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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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seyn, einen fleißigen Unterscheid zu machen, unter denen Leuten, welche denen Catholischen Communionen einverleibet seyn. Sind sie darinn erzogen und haben keine bessere Information gehabt, so hoffe zu der überschwenglichen Barmhertzigkeit GOttes, sie werde, wenn solche Leute anders sich an das Heyl der Welt im Glauben, Christlichen Wandel und Buße halten, die übrige Fehler übersehen. Zweifle hingegen gar sehr, ob ein Christen-Mensch, der in der Evangelischen Religion erzogen, und die Fehler der Catholischen Kirche eingesehen, jedennoch vorsetzlich aus dem reinen Schooß seiner Mutter in die befleckte Arme einer widrigen Gemeinde fället, für GOtt entschuldiget seyn könne. Und von solcher Consideration würde auch nicht eximiret seyn können, ein gebohrner Catholicke, welcher entweder aus Reisen in Evangelischen Ländern, oder durch andere Occasionen, der gütigen Hand GOttes zu einem höhern Licht aus der Finsternüß des Pabstthums eluctiret seyn würde. Diesemnach würde auf erstgesetzte Frage zu antworten seyn, daß zwar diejenige, so wohl bey Lutherischen als Catholischen, die Christum für ihren Heyland erkennen, und andey ein gottseeliges Leben in Christlicher Einfalt, ohne Einsehung derer Papistischen Irrungen führen, das ewige Leben erlangen; diejenigen hingegen, welche unter denen Catholischen Christum nach dem geoffenbahrten Worte, als das eintzige Mittel der Seeligkeit halten und erkennen, jedennoch die wider solches Erkäntnüß lauffende Irrsalen nebst andern gefährlichen abusen vermittelst Zugesellung zu gemeinen Catholischen Hauffen mitmachen, oder wenigstens simulando approbiren, daß sothane Leute wider ihre Conscience zum wenigsten hypocritisch und scandalens handeln, auch folglich, weiln der Glaube durch die aufrichtige ungefälschte Liebe gegen GOtt und den Nächsten thätig seyn muß, dem Schiffbruch der Seele gefährlich nahe treten.

Verneinung der andern Frage.

Obgesetzten Gründen nach würde auf die andere Anfrage: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin, welcher eine Heyrath mit einem Catholischen König, unter der Condition, daß sie sich zu selbiger Religion begebe, proponiret worden, sich dazu salva aterna salute resolviren können und zwar um so viel mehr, wann darbey die Göttliche Providence zu spühren, und mithin die Wohlfarth des gemeinen Wesens und ihres eigenen Hauses befördert werden kann zu unterthänigster Antwort angefüget werden müssen: Daß es allerdings an dem, daß die Wohlfarth des gemeinen Wesens auch eigenen hohen Hauses in hohe Consideration zu ziehen, zuförderst da die Göttliche Providence dabey zu spühren; jedennoch alldieweiln

seyn, einen fleißigen Unterscheid zu machen, unter denen Leuten, welche denen Catholischen Communionen einverleibet seyn. Sind sie darinn erzogen und haben keine bessere Information gehabt, so hoffe zu der überschwenglichen Barmhertzigkeit GOttes, sie werde, wenn solche Leute anders sich an das Heyl der Welt im Glauben, Christlichen Wandel und Buße halten, die übrige Fehler übersehen. Zweifle hingegen gar sehr, ob ein Christen-Mensch, der in der Evangelischen Religion erzogen, und die Fehler der Catholischen Kirche eingesehen, jedennoch vorsetzlich aus dem reinen Schooß seiner Mutter in die befleckte Arme einer widrigen Gemeinde fället, für GOtt entschuldiget seyn könne. Und von solcher Consideration würde auch nicht eximiret seyn können, ein gebohrner Catholicke, welcher entweder aus Reisen in Evangelischen Ländern, oder durch andere Occasionen, der gütigen Hand GOttes zu einem höhern Licht aus der Finsternüß des Pabstthums eluctiret seyn würde. Diesemnach würde auf erstgesetzte Frage zu antworten seyn, daß zwar diejenige, so wohl bey Lutherischen als Catholischen, die Christum für ihren Heyland erkennen, und andey ein gottseeliges Leben in Christlicher Einfalt, ohne Einsehung derer Papistischen Irrungen führen, das ewige Leben erlangen; diejenigen hingegen, welche unter denen Catholischen Christum nach dem geoffenbahrten Worte, als das eintzige Mittel der Seeligkeit halten und erkennen, jedennoch die wider solches Erkäntnüß lauffende Irrsalen nebst andern gefährlichen abusen vermittelst Zugesellung zu gemeinen Catholischen Hauffen mitmachen, oder wenigstens simulando approbiren, daß sothane Leute wider ihre Conscience zum wenigsten hypocritisch und scandalens handeln, auch folglich, weiln der Glaube durch die aufrichtige ungefälschte Liebe gegen GOtt und den Nächsten thätig seyn muß, dem Schiffbruch der Seele gefährlich nahe treten.

