de Liebe gerechtfertigt -- überreichte Jhr einen ziegelfarbenen Carniol, worein ein An- ker gegraben. Nun brachte jede Minute neuen Zuwachs an Liebe und Vertrauen in ihre verbundene Gesellschaft, und frohe Gespräche von ihrer baldigen Hochzeit be- schäfftigten ihre unermüdete Lippen. Da sagte Wilhelmine diese merkwürdigen Wor- te: "Morgen, wenn die Göttinn der Ca- "bale auf den feuchten balsamischen Wol- "ken des dampfenden Theen nachdenkend "an den kostbaren Plafonds herumzieht und "ihre Anbether ermuntert, und wenn die "eigensinnige Göttinn der Mode ihren Lieb- "ling, den Schneider, zu wichtigen Confe- "renzen der Staatsräthe geleitet, oder da- "mit Sie mich deutlich verstehen: Mor- "gen, wenn es früh Zehne geschlagen, so rü- "sten Sie sich, mein Geliebter, und ma- "chen Sie Jhre schuldige Aufwartung bey un- "serm Hofmarschall; Bitten Sie ihn in de-
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de Liebe gerechtfertigt — uͤberreichte Jhr einen ziegelfarbenen Carniol, worein ein An- ker gegraben. Nun brachte jede Minute neuen Zuwachs an Liebe und Vertrauen in ihre verbundene Geſellſchaft, und frohe Geſpraͤche von ihrer baldigen Hochzeit be- ſchaͤfftigten ihre unermuͤdete Lippen. Da ſagte Wilhelmine dieſe merkwuͤrdigen Wor- te: „Morgen, wenn die Goͤttinn der Ca- ”bale auf den feuchten balſamiſchen Wol- ”ken des dampfenden Theen nachdenkend ”an den koſtbaren Plafonds herumzieht und ”ihre Anbether ermuntert, und wenn die ”eigenſinnige Goͤttinn der Mode ihren Lieb- ”ling, den Schneider, zu wichtigen Confe- ”renzen der Staatsraͤthe geleitet, oder da- ”mit Sie mich deutlich verſtehen: Mor- ”gen, wenn es fruͤh Zehne geſchlagen, ſo ruͤ- ”ſten Sie ſich, mein Geliebter, und ma- ”chen Sie Jhre ſchuldige Aufwartung bey un- ”ſerm Hofmarſchall; Bitten Sie ihn in de-
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de Liebe gerechtfertigt — uͤberreichte Jhr
einen ziegelfarbenen Carniol, worein ein An-
ker gegraben. Nun brachte jede Minute
neuen Zuwachs an Liebe und Vertrauen
in ihre verbundene Geſellſchaft, und frohe
Geſpraͤche von ihrer baldigen Hochzeit be-
ſchaͤfftigten ihre unermuͤdete Lippen. Da
ſagte Wilhelmine dieſe merkwuͤrdigen Wor-
te: „Morgen, wenn die Goͤttinn der Ca-
”bale auf den feuchten balſamiſchen Wol-
”ken des dampfenden Theen nachdenkend
”an den koſtbaren Plafonds herumzieht und
”ihre Anbether ermuntert, und wenn die
”eigenſinnige Goͤttinn der Mode ihren Lieb-
”ling, den Schneider, zu wichtigen Confe-
”renzen der Staatsraͤthe geleitet, oder da-
”mit Sie mich deutlich verſtehen: Mor-
”gen, wenn es fruͤh Zehne geſchlagen, ſo ruͤ-
”ſten Sie ſich, mein Geliebter, und ma-
”chen Sie Jhre ſchuldige Aufwartung bey un-
”ſerm Hofmarſchall; Bitten Sie ihn in de-
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[Thümmel, Moritz August von]: Wilhelmine oder der vermählte Pedant. [s. l.], 1764, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuemmel_wilhelmine_1764/38>, abgerufen am 08.07.2024.
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