Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

"ser falsche Holzweg, auf welchem Sie
"wandeln, wird Sie weit von Rennsdorf
"ablocken; und wenn endlich sich die Schreck-
"nisse der Nacht über diese Heyde verbrei-
"ten, so müssen Sie Jhren ermüdeten Kör-
"per einer abgelegenen Schenke -- einer
"Spitzbubenherberge vertrauen." Da schlug
der erschrockene Magister seine haarichten
Fäuste zusammen. Lieber würd' er auf ei-
nem Ameishaufen geschlafen, oder wie ein
Zigeuner, den Anbruch seines Hochzeitfestes
in einer hohlen Weide erwartet haben, als
daß er einer Schenke das Vorrecht ge-
gönnt hätte, seine geweiheten Glieder zu
bedecken. "O mein Freund, rief er, den
"mir noch zu rechter Zeit ein guter En-
"gel entgegen schickt, ach entfernt mich doch
"eilig von diesem Fußsteige, der meine Ge-
"beine umsonst ermüdet, und zeigt mir
"den richtigen Weg, und nehmt im vor-
"aus für eure Bemühung ein dankbares

"Trink-
D 2

”ſer falſche Holzweg, auf welchem Sie
”wandeln, wird Sie weit von Rennsdorf
”ablocken; und wenn endlich ſich die Schreck-
”niſſe der Nacht uͤber dieſe Heyde verbrei-
”ten, ſo muͤſſen Sie Jhren ermuͤdeten Koͤr-
”per einer abgelegenen Schenke — einer
”Spitzbubenherberge vertrauen.” Da ſchlug
der erſchrockene Magiſter ſeine haarichten
Faͤuſte zuſammen. Lieber wuͤrd’ er auf ei-
nem Ameishaufen geſchlafen, oder wie ein
Zigeuner, den Anbruch ſeines Hochzeitfeſtes
in einer hohlen Weide erwartet haben, als
daß er einer Schenke das Vorrecht ge-
goͤnnt haͤtte, ſeine geweiheten Glieder zu
bedecken. ”O mein Freund, rief er, den
”mir noch zu rechter Zeit ein guter En-
”gel entgegen ſchickt, ach entfernt mich doch
”eilig von dieſem Fußſteige, der meine Ge-
”beine umſonſt ermuͤdet, und zeigt mir
”den richtigen Weg, und nehmt im vor-
”aus fuͤr eure Bemuͤhung ein dankbares

”Trink-
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="51"/>
&#x201D;&#x017F;er fal&#x017F;che Holzweg, auf welchem Sie<lb/>
&#x201D;wandeln, wird Sie weit von Rennsdorf<lb/>
&#x201D;ablocken; und wenn endlich &#x017F;ich die Schreck-<lb/>
&#x201D;ni&#x017F;&#x017F;e der Nacht u&#x0364;ber die&#x017F;e Heyde verbrei-<lb/>
&#x201D;ten, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie Jhren ermu&#x0364;deten Ko&#x0364;r-<lb/>
&#x201D;per einer abgelegenen Schenke &#x2014; einer<lb/>
&#x201D;Spitzbubenherberge vertrauen.&#x201D; Da &#x017F;chlug<lb/>
der er&#x017F;chrockene Magi&#x017F;ter &#x017F;eine haarichten<lb/>
Fa&#x0364;u&#x017F;te zu&#x017F;ammen. Lieber wu&#x0364;rd&#x2019; er auf ei-<lb/>
nem Ameishaufen ge&#x017F;chlafen, oder wie ein<lb/>
Zigeuner, den Anbruch &#x017F;eines Hochzeitfe&#x017F;tes<lb/>
in einer hohlen Weide erwartet haben, als<lb/>
daß er einer Schenke das Vorrecht ge-<lb/>
go&#x0364;nnt ha&#x0364;tte, &#x017F;eine geweiheten Glieder zu<lb/>
bedecken. &#x201D;O mein Freund, rief er, den<lb/>
&#x201D;mir noch zu rechter Zeit ein guter En-<lb/>
&#x201D;gel entgegen &#x017F;chickt, ach entfernt mich doch<lb/>
&#x201D;eilig von die&#x017F;em Fuß&#x017F;teige, der meine Ge-<lb/>
&#x201D;beine um&#x017F;on&#x017F;t ermu&#x0364;det, und zeigt mir<lb/>
&#x201D;den richtigen Weg, und nehmt im vor-<lb/>
&#x201D;aus fu&#x0364;r eure Bemu&#x0364;hung ein dankbares<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201D;Trink-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0055] ”ſer falſche Holzweg, auf welchem Sie ”wandeln, wird Sie weit von Rennsdorf ”ablocken; und wenn endlich ſich die Schreck- ”niſſe der Nacht uͤber dieſe Heyde verbrei- ”ten, ſo muͤſſen Sie Jhren ermuͤdeten Koͤr- ”per einer abgelegenen Schenke — einer ”Spitzbubenherberge vertrauen.” Da ſchlug der erſchrockene Magiſter ſeine haarichten Faͤuſte zuſammen. Lieber wuͤrd’ er auf ei- nem Ameishaufen geſchlafen, oder wie ein Zigeuner, den Anbruch ſeines Hochzeitfeſtes in einer hohlen Weide erwartet haben, als daß er einer Schenke das Vorrecht ge- goͤnnt haͤtte, ſeine geweiheten Glieder zu bedecken. ”O mein Freund, rief er, den ”mir noch zu rechter Zeit ein guter En- ”gel entgegen ſchickt, ach entfernt mich doch ”eilig von dieſem Fußſteige, der meine Ge- ”beine umſonſt ermuͤdet, und zeigt mir ”den richtigen Weg, und nehmt im vor- ”aus fuͤr eure Bemuͤhung ein dankbares ”Trink- D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/55
Zitationshilfe: [Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/55>, abgerufen am 27.11.2024.