Verneinung dër andern Frage.

Obgesetzten Gründen nach würde auf die andere Anfrage: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin, welcher eine Heyrath mit einem Catholischen König, unter der Condition, daß sie sich zu selbiger Religion begebe, proponiret worden, sich dazu salvâ aternâ salute resolviren können und zwar um so viel mehr, wann darbey die Göttliche Providence zu spühren, und mithin die Wohlfarth des gemeinen Wesens und ihres eigenen Hauses befördert werden kann zu unterthänigster Antwort angefüget werden müssen: Daß es allerdings an dem, daß die Wohlfarth des gemeinen Wesens auch eigenen hohen Hauses in hohe Consideration zu ziehen, zuförderst da die Göttliche Providence dabey zu spühren; jedennoch alldieweiln

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[28/0036] seyn, einen fleißigen Unterscheid zu machen, unter denen Leuten, welche denen Catholischen Communionen einverleibet seyn. Sind sie darinn erzogen und haben keine bessere Information gehabt, so hoffe zu der überschwenglichen Barmhertzigkeit GOttes, sie werde, wenn solche Leute anders sich an das Heyl der Welt im Glauben, Christlichen Wandel und Buße halten, die übrige Fehler übersehen. Zweifle hingegen gar sehr, ob ein Christen-Mensch, der in der Evangelischen Religion erzogen, und die Fehler der Catholischen Kirche eingesehen, jedennoch vorsetzlich aus dem reinen Schooß seiner Mutter in die befleckte Arme einer widrigen Gemeinde fället, für GOtt entschuldiget seyn könne. Und von solcher Consideration würde auch nicht eximiret seyn können, ein gebohrner Catholicke, welcher entweder aus Reisen in Evangelischen Ländern, oder durch andere Occasionen, der gütigen Hand GOttes zu einem höhern Licht aus der Finsternüß des Pabstthums eluctiret seyn würde. Diesemnach würde auf erstgesetzte Frage zu antworten seyn, daß zwar diejenige, so wohl bey Lutherischen als Catholischen, die Christum für ihren Heyland erkennen, und andey ein gottseeliges Leben in Christlicher Einfalt, ohne Einsehung derer Papistischen Irrungen führen, das ewige Leben erlangen; diejenigen hingegen, welche unter denen Catholischen Christum nach dem geoffenbahrten Worte, als das eintzige Mittel der Seeligkeit halten und erkennen, jedennoch die wider solches Erkäntnüß lauffende Irrsalen nebst andern gefährlichen abusen vermittelst Zugesellung zu gemeinen Catholischen Hauffen mitmachen, oder wenigstens simulando approbiren, daß sothane Leute wider ihre Conscience zum wenigsten hypocritisch und scandalens handeln, auch folglich, weiln der Glaube durch die aufrichtige ungefälschte Liebe gegen GOtt und den Nächsten thätig seyn muß, dem Schiffbruch der Seele gefährlich nahe treten. Obgesetzten Gründen nach würde auf die andere Anfrage: Ob dann nicht eine Lutherische Printzeßin, welcher eine Heyrath mit einem Catholischen König, unter der Condition, daß sie sich zu selbiger Religion begebe, proponiret worden, sich dazu salvâ aternâ salute resolviren können und zwar um so viel mehr, wann darbey die Göttliche Providence zu spühren, und mithin die Wohlfarth des gemeinen Wesens und ihres eigenen Hauses befördert werden kann zu unterthänigster Antwort angefüget werden müssen: Daß es allerdings an dem, daß die Wohlfarth des gemeinen Wesens auch eigenen hohen Hauses in hohe Consideration zu ziehen, zuförderst da die Göttliche Providence dabey zu spühren; jedennoch alldieweiln

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/36>, abgerufen am 21.11.2024.