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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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bens-Puncte behielte, und in seinem Catechismo daneben setzte, es seye auch zur Seeligkeit nöthig, den Mahometh anzubethen. So wäre die Kirche, die es mit ihm hielte, auch privative falsa, denn er hätte das erste und andere Gebot, so auch ein nöthiger Punct ist, der gantzen Glaubens-Lehre gantz verkehret. [fremdsprachliches Material].) Wenn die Römische Kirche es unumgänglich zur Seeligkeit erfordern wolte, die Heiligen anzubethen, so würde sie auch privative falsa. XV.) Positive falsa ist eine Kirche, wenn sie von den Puncten, die in der Glaubens-Lehre zur Seeligkeit nöthig sind, keines ausmustert, wie schon droben erinnert, und doch unnütze und vergebliche Lehren untermenget. [fremdsprachliches Material].) Im 1. Cor. 3. v. 13. bauen einige auf den rechten Glaubens-Grund solche Lehren, die im Feuer der Anfechtung und der Läuterung des Heiligen Geistes ausbrennen, und über welche die irrig unterrichteten Schaden leiden. [fremdsprachliches Material].) Es kan seyn, daß sie gar in den Catechismum unnütze Dinge setzen, als zum Exempel, die Läutung der getaufften Glocken verjage den Teuffel. [fremdsprachliches Material].) Oder daß sie auch Dinge hineinsetzen, die den Glaubens-Grund ruiniren, (als daß man solle die Heiligen in Nöthen anruffen) wenn nur zur Erhaltung des Glaubens-Grundes einige Moderation gebrauchet wird, als (1.) daß diese Anruffung gar keine Anbetung seyn solte, sondern eine solche Ersuchung, wie wir Lebenden offt einander sagen, er möge vor uns beten, wie auch Paulus selbst gethan. Rom. 15. v. 30. (2.) Daß die Anruffung vor nützlich, daraus aber nicht für nothwendig zur Seeligkeit ausge geben werde. (3.) Daß das Niederknien vor einen Heiligen nicht and ers als eine eusserliche Ehrbezeugung und Reverence, bey Anruffung des wahren GOttes aber ein Zeichen der innerlichen Anbetung sey. Obschon die Entschuldigungen so viel nicht ausmachen, daß die Lehre vor GOtt nicht solte sündlich seyn, so vermögen sie doch so viel, daß sie einem, der in seiner Einfalt bey diese Lehre gebracht ist, und sonsten im Grunde des Glaubens alles, was zur Seeligkeit nöthig, gefasset, solchen Glaubens-Grund nicht wieder aus der Seelen reissen, wie sonst geschehen würde, wenn er sich unterrichten liesse, dasjenige heilig zu achten, was sein Gewissen offenbahr wider das erste Geboth befindet, daß man neben GOtt müste andere Götter haben und anbeten. [fremdsprachliches Material].) Wenn auch Dinge in den Catechismum gesetzet würden, die den Grund der Glaubens-Lehre umwerffen können, aber nicht anders, als durch eine weitgesuchte Consequence, die von Einfältigen so gleich nicht begriffen wird, so wird wiederum die Ecclesia nur positive falsa, aber nicht privative. Denn es ist genung den Grund des Glaubens zu behalten, wenn alles, was dazu gehöret, in den

bens-Puncte behielte, und in seinem Catechismo daneben setzte, es seye auch zur Seeligkeit nöthig, den Mahometh anzubethen. So wäre die Kirche, die es mit ihm hielte, auch privative falsa, denn er hätte das erste und andere Gebot, so auch ein nöthiger Punct ist, der gantzen Glaubens-Lehre gantz verkehret. [fremdsprachliches Material].) Wenn die Römische Kirche es unumgänglich zur Seeligkeit erfordern wolte, die Heiligen anzubethen, so würde sie auch privative falsa. XV.) Positive falsa ist eine Kirche, wenn sie von den Puncten, die in der Glaubens-Lehre zur Seeligkeit nöthig sind, keines ausmustert, wie schon droben erinnert, und doch unnütze und vergebliche Lehren untermenget. [fremdsprachliches Material].) Im 1. Cor. 3. v. 13. bauen einige auf den rechten Glaubens-Grund solche Lehren, die im Feuer der Anfechtung und der Läuterung des Heiligen Geistes ausbrennen, und über welche die irrig unterrichteten Schaden leiden. [fremdsprachliches Material].) Es kan seyn, daß sie gar in den Catechismum unnütze Dinge setzen, als zum Exempel, die Läutung der getaufften Glocken verjage den Teuffel. [fremdsprachliches