Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.unter Göttlicher Direction sattsam praesentiren werden, absonderlich, weilenhung der andern Frage. viele Controversien zwischen vorbenannten beyden Religionen auf einen Wortstreit auslauffen, oder sonst nach Erleiterung der streitenden Quaestionen in sich selbst verschwinden, der eigentliche wahre Glaubens-Grund in beyderley Kirchen feste stehet, dieser Sachen, als ferne der doch getreue GOtt mir dieselbe einsehen lassen, ein solches Ansehen geben möge: daß salva aeterna salute eine Lutherische Printzeßin zu der proponirten Heyrath mit Annehmung der Catholischen Religion sich resolviren könne. §. XI. Das dritte, vierte und fünffte Responsum waren zwar nichtDas dritte Responsum. datiret; Aber der Freund der auf gnädigsten Befehl mir selbige zuschickte, versicherte mich, daß selbige entweder noch in Augusto 1705. oder in Anfang des Septembris eingeschickt worden. Und zwar soviel das dritte betrifft, werden sich diejenigen, denen der Herr Autor desselbigen bekannt ist, nun nicht verwundern, daß er in Bejahung der andern Frage etwas treuster gewesen, als der Herr Autor des andern Responsi, weil er wegen unterschiedener Auslegungen allerhand Oerter der H. Schrifft die so genannten Herren Orthodoxen schon einige Jahr her auf dem Halse gehabt, und absonderlich mit dem Herrn Autore des ersten Theologischen Responsi in streitigen Schrifft-Wechsel gerathen war, und also sich nicht eben für einen neuen Streit sehr zu fürchten Ursach hatte. Kurtze Antwort auf zwey fürgelegte Fragen, 1) ob nicht ein jederDie zwey Fragen. Mensch, es lebe derselbe in der Lutherischen oder Catholischen Religion, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange? 2) Ob denn nicht eine Lutherische Printzeßin, wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter der Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit darzu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttl. Providence zu spühren? Obgleich dieser Zeiten mißlich, Gedancken von der Religion jemandenBejahung der ersten. zu communiciren, weil die Vermessenheit zu lästern und Verwegenheit zu Sclaven der Schul-Meynungen zu machen mehr als jemahls Freyheit genommen; Dennoch weil die H. Schrifft in aller Händen, ist jedes Gewissen ungefesselt, zu sehen und zu begreiffen, was dieselbe vom Wege zum Leben sage. Nachdem also alle Schrifften Neuen Testaments den Weg zur Seeligkeit in solcher Kürtze und Einfalt mit allen Nachdruck fassen, daß aus Christi und aller Apostel Mund und Feder es heisset: Busse thun und dem Evangelio glauben, vom Bösen ablas- unter Göttlicher Direction sattsam praesentiren werden, absonderlich, weilenhung der andern Frage. viele Controversien zwischen vorbenannten beyden Religionen auf einen Wortstreit auslauffen, oder sonst nach Erleiterung der streitenden Quaestionen in sich selbst verschwinden, der eigentliche wahre Glaubens-Grund in beyderley Kirchen feste stehet, dieser Sachen, als ferne der doch getreue GOtt mir dieselbe einsehen lassen, ein solches Ansehen geben möge: daß salvâ aeternâ salute eine Lutherische Printzeßin zu der proponirten Heyrath mit Annehmung der Catholischen Religion sich resolviren könne. §. XI. Das dritte, vierte und fünffte Responsum waren zwar nichtDas dritte Responsum. datiret; Aber der Freund der auf gnädigsten Befehl mir selbige zuschickte, versicherte mich, daß selbige entweder noch in Augusto 1705. oder in Anfang des Septembris eingeschickt worden. Und zwar soviel das dritte betrifft, werden sich diejenigen, denen der Herr Autor desselbigen bekannt ist, nun nicht verwundern, daß er in Bejahung der andern Frage etwas treuster gewesen, als der Herr Autor des andern Responsi, weil er wegen unterschiedener Auslegungen allerhand Oerter der H. Schrifft die so genannten Herren Orthodoxen schon einige Jahr her auf dem Halse gehabt, und absonderlich mit dem Herrn Autore des ersten Theologischen Responsi in streitigen Schrifft-Wechsel gerathen war, und also sich nicht eben für einen neuen Streit sehr zu fürchten Ursach hatte. Kurtze Antwort auf zwey fürgelegte Fragen, 1) ob nicht ein jederDie zwey Fragen. Mensch, es lebe derselbe in der Lutherischen oder Catholischen Religion, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange? 2) Ob denn nicht eine Lutherische Printzeßin, wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter der Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit darzu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttl. Providence zu spühren? Obgleich dieser Zeiten mißlich, Gedancken von der Religion jemandenBejahung der ersten. zu communiciren, weil die Vermessenheit zu lästern und Verwegenheit zu Sclaven der Schul-Meynungen zu machen mehr als jemahls Freyheit genommen; Dennoch weil die H. Schrifft in aller Händen, ist jedes Gewissen ungefesselt, zu sehen und zu begreiffen, was dieselbe vom Wege zum Leben sage. Nachdem also alle Schrifften Neuen Testaments den Weg zur Seeligkeit in solcher Kürtze und Einfalt mit allen Nachdruck fassen, daß aus Christi und aller Apostel Mund und Feder es heisset: Busse thun und dem Evangelio glauben, vom Bösen ablas- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043" n="35"/> unter Göttlicher Direction sattsam praesentiren werden, absonderlich, weilen<note place="right">hung der andern Frage.