besungene schreckliche Geschichte, gab ihm eine sinnreiche Kriegslist an die Hand, die er mit Glück und Tapferkeit ausführte. Er drehet aus den Händen des gefesselten Hymen die hochzeitliche Fackel, die lichterloh brante, und stahl sich unvermerkt in die geruchduftende Küche des Pfarrherrn. Von der edlen Koch- kunst verlassen, die vor kurzem zwanzig schö- pferische Hände darinnen beschäftigte, ruht itzt eine finstere Traurigkeit unter ihren Gewöl- ben. Auf dem warmen Heerde lag eine un- gebrauchte Speckseite in der aufgehäuften Asche verborgen, woran die ganze grosse ge- schwänzte Armee des scherzhaften Mäonides sich hätte sättigen können. Dieses ungeheure Magazin steckte der freybeutische Amor, mit abwärts gesenkter Fackel in Brand. Auf einmal flog es, durch die fettige Flamme be- lebt, in die schwarze Esse, die sich rauschend entzündete -- und ihr blutrothes Feuer dem hohen Firmamente zuwälzte -- Es war ge-
schehen
beſungene ſchreckliche Geſchichte, gab ihm eine ſinnreiche Kriegsliſt an die Hand, die er mit Gluͤck und Tapferkeit ausfuͤhrte. Er drehet aus den Haͤnden des gefeſſelten Hymen die hochzeitliche Fackel, die lichterloh brante, und ſtahl ſich unvermerkt in die geruchduftende Kuͤche des Pfarrherrn. Von der edlen Koch- kunſt verlaſſen, die vor kurzem zwanzig ſchoͤ- pferiſche Haͤnde darinnen beſchaͤftigte, ruht itzt eine finſtere Traurigkeit unter ihren Gewoͤl- ben. Auf dem warmen Heerde lag eine un- gebrauchte Speckſeite in der aufgehaͤuften Aſche verborgen, woran die ganze groſſe ge- ſchwaͤnzte Armee des ſcherzhaften Maͤonides ſich haͤtte ſaͤttigen koͤnnen. Dieſes ungeheure Magazin ſteckte der freybeutiſche Amor, mit abwaͤrts geſenkter Fackel in Brand. Auf einmal flog es, durch die fettige Flamme be- lebt, in die ſchwarze Eſſe, die ſich rauſchend entzuͤndete — und ihr blutrothes Feuer dem hohen Firmamente zuwaͤlzte — Es war ge-
ſchehen
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beſungene ſchreckliche Geſchichte, gab ihm eine
ſinnreiche Kriegsliſt an die Hand, die er mit
Gluͤck und Tapferkeit ausfuͤhrte. Er drehet
aus den Haͤnden des gefeſſelten Hymen die
hochzeitliche Fackel, die lichterloh brante, und
ſtahl ſich unvermerkt in die geruchduftende
Kuͤche des Pfarrherrn. Von der edlen Koch-
kunſt verlaſſen, die vor kurzem zwanzig ſchoͤ-
pferiſche Haͤnde darinnen beſchaͤftigte, ruht itzt
eine finſtere Traurigkeit unter ihren Gewoͤl-
ben. Auf dem warmen Heerde lag eine un-
gebrauchte Speckſeite in der aufgehaͤuften
Aſche verborgen, woran die ganze groſſe ge-
ſchwaͤnzte Armee des ſcherzhaften Maͤonides
ſich haͤtte ſaͤttigen koͤnnen. Dieſes ungeheure
Magazin ſteckte der freybeutiſche Amor, mit
abwaͤrts geſenkter Fackel in Brand. Auf
einmal flog es, durch die fettige Flamme be-
lebt, in die ſchwarze Eſſe, die ſich rauſchend
entzuͤndete — und ihr blutrothes Feuer dem
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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/94>, abgerufen am 08.07.2024.
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