Material].) Oder daß sie auch Dinge hineinsetzen, die den Glaubens-Grund ruiniren, (als daß man solle die Heiligen in Nöthen anruffen) wenn nur zur Erhaltung des Glaubens-Grundes einige Moderation gebrauchet wird, als (1.) daß diese Anruffung gar keine Anbetung seyn solte, sondern eine solche Ersuchung, wie wir Lebenden offt einander sagen, er möge vor uns beten, wie auch Paulus selbst gethan. Rom. 15. v. 30. (2.) Daß die Anruffung vor nützlich, daraus aber nicht für nothwendig zur Seeligkeit ausge geben werde. (3.) Daß das Niederknien vor einen Heiligen nicht and ers als eine eusserliche Ehrbezeugung und Reverence, bey Anruffung des wahren GOttes aber ein Zeichen der innerlichen Anbetung sey. Obschon die Entschuldigungen so viel nicht ausmachen, daß die Lehre vor GOtt nicht solte sündlich seyn, so vermögen sie doch so viel, daß sie einem, der in seiner Einfalt bey diese Lehre gebracht ist, und sonsten im Grunde des Glaubens alles, was zur Seeligkeit nöthig, gefasset, solchen Glaubens-Grund nicht wieder aus der Seelen reissen, wie sonst geschehen würde, wenn er sich unterrichten liesse, dasjenige heilig zu achten, was sein Gewissen offenbahr wider das erste Geboth befindet, daß man neben GOtt müste andere Götter haben und anbeten. [fremdsprachliches Material].) Wenn auch Dinge in den Catechismum gesetzet würden, die den Grund der Glaubens-Lehre umwerffen können, aber nicht anders, als durch eine weitgesuchte Consequence, die von Einfältigen so gleich nicht begriffen wird, so wird wiederum die Ecclesia nur positive falsa, aber nicht privative. Denn es ist genung den Grund des Glaubens zu behalten, wenn alles, was dazu gehöret, in den

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bens-Puncte behielte, und in seinem Catechismo daneben setzte, es seye auch                      zur Seeligkeit nöthig, den Mahometh anzubethen. So wäre die Kirche, die es mit                      ihm hielte, auch privative falsa, denn er hätte das erste und andere Gebot, so                      auch ein nöthiger Punct ist, der gantzen Glaubens-Lehre gantz verkehret.                          <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Wenn die Römische Kirche es unumgänglich zur                      Seeligkeit erfordern wolte, die Heiligen anzubethen, so würde sie auch privative                      falsa. XV.) Positive falsa ist eine Kirche, wenn sie von den Puncten, die in der                      Glaubens-Lehre zur Seeligkeit nöthig sind, keines ausmustert, wie schon droben                      erinnert, und doch unnütze und vergebliche Lehren untermenget. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Im 1. Cor. 3. v. 13. bauen einige auf den rechten                      Glaubens-Grund solche Lehren, die im Feuer der Anfechtung und der Läuterung des                      Heiligen Geistes ausbrennen, und über welche die irrig unterrichteten Schaden                      leiden. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Es kan seyn, daß sie gar in den Catechismum                      unnütze Dinge setzen, als zum Exempel, die Läutung der getaufften Glocken                      verjage den Teuffel. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Oder daß sie auch Dinge                      hineinsetzen, die den Glaubens-Grund ruiniren, (als daß man solle die Heiligen                      in Nöthen anruffen) wenn nur zur Erhaltung des Glaubens-Grundes einige                      Moderation gebrauchet wird, als (1.) daß diese Anruffung gar keine Anbetung seyn                      solte, sondern eine solche Ersuchung, wie wir Lebenden offt einander sagen, er                      möge vor uns beten, wie auch Paulus selbst gethan. Rom. 15. v. 30. (2.) Daß die                      Anruffung vor nützlich, daraus aber nicht für nothwendig zur Seeligkeit ausge                      geben werde. (3.) Daß das Niederknien vor einen Heiligen nicht and ers als eine                      eusserliche Ehrbezeugung und Reverence, bey Anruffung des wahren GOttes aber ein                      Zeichen