Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

liche verae, falsae, purae oder impurae. Die sich nun rühmen will, daß sie pura und vera sey, muß folgende Eigenschafften an sich haben, vornehmlich aber die 2. ersten drunter nothwendig behaupten können, daß sie (1.) GOttes Wort rein und lauter lehre, (2.) die Sacramenta nach Christi Einsetzung recht austheile, und denn folgends (3.) ihr Creutz gedultig über sich nehme. (4.) Andre nicht mit der Force, sondern mit der Sanfftmuth und heiligen Exempeln an sich locke. (5.) Mit Bescheidenheit annehme, was andre, die von ihr abstimmen, auf sie zu sprechen haben, und den scandalis tam datis quam acceptis nach Möglichkeit abhelffe. Welche drey letztern wir doch nicht Eigenschafften proprie loquendo nennen wollen. XIIX.) Alle Ecclesiae, die zur Universali gehören, behalten die Th. 13. angeführte Beneficia, sie mögen seyn verae oder falsae, purae oder impurae. Wir wollen zwar die Ecclesias impuras und positive falsas ihrer schweren Verantwortung nicht entheben, die sie vor GOtt haben, der verkehrten Wahrheit halber. Dessen ungeachtet können wir ihnen dasjenige Recht nicht absprechen, welche ihnen die H. Schrifft annoch beyleget, daß solche Kirchen wahre Glieder der Gemeine Christi zeugen können. [fremdsprachliches Material].) Auf Mosis Stuhl sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer Matth. 23. v. 2. seq. [fremdsprachliches Material].) Die Würckung des Göttl. Worts und der Sacramenten hat ihre Krafft nicht von denen, die es vortragen, oder austheilen, sondern von dem, der sie hat darzu eingesetzet, daß sie zur Seeligkeit würcken sollen. [fremdsprachliches Material].) Wenn man Holtz, Heu, Stoppeln und andere Dinge auf den rechten Glaubens-Grund bauet, welche die Leuterung durch das geistliche Feuer der Versuchung nicht aushalten, wird doch derselbe seelig, in welchen die Stoppeln ausgebrant sind. 1. Cor. 3. Ergo kan ihn die Kirche, darinn solch Unkraut mit aufgangen, seelig machen, weil sie den Grund behalten hat. [fremdsprachliches Material].) Durch die falsche Kirche unter Ahab wurden 7000. rechte Glieder der Gemeine GOttes erzeuget und geweydet. Rom. 11. v. 4. [fremdsprachliches Material].) Die rechten Schafe Christi kennen (per gustum spiritus S. in einer innerlichen unbegreiflichen Prüfung) was die rechte Weyde ist, und welche die Stimme des rechten Hirten sey oder nicht. Joh. 10. Und solches ohne einigen Enthusiasmum, bloß durch eine rührende Krafft, die der reine Saame des Worts erweiset, indem die Spreu in ihnen nicht hafften will.

Aus bisher erwiesenen Fundamenten ist nun die Prüffung derEintheilung der Haupt-Frage in 5. besondere Fragen. 1) auf beyden Seiten vorfallenden Motiven anzustellen, über den vorgelegten Casum vom Ubertritt einer Durchlauchtigen Person zur Römischen Kirchen. Welche, damit sie in richtiger Ordnung beleuchtet werden,

liche verae, falsae, purae oder impurae. Die sich nun rühmen will, daß sie pura und vera sey, muß folgende Eigenschafften an sich haben, vornehmlich aber die 2. ersten drunter nothwendig behaupten können, daß sie (1.) GOttes Wort rein und lauter lehre, (2.) die Sacramenta nach Christi Einsetzung recht austheile, und denn folgends (3.) ihr Creutz gedultig über sich nehme. (4.) Andre nicht mit der Force, sondern mit der Sanfftmuth und heiligen Exempeln an sich locke. (5.) Mit Bescheidenheit annehme, was andre, die von ihr abstimmen, auf sie zu sprechen haben, und den scandalis tam datis quam acceptis nach Möglichkeit abhelffe. Welche drey letztern wir doch nicht Eigenschafften proprie loquendo nennen wollen. XIIX.) Alle Ecclesiae, die zur Universali gehören, behalten die Th. 13. angeführte Beneficia, sie mögen seyn verae oder falsae, purae oder impurae. Wir wollen zwar die Ecclesias impuras und positive falsas ihrer schweren Verantwortung nicht entheben, die sie vor GOtt haben, der verkehrten Wahrheit halber. Dessen ungeachtet können wir ihnen dasjenige Recht nicht absprechen, welche ihnen die H. Schrifft annoch beyleget, daß solche Kirchen wahre Glieder der Gemeine Christi zeugen können. [fremdsprachliches Material].) Auf Mosis Stuhl sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer Matth. 