</note> viele Controversien zwischen vorbenannten beyden Religionen auf einen Wortstreit auslauffen, oder sonst nach Erleiterung der streitenden Quaestionen in sich selbst verschwinden, der eigentliche wahre Glaubens-Grund in beyderley Kirchen feste stehet, dieser Sachen, als ferne der doch getreue GOtt mir dieselbe einsehen lassen, ein solches Ansehen geben möge: daß salvâ aeternâ salute eine Lutherische Printzeßin zu der proponirten Heyrath mit Annehmung der Catholischen Religion sich resolviren könne.</p> <p>§. XI. 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Schrifft die so genannten Herren Orthodoxen schon einige Jahr her auf dem Halse gehabt, und absonderlich mit dem Herrn Autore des ersten Theologischen Responsi in streitigen Schrifft-Wechsel gerathen war, und also sich nicht eben für einen neuen Streit sehr zu fürchten Ursach hatte.</p> <p>Kurtze Antwort auf zwey fürgelegte Fragen, 1) ob nicht ein jeder<note place="right">Die zwey Fragen.</note> Mensch, es lebe derselbe in der Lutherischen oder Catholischen Religion, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange? 2) Ob denn nicht eine Lutherische Printzeßin, wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter der Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit darzu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttl. Providence zu spühren?</p> <p>Obgleich dieser Zeiten mißlich, Gedancken von der Religion jemanden<note place="right">Bejahung der ersten.</note> zu communiciren, weil die Vermessenheit zu lästern und Verwegenheit zu Sclaven der Schul-Meynungen zu machen mehr als jemahls Freyheit genommen; Dennoch weil die H. Schrifft in aller Händen, ist jedes Gewissen ungefesselt, zu sehen und zu begreiffen, was dieselbe vom Wege zum Leben sage. Nachdem also alle Schrifften Neuen Testaments den Weg zur Seeligkeit in solcher Kürtze und Einfalt mit allen Nachdruck fassen, daß aus Christi und aller Apostel Mund und Feder es heisset: Busse thun und dem Evangelio glauben, vom Bösen ablas- </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0043]
unter Göttlicher Direction sattsam praesentiren werden, absonderlich, weilen viele Controversien zwischen vorbenannten beyden Religionen auf einen Wortstreit auslauffen, oder sonst nach Erleiterung der streitenden Quaestionen in sich selbst verschwinden, der eigentliche wahre Glaubens-Grund in beyderley Kirchen feste stehet, dieser Sachen, als ferne der doch getreue GOtt mir dieselbe einsehen lassen, ein solches Ansehen geben möge: daß salvâ aeternâ salute eine Lutherische Printzeßin zu der proponirten Heyrath mit Annehmung der Catholischen Religion sich resolviren könne.
hung der andern Frage. §. XI. Das dritte, vierte und fünffte Responsum waren zwar nicht datiret; Aber der Freund der auf gnädigsten Befehl mir selbige zuschickte, versicherte mich, daß selbige entweder noch in Augusto 1705. oder in Anfang des Septembris eingeschickt worden. Und zwar soviel das dritte betrifft, werden sich diejenigen, denen der Herr Autor desselbigen bekannt ist, nun nicht verwundern, daß er in Bejahung der andern Frage etwas treuster gewesen, als der Herr Autor des andern Responsi, weil er wegen unterschiedener Auslegungen allerhand Oerter der H. Schrifft die so genannten Herren Orthodoxen schon einige Jahr her auf dem Halse gehabt, und absonderlich mit dem Herrn Autore des ersten Theologischen Responsi in streitigen Schrifft-Wechsel gerathen war, und also sich nicht eben für einen neuen Streit sehr zu fürchten Ursach hatte.
Das dritte Responsum. Kurtze Antwort auf zwey fürgelegte Fragen, 1) ob nicht ein jeder Mensch, es lebe derselbe in der Lutherischen oder Catholischen Religion, wenn er JEsum Christum für das Mittel der Seeligkeit hält, dessen Verdienst und Gerechtigkeit durch den rechten Glauben ergreifft und ihm appliciret, die ewige Seeligkeit erlange? 2) Ob denn nicht eine Lutherische Printzeßin, wenn derselben eine Heyrath mit einem Catholischen Printzen, unter der Condition, daß sie zu dessen Religion trete, angetragen würde, sich ohne Verlust ihrer Seeligkeit darzu resolviren könne, bevorab, wenn aus denen dabey sich ereignenden Umständen die Göttl. Providence zu spühren?
Die zwey Fragen. Obgleich dieser Zeiten mißlich, Gedancken von der Religion jemanden zu communiciren, weil die Vermessenheit zu lästern und Verwegenheit zu Sclaven der Schul-Meynungen zu machen mehr als jemahls Freyheit genommen; Dennoch weil die H. Schrifft in aller Händen, ist jedes Gewissen ungefesselt, zu sehen und zu begreiffen, was dieselbe vom Wege zum Leben sage. Nachdem also alle Schrifften Neuen Testaments den Weg zur Seeligkeit in solcher Kürtze und Einfalt mit allen Nachdruck fassen, daß aus Christi und aller Apostel Mund und Feder es heisset: Busse thun und dem Evangelio glauben, vom Bösen ablas-
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/43>, abgerufen am 16.02.2025. |