der innerlichen Anbetung sey. Obschon die Entschuldigungen so viel nicht                      ausmachen, daß die Lehre vor GOtt nicht solte sündlich seyn, so vermögen sie                      doch so viel, daß sie einem, der in seiner Einfalt bey diese Lehre gebracht ist,                      und sonsten im Grunde des Glaubens alles, was zur Seeligkeit nöthig, gefasset,                      solchen Glaubens-Grund nicht wieder aus der Seelen reissen, wie sonst geschehen                      würde, wenn er sich unterrichten liesse, dasjenige heilig zu achten, was sein                      Gewissen offenbahr wider das erste Geboth befindet, daß man neben GOtt müste                      andere Götter haben und anbeten. <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>.) Wenn auch Dinge in                      den Catechismum gesetzet würden, die den Grund der Glaubens-Lehre umwerffen                      können, aber nicht anders, als durch eine weitgesuchte Consequence, die von                      Einfältigen so gleich nicht begriffen wird, so wird wiederum die Ecclesia nur                      positive falsa, aber nicht privative. Denn es ist genung den Grund des Glaubens                      zu behalten, wenn alles, was dazu gehöret, in den
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[67/0075] bens-Puncte behielte, und in seinem Catechismo daneben setzte, es seye auch zur Seeligkeit nöthig, den Mahometh anzubethen. So wäre die Kirche, die es mit ihm hielte, auch privative falsa, denn er hätte das erste und andere Gebot, so auch ein nöthiger Punct ist, der gantzen Glaubens-Lehre gantz verkehret. _ .) Wenn die Römische Kirche es unumgänglich zur Seeligkeit erfordern wolte, die Heiligen anzubethen, so würde sie auch privative falsa. XV.) Positive falsa ist eine Kirche, wenn sie von den Puncten, die in der Glaubens-Lehre zur Seeligkeit nöthig sind, keines ausmustert, wie schon droben erinnert, und doch unnütze und vergebliche Lehren untermenget. _ .) Im 1. Cor. 3. v. 13. bauen einige auf den rechten Glaubens-Grund solche Lehren, die im Feuer der Anfechtung und der Läuterung des Heiligen Geistes ausbrennen, und über welche die irrig unterrichteten Schaden leiden. _ .) Es kan seyn, daß sie gar in den Catechismum unnütze Dinge setzen, als zum Exempel, die Läutung der getaufften Glocken verjage den Teuffel. _ .) Oder daß sie auch Dinge hineinsetzen, die den Glaubens-Grund ruiniren, (als daß man solle die Heiligen in Nöthen anruffen) wenn nur zur Erhaltung des Glaubens-Grundes einige Moderation gebrauchet wird, als (1.) daß diese Anruffung gar keine Anbetung seyn solte, sondern eine solche Ersuchung, wie wir Lebenden offt einander sagen, er möge vor uns beten, wie auch Paulus selbst gethan. Rom. 15. v. 30. (2.) Daß die Anruffung vor nützlich, daraus aber nicht für nothwendig zur Seeligkeit ausge geben werde. (3.) Daß das Niederknien vor einen Heiligen nicht and ers als eine eusserliche Ehrbezeugung und Reverence, bey Anruffung des wahren GOttes aber ein Zeichen der innerlichen Anbetung sey. Obschon die Entschuldigungen so viel nicht ausmachen, daß die Lehre vor GOtt nicht solte sündlich seyn, so vermögen sie doch so viel, daß sie einem, der in seiner Einfalt bey diese Lehre gebracht ist, und sonsten im Grunde des Glaubens alles, was zur Seeligkeit nöthig, gefasset, solchen Glaubens-Grund nicht wieder aus der Seelen reissen, wie sonst geschehen würde, wenn er sich unterrichten liesse, dasjenige heilig zu achten, was sein Gewissen offenbahr wider das erste Geboth befindet, daß man neben GOtt müste andere Götter haben und anbeten. _ .) Wenn auch Dinge in den Catechismum gesetzet würden, die den Grund der Glaubens-Lehre umwerffen können, aber nicht anders, als durch eine weitgesuchte Consequence, die von Einfältigen so gleich nicht begriffen wird, so wird wiederum die Ecclesia nur positive falsa, aber nicht privative. Denn es ist genung den Grund des Glaubens zu behalten, wenn alles, was dazu gehöret, in den

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/75>, abgerufen am 01.09.2024.