Chocolade mit perlendem Schaume; da gab ihr der Marschall das Document ihrer Tu- gend, den ehrlichsten Abschied, sauber auf Pergament geschrieben, und siehe da! wel- che großmüthige Gnade! Er umarmte sie mit gefälligen Händen, und küßte sie zärt- lich. Eine ganze sapphische Empfindung strömte durch ihr dankbares Herz, und trieb ihren wallenden Busen empor, daß der blaßrothe Atlas zu knistern anfieng, der ihn weit unter die Hälfte umspannte. Ach welch ein reizender Busen! o scherzhafte Muse, beschreib ihn! Auf seiner linken Erhöhung lag ein mondförmiges Schönfleckchen an- geheftet durch Gummi, von dem ein klei- ner Liebesgott, immer mit drollichten Re- verenzen die Blicke der Grafen und Läu- fer -- Laquayen und Freyherren, auf sich zog. Aber itzt erhob sich dreymal die war- me bebende Brust, und trennte die ge- dörrte Musche vom Gummi. Der kleine
Lie-
Chocolade mit perlendem Schaume; da gab ihr der Marſchall das Document ihrer Tu- gend, den ehrlichſten Abſchied, ſauber auf Pergament geſchrieben, und ſiehe da! wel- che großmuͤthige Gnade! Er umarmte ſie mit gefaͤlligen Haͤnden, und kuͤßte ſie zaͤrt- lich. Eine ganze ſapphiſche Empfindung ſtroͤmte durch ihr dankbares Herz, und trieb ihren wallenden Buſen empor, daß der blaßrothe Atlas zu kniſtern anfieng, der ihn weit unter die Haͤlfte umſpannte. Ach welch ein reizender Buſen! o ſcherzhafte Muſe, beſchreib ihn! Auf ſeiner linken Erhoͤhung lag ein mondfoͤrmiges Schoͤnfleckchen an- geheftet durch Gummi, von dem ein klei- ner Liebesgott, immer mit drollichten Re- verenzen die Blicke der Grafen und Laͤu- fer — Laquayen und Freyherren, auf ſich zog. Aber itzt erhob ſich dreymal die war- me bebende Bruſt, und trennte die ge- doͤrrte Muſche vom Gummi. Der kleine
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Chocolade mit perlendem Schaume; da gab
ihr der Marſchall das Document ihrer Tu-
gend, den ehrlichſten Abſchied, ſauber auf
Pergament geſchrieben, und ſiehe da! wel-
che großmuͤthige Gnade! Er umarmte ſie
mit gefaͤlligen Haͤnden, und kuͤßte ſie zaͤrt-
lich. Eine ganze ſapphiſche Empfindung
ſtroͤmte durch ihr dankbares Herz, und trieb
ihren wallenden Buſen empor, daß der
blaßrothe Atlas zu kniſtern anfieng, der ihn
weit unter die Haͤlfte umſpannte. Ach welch
ein reizender Buſen! o ſcherzhafte Muſe,
beſchreib ihn! Auf ſeiner linken Erhoͤhung
lag ein mondfoͤrmiges Schoͤnfleckchen an-
geheftet durch Gummi, von dem ein klei-
ner Liebesgott, immer mit drollichten Re-
verenzen die Blicke der Grafen und Laͤu-
fer — Laquayen und Freyherren, auf ſich
zog. Aber itzt erhob ſich dreymal die war-
me bebende Bruſt, und trennte die ge-
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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/50>, abgerufen am 01.08.2024.
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