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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

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Fünfter Gesang.

Der glücklich angelangte Magister fand
seine berostete Pfarre zu einem Pala-
ste verwandelt, als er hinein trat. Ein Du-
tzend Bediente seines gnädigen Gönners hat-
ten in seiner Abwesenheit die herkulische Ar-
beit unternommen, Stuben und Kammer zu
säubern, und in der Küche herrschte ein an-
sehnlicher Koch, dessen eigensinnige Befehle
tausend Geräthe verlangten, deren Namen
noch nie in diesem Dorfe waren gehört wor-
den. Seine donnernden Flüche flogen in der
heiligen Küche herum, daß der erschrockene
Pfarrherr mit einem Schauer vorbey gieng,
sich in sein ruhiges Museum setzte, und das
Gesangbuch zur Hand nahm. Als ein Fremd-
ling in seiner eigenen Behausung, getraute er
sich nicht, itzt von dem vornehmen Koche et-
was zu essen zu fordern; lieber versäumte er

das


Fuͤnfter Geſang.

Der gluͤcklich angelangte Magiſter fand
ſeine beroſtete Pfarre zu einem Pala-
ſte verwandelt, als er hinein trat. Ein Du-
tzend Bediente ſeines gnaͤdigen Goͤnners hat-
ten in ſeiner Abweſenheit die herkuliſche Ar-
beit unternommen, Stuben und Kammer zu
ſaͤubern, und in der Kuͤche herrſchte ein an-
ſehnlicher Koch, deſſen eigenſinnige Befehle
tauſend Geraͤthe verlangten, deren Namen
noch nie in dieſem Dorfe waren gehoͤrt wor-
den. Seine donnernden Fluͤche flogen in der
heiligen Kuͤche herum, daß der erſchrockene
Pfarrherr mit einem Schauer vorbey gieng,
ſich in ſein ruhiges Muſeum ſetzte, und das
Geſangbuch zur Hand nahm. Als ein Fremd-
ling in ſeiner eigenen Behauſung, getraute er
ſich nicht, itzt von dem vornehmen Koche et-
was zu eſſen zu fordern; lieber verſaͤumte er

das
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[64/0068] Fuͤnfter Geſang. Der gluͤcklich angelangte Magiſter fand ſeine beroſtete Pfarre zu einem Pala- ſte verwandelt, als er hinein trat. Ein Du- tzend Bediente ſeines gnaͤdigen Goͤnners hat- ten in ſeiner Abweſenheit die herkuliſche Ar- beit unternommen, Stuben und Kammer zu ſaͤubern, und in der Kuͤche herrſchte ein an- ſehnlicher Koch, deſſen eigenſinnige Befehle tauſend Geraͤthe verlangten, deren Namen noch nie in dieſem Dorfe waren gehoͤrt wor- den. Seine donnernden Fluͤche flogen in der heiligen Kuͤche herum, daß der erſchrockene Pfarrherr mit einem Schauer vorbey gieng, ſich in ſein ruhiges Muſeum ſetzte, und das Geſangbuch zur Hand nahm. Als ein Fremd- ling in ſeiner eigenen Behauſung, getraute er ſich nicht, itzt von dem vornehmen Koche et- was zu eſſen zu fordern; lieber verſaͤumte er das

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Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/68>, abgerufen am 28.11.2024.