermals der Kornbau erweitert wer- den, und wenn, nach einer oberflaͤchlichen Berechnung, die F. W. W. mit Weidegang c. c. 50 prct. der Ackerflaͤche mit Korn beſtellen kann; ſo wird die F. W. W. mit Stallfuͤtterung vielleicht 55 prct. der Ackerflaͤche dem Ge- treidebau widmen koͤnnen, und doch in demſelben Grad von Reichthum verbleiben 8) In waͤrmern Klimaten kann auf fruchtbarem Boden in die Stoppel des abgeernteten Getreides noch eine zweite Frucht, als Ruͤben, Spoͤrgel u. ſ. w. gebauet werden. Dies iſt gleichſam ein beſchleunigter Umlauf: man bauet in einem Jahre zwei Fruͤchte, zu deren Hervorbringung in kaͤltern Klimaten zwei Jahre gehoͤren. Da die Stop- pelfrucht immer zum Viehfutter dient, und hiezu nur ſolche Gewaͤchſe genommen werden, die durch Verfuͤtte- rung mehr Dung wiedergeben, als die Produktion derſel- ben dem Acker gekoſtet hat: ſo hat die Ausſaugung der Getreidefrucht in der Dungerzeugung der Stoppelfrucht ein ſtetes Gegengewicht. Ein Theil der durch die Halm- frucht bewirkten Ausſaugung wird durch den Erſatz, den die Stoppelfrucht liefert, wieder aufgehoben, und ſo iſt es nicht zu verwundern, daß dieſe Wirthſchaften 60 bis 70 prct. der Ackerflaͤche mit Korn und Handelsgewaͤchſen be- ſtellen koͤnnen, ohne den Reichthum des Bodens zu er- ſchoͤpfen. Allemal aber gehoͤrt neben einem ausgezeichnet frucht- baren Boden ein hoher Werth der Produkte dazu, wenn 8) Es iſt hier immer nur von einem vorzuͤglichen Hoͤheboden die Rede, der ſich in der 7ſchlaͤgigen K. W. ohne Dungzuſchuß er- halten kann. Fuͤr jeden minder guten Boden wuͤrde ein ſo aus- gedehnter Kornbau zum Verderben gereichen — und dies wird ſelbſt auf dem vorzuͤglichen Boden der Fall ſeyn, wenn Weizen ſtatt Rocken gebauet wird.

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/104>, abgerufen am 23.11.2024.