liegen zu lassen. Um die Verwilderung des Ackers, die wenn es keine reine Brache gibt, so leicht statt findet, zu vermeiden, wird eine ausgezeichnete Aufmerksamkeit auf die Folge, in welcher die Früchte nach einander am be- sten gedeihen, nothwendig. Man wird die Fruchtfolge so wählen, daß für jede Frucht die möglichst beste Bear- beitung statt finden kann, und daß die abgeerntete Frucht den Reichthum des Bodens in der größten zu erreichen- den Wirksamkeit für die folgende Saat hinterläßt -- eine Vorsicht, die in der Koppelwirthschaft auch nicht überflüs- sig, aber nicht so nothwendig ist, und die hier andern Rücksichten weichen muß. -- Mit einem Wort: hohe Fruchtbarkeit des Bodens, verbunden mit guten Korn- preisen, verwandelt die Koppelwirthschaft in eine Frucht- wechselwirthschaft.
Wenn für einen gegebenen Boden das Maximum des Mittelertrags an Rocken = 10 Körner ist, welches in der 7schlägigen K. W. einen mittlern Reichthum von 373° in 1000 #R. voraussetzt: so kann in dieser Wirth- schaftsform ein Zusatz von Reichthum keine Anwendung mehr finden, weil dieser nur Lagerkorn und also vermin- derten Ertrag hervorbringen würde. Wer nun die Kop- pelwirthschaft als die Gränze der Kultur ansieht, wird auf einem Boden von diesem Reichthum die Schätze, die sich auf seinem Felde an Moder und Mergel finden, ent- weder gar nicht benutzen können, oder er wird das, was er durch die Anwendung dieser Mittel dem Acker gegeben hat, durch eine vergrößerte Kornaussaat augenblicklich wieder hinwegnehmen müssen, und somit kein grö- ßeres produktives Kapital im Acker fundiren können.
In der Fruchtwechselwirthschaft findet aber ein weit größerer mittlerer Reichthum noch eine nützliche Anwen- dung: denn 1) ist schon durch die gleichmäßigere Verthei- lung des Reichthums in allen Schlägen ein größerer mitt-
liegen zu laſſen. Um die Verwilderung des Ackers, die wenn es keine reine Brache gibt, ſo leicht ſtatt findet, zu vermeiden, wird eine ausgezeichnete Aufmerkſamkeit auf die Folge, in welcher die Fruͤchte nach einander am be- ſten gedeihen, nothwendig. Man wird die Fruchtfolge ſo waͤhlen, daß fuͤr jede Frucht die moͤglichſt beſte Bear- beitung ſtatt finden kann, und daß die abgeerntete Frucht den Reichthum des Bodens in der groͤßten zu erreichen- den Wirkſamkeit fuͤr die folgende Saat hinterlaͤßt — eine Vorſicht, die in der Koppelwirthſchaft auch nicht uͤberfluͤſ- ſig, aber nicht ſo nothwendig iſt, und die hier andern Ruͤckſichten weichen muß. — Mit einem Wort: hohe Fruchtbarkeit des Bodens, verbunden mit guten Korn- preiſen, verwandelt die Koppelwirthſchaft in eine Frucht- wechſelwirthſchaft.
Wenn fuͤr einen gegebenen Boden das Maximum des Mittelertrags an Rocken = 10 Koͤrner iſt, welches in der 7ſchlaͤgigen K. W. einen mittlern Reichthum von 373° in 1000 □R. vorausſetzt: ſo kann in dieſer Wirth- ſchaftsform ein Zuſatz von Reichthum keine Anwendung mehr finden, weil dieſer nur Lagerkorn und alſo vermin- derten Ertrag hervorbringen wuͤrde. Wer nun die Kop- pelwirthſchaft als die Graͤnze der Kultur anſieht, wird auf einem Boden von dieſem Reichthum die Schaͤtze, die ſich auf ſeinem Felde an Moder und Mergel finden, ent- weder gar nicht benutzen koͤnnen, oder er wird das, was er durch die Anwendung dieſer Mittel dem Acker gegeben hat, durch eine vergroͤßerte Kornausſaat augenblicklich wieder hinwegnehmen muͤſſen, und ſomit kein groͤ- ßeres produktives Kapital im Acker fundiren koͤnnen.
In der Fruchtwechſelwirthſchaft findet aber ein weit groͤßerer mittlerer Reichthum noch eine nuͤtzliche Anwen- dung: denn 1) iſt ſchon durch die gleichmaͤßigere Verthei- lung des Reichthums in allen Schlaͤgen ein groͤßerer mitt-
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liegen zu laſſen. Um die Verwilderung des Ackers, die
wenn es keine reine Brache gibt, ſo leicht ſtatt findet, zu
vermeiden, wird eine ausgezeichnete Aufmerkſamkeit auf
die Folge, in welcher die Fruͤchte nach einander am be-
ſten gedeihen, nothwendig. Man wird die Fruchtfolge
ſo waͤhlen, daß fuͤr jede Frucht die moͤglichſt beſte Bear-
beitung ſtatt finden kann, und daß die abgeerntete Frucht
den Reichthum des Bodens in der groͤßten zu erreichen-
den Wirkſamkeit fuͤr die folgende Saat hinterlaͤßt — eine
Vorſicht, die in der Koppelwirthſchaft auch nicht uͤberfluͤſ-
ſig, aber nicht ſo nothwendig iſt, und die hier andern
Ruͤckſichten weichen muß. — Mit einem Wort: hohe
Fruchtbarkeit des Bodens, verbunden mit guten Korn-
preiſen, verwandelt die Koppelwirthſchaft in eine Frucht-
wechſelwirthſchaft.
Wenn fuͤr einen gegebenen Boden das Maximum
des Mittelertrags an Rocken = 10 Koͤrner iſt, welches
in der 7ſchlaͤgigen K. W. einen mittlern Reichthum von
373° in 1000 □R. vorausſetzt: ſo kann in dieſer Wirth-
ſchaftsform ein Zuſatz von Reichthum keine Anwendung
mehr finden, weil dieſer nur Lagerkorn und alſo vermin-
derten Ertrag hervorbringen wuͤrde. Wer nun die Kop-
pelwirthſchaft als die Graͤnze der Kultur anſieht, wird
auf einem Boden von dieſem Reichthum die Schaͤtze, die
ſich auf ſeinem Felde an Moder und Mergel finden, ent-
weder gar nicht benutzen koͤnnen, oder er wird das, was
er durch die Anwendung dieſer Mittel dem Acker gegeben
hat, durch eine vergroͤßerte Kornausſaat augenblicklich
wieder hinwegnehmen muͤſſen, und ſomit kein groͤ-
ßeres produktives Kapital im Acker fundiren koͤnnen.
In der Fruchtwechſelwirthſchaft findet aber ein weit
groͤßerer mittlerer Reichthum noch eine nuͤtzliche Anwen-
dung: denn 1) iſt ſchon durch die gleichmaͤßigere Verthei-
lung des Reichthums in allen Schlaͤgen ein groͤßerer mitt-
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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/101>, abgerufen am 31.07.2024.
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