23. v. 2. seq. [fremdsprachliches Material].) Die Würckung des Göttl. Worts und der Sacramenten hat ihre Krafft nicht von denen, die es vortragen, oder austheilen, sondern von dem, der sie hat darzu eingesetzet, daß sie zur Seeligkeit würcken sollen. [fremdsprachliches Material].) Wenn man Holtz, Heu, Stoppeln und andere Dinge auf den rechten Glaubens-Grund bauet, welche die Leuterung durch das geistliche Feuer der Versuchung nicht aushalten, wird doch derselbe seelig, in welchen die Stoppeln ausgebrant sind. 1. Cor. 3. Ergo kan ihn die Kirche, darinn solch Unkraut mit aufgangen, seelig machen, weil sie den Grund behalten hat. [fremdsprachliches Material].) Durch die falsche Kirche unter Ahab wurden 7000. rechte Glieder der Gemeine GOttes erzeuget und geweydet. Rom. 11. v. 4. [fremdsprachliches Material].) Die rechten Schafe Christi kennen (per gustum spiritus S. in einer innerlichen unbegreiflichen Prüfung) was die rechte Weyde ist, und welche die Stimme des rechten Hirten sey oder nicht. Joh. 10. Und solches ohne einigen Enthusiasmum, bloß durch eine rührende Krafft, die der reine Saame des Worts erweiset, indem die Spreu in ihnen nicht hafften will.

Aus bisher erwiesenen Fundamenten ist nun die Prüffung derEintheilung der Haupt-Frage in 5. besondere Fragen. 1) auf beyden Seiten vorfallenden Motiven anzustellen, über den vorgelegten Casum vom Ubertritt einer Durchlauchtigen Person zur Römischen Kirchen. Welche, damit sie in richtiger Ordnung beleuchtet werden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0077" n="69"/>
liche verae, falsae, purae oder impurae. Die sich nun                      rühmen will, daß sie pura und vera sey, muß folgende Eigenschafften an sich                      haben, vornehmlich aber die 2. ersten drunter nothwendig behaupten können, daß                      sie (1.) GOttes Wort rein und lauter lehre, (2.) die Sacramenta nach Christi                      Einsetzung recht austheile, und denn folgends (3.) ihr Creutz gedultig über sich                      nehme. (4.) Andre nicht mit der Force, sondern mit der Sanfftmuth und heiligen                      Exempeln an sich locke. (5.) Mit Bescheidenheit annehme, was andre, die von ihr                      abstimmen, auf sie zu sprechen haben, und den scandalis tam datis quam acceptis                      nach Möglichkeit abhelffe. Welche drey letztern wir doch nicht Eigenschafften                      proprie loquendo nennen wollen. XIIX.) Alle Ecclesiae, die zur Universali                      gehören, behalten die Th. 13. angeführte Beneficia, sie mögen seyn verae oder                      falsae, purae oder impurae. Wir wollen zwar die Ecclesias impuras und positive                      falsas ihrer schweren Verantwortung nicht entheben, die sie vor GOtt haben, der                      verkehrten Wahrheit halber. Dessen ungeachtet können wir ihnen dasjenige Recht                      nicht absprechen, welche ihnen die H. Schrifft annoch beyleget, daß solche                      Kirchen wahre Glieder der Gemeine Christi zeugen können. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Auf Mosis Stuhl sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer Matth. 23. v. 2.                      seq. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Die Würckung des Göttl. Worts und der                      Sacramenten hat ihre Krafft nicht von denen, die es vortragen, oder austheilen,                      sondern von dem, der sie hat darzu eingesetzet, daß sie zur Seeligkeit würcken                      sollen. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Wenn man Holtz, Heu, Stoppeln und andere                      Dinge auf den rechten Glaubens-Grund bauet, welche die Leuterung durch das                      geistliche Feuer der Versuchung nicht aushalten, wird doch derselbe seelig, in                      welchen die Stoppeln ausgebrant sind. 1. Cor. 3. Ergo kan ihn die Kirche, darinn                      solch Unkraut mit aufgangen, seelig machen, weil sie den Grund behalten hat.                          <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Durch die falsche Kirche unter Ahab wurden 7000.                      rechte Glieder der Gemeine GOttes erzeuget und geweydet. Rom. 11. v. 4. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Die rechten Schafe Christi kennen (per gustum spiritus S.                      in einer innerlichen unbegreiflichen Prüfung) was die rechte Weyde ist, und                      welche die Stimme des rechten Hirten sey oder nicht. Joh. 10. Und solches ohne                      einigen Enthusiasmum, bloß durch eine rührende Krafft, die der reine Saame des                      Worts erweiset, indem die Spreu in ihnen nicht hafften will.</p>
        <p>Aus bisher erwiesenen Fundamenten ist nun die Prüffung der<note place="right">Eintheilung der Haupt-Frage in 5. besondere Fragen. 1)</note> auf beyden                      Seiten vorfallenden Motiven anzustellen, über den vorgelegten Casum vom                      Ubertritt einer Durchlauchtigen Person zur Römischen Kirchen. Welche, damit sie                      in richtiger Ordnung beleuchtet werden,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0077] liche verae, falsae, purae oder impurae. Die sich nun rühmen will, daß sie pura und vera sey, muß folgende Eigenschafften an sich haben, vornehmlich aber die 2. ersten drunter nothwendig behaupten können, daß sie (1.) GOttes Wort rein und lauter lehre, (2.) die Sacramenta nach Christi Einsetzung recht austheile, und denn folgends (3.) ihr Creutz gedultig über sich nehme. (4.) Andre nicht mit der Force, sondern mit der Sanfftmuth und heiligen Exempeln an sich locke. (5.) Mit Bescheidenheit annehme, was andre, die von ihr abstimmen, auf sie zu sprechen haben, und den scandalis tam datis quam acceptis nach Möglichkeit abhelffe. Welche drey letztern wir doch nicht Eigenschafften proprie loquendo nennen wollen. XIIX.) Alle Ecclesiae, die zur Universali gehören, behalten die Th. 13. angeführte Beneficia, sie mögen seyn verae oder falsae, purae oder impurae. Wir wollen zwar die Ecclesias impuras und positive falsas ihrer schweren Verantwortung nicht entheben, die sie vor GOtt haben, der verkehrten Wahrheit halber. Dessen ungeachtet können wir ihnen dasjenige Recht nicht absprechen, welche ihnen die H. Schrifft annoch beyleget, daß solche Kirchen wahre Glieder der Gemeine Christi zeugen können. _ .) Auf Mosis Stuhl sitzen die Schrifftgelehrten und Pharisäer Matth. 23. v. 2. seq. _ .) Die Würckung des Göttl. Worts und der Sacramenten hat ihre Krafft nicht von denen, die es vortragen, oder austheilen, sondern von dem, der sie hat darzu eingesetzet, daß sie zur Seeligkeit würcken sollen. _ .) Wenn man Holtz, Heu, Stoppeln und andere Dinge auf den rechten Glaubens-Grund bauet, welche die Leuterung durch das geistliche Feuer der Versuchung nicht aushalten, wird doch derselbe seelig, in welchen die Stoppeln ausgebrant sind. 1. Cor. 3. Ergo kan ihn die Kirche, darinn solch Unkraut mit aufgangen, seelig machen, weil sie den Grund behalten hat. _ .) Durch die falsche Kirche unter Ahab wurden 7000. rechte Glieder der Gemeine GOttes erzeuget und geweydet. Rom. 11. v. 4. _ .) Die rechten Schafe Christi kennen (per gustum spiritus S. in einer innerlichen unbegreiflichen Prüfung) was die rechte Weyde ist, und welche die Stimme des rechten Hirten sey oder nicht. Joh. 10. Und solches ohne einigen Enthusiasmum, bloß durch eine rührende Krafft, die der reine Saame des Worts erweiset, indem die Spreu in ihnen nicht hafften will. Aus bisher erwiesenen Fundamenten ist nun die Prüffung der auf beyden Seiten vorfallenden Motiven anzustellen, über den vorgelegten Casum vom Ubertritt einer Durchlauchtigen Person zur Römischen Kirchen. Welche, damit sie in richtiger Ordnung beleuchtet werden, Eintheilung der Haupt-Frage in 5. besondere Fragen. 1)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/77
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/77>, abgerufen am 22.11.2024.