Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.nauer Examinirung dessen Vaters und Bruders bereits zu Ende gebracht gewesen, dennoch auch damahlen die Herren Consistoriales in ihrem so genandten Acten mäßigen Bericht vom 10ten Octobr. 93. von diesen so gefährlich ausgeschrienen Conventiculis nichts weiter zu melden gewust, als daß dessen Vater mit den Seinigen, wozu zuweilen auch einige Nachtbahrn und Frembde gekommen, in denselben die Heilige Schrifft gelefen, Sprüche zur Betrachtung daraus vorgenommen, gesungen und gebethet, wobey zwar abermahl der Herr Concipient des Berichts, wiewohl zu höchster Prostitution der Evangelischen Religion und zu Kränckung der durch selbe erlangten Christlichen Freyheit, zuschreiben sich nicht entblödet, daß dessen Vater und die Seinigen sich durch solche Ubungen verdächtig gemachet, und daß dieses eine neue und bishero in der Lutherischen Kirchen ungewöhnliche Art, sich mit einander in der Gottseeligkeit zu üben, gewesen, daraus allerley Aergernis, Verdacht, Zanck und Unruhe in der Kirchen GOttes erfolget, & paulo post: es seye diese Art in der Gottseeligkeit sich zu üben von keiner Nothwendigkeit und von GOtt nicht befohlen, ja, wenn es gleich recht wäre, so wäre es doch nicht nützlich und diene der Kirchen GOttes nicht zum Frieden und zur Besserung, welches gewiß solche assertiones sind, die so leicht jemand Männern, die zu Judicibus Ecclesiasticis inter Evangelicos gesetzet seyn, nicht zutrauen würde, wenn sie nicht von Wort zu Wort in angezogenen derer Herren Consistorialium Altenburgensium Bericht zu lesen wären: Uber dieses wegen der von denen Herren Ministerialibus zu Pößneck angegebenen Verachtung des Ministerii, öffentlichen GOttes-Dienstes, Beicht und Abendmahls zu mercken ist, daß dessen Vater und Bruder solche Verachtung niemahlen von sich spüren lassen, sondern auch nachhero, da Herr Prof. Francke bey ihnen und sie hinwieder zu Erffurt gewesen, dennoch jederzeit dem öffentlichen Gottesdienste Allerhand Unfug der denuncirenden Ketzermacher.beygewohnet, auch sich zur Beicht und Abendmahl eingefunden, biß endlich die Herren Prediger nicht länger an sich zu halten vermocht, sondern nachdem sie erstlich privatim, weiß nicht zu welcher Irrthümer und Sünden Erkäntnis die Seinigen zwingen, diese aber ihnen darinn nicht nach ihrem Willen folgen wollen, auch hernach in öffentlichen Kirchen-Versamlungen ihren Zorn und Haß wieder dieselbe ausgeschüttet, laut der Zeugen Aussage Act. Commiss. fol. 12. wieder die Pietisten und Neulinge scharff geprediget, und die Seinigen dergestalt beschrieben, daß je- nauer Examinirung dessen Vaters und Bruders bereits zu Ende gebracht gewesen, dennoch auch damahlen die Herren Consistoriales in ihrem so genandten Acten mäßigen Bericht vom 10ten Octobr. 93. von diesen so gefährlich ausgeschrienen Conventiculis nichts weiter zu melden gewust, als daß dessen Vater mit den Seinigen, wozu zuweilen auch einige Nachtbahrn und Frembde gekommen, in denselben die Heilige Schrifft gelefen, Sprüche zur Betrachtung daraus vorgenommen, gesungen und gebethet, wobey zwar abermahl der Herr Concipient des Berichts, wiewohl zu höchster Prostitution der Evangelischen Religion und zu Kränckung der durch selbe erlangten Christlichen Freyheit, zuschreiben sich nicht entblödet, daß dessen Vater und die Seinigen sich durch solche Ubungen verdächtig gemachet, und daß dieses eine neue und bishero in der Lutherischen Kirchen ungewöhnliche Art, sich mit einander in der Gottseeligkeit zu üben, gewesen, daraus allerley Aergernis, Verdacht, Zanck und Unruhe in der Kirchen GOttes erfolget, & paulo post: es seye diese Art in der Gottseeligkeit sich zu üben von keiner Nothwendigkeit und von GOtt nicht befohlen, ja, wenn es gleich recht wäre, so wäre es doch nicht nützlich und diene der Kirchen GOttes nicht zum Frieden und zur Besserung, welches gewiß solche assertiones sind, die so leicht jemand Männern, die zu Judicibus Ecclesiasticis inter Evangelicos gesetzet seyn, nicht zutrauen würde, wenn sie nicht von Wort zu Wort in angezogenen derer Herren Consistorialium Altenburgensium Bericht zu lesen wären: Uber dieses wegen der von denen Herren Ministerialibus zu Pößneck angegebenen Verachtung des Ministerii, öffentlichen GOttes-Dienstes, Beicht und Abendmahls zu mercken ist, daß dessen Vater und Bruder solche Verachtung niemahlen von sich spüren lassen, sondern auch nachhero, da Herr Prof. Francke bey ihnen und sie hinwieder zu Erffurt gewesen, dennoch jederzeit dem öffentlichen Gottesdienste Allerhand Unfug der denuncirenden Ketzermacher.beygewohnet, auch sich zur Beicht und Abendmahl eingefunden, biß endlich die Herren Prediger nicht länger an sich zu halten vermocht, sondern nachdem sie erstlich privatim, weiß nicht zu welcher Irrthümer und Sünden Erkäntnis die Seinigen zwingen, diese aber ihnen darinn nicht nach ihrem Willen folgen wollen, auch hernach in öffentlichen Kirchen-Versamlungen ihren Zorn und Haß wieder dieselbe ausgeschüttet, laut der Zeugen Aussage Act. Commiss. fol. 12. wieder die Pietisten und Neulinge scharff geprediget, und die Seinigen dergestalt beschrieben, daß je- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0286" n="278"/> nauer Examinirung dessen Vaters und Bruders bereits zu Ende gebracht gewesen, dennoch auch damahlen die Herren Consistoriales in ihrem so genandten Acten mäßigen Bericht vom 10ten Octobr. 93. von diesen so gefährlich ausgeschrienen Conventiculis nichts weiter zu melden gewust, als daß dessen Vater mit den Seinigen, wozu zuweilen auch einige Nachtbahrn und Frembde gekommen, in denselben die Heilige Schrifft gelefen, Sprüche zur Betrachtung daraus vorgenommen, gesungen und gebethet, wobey zwar abermahl der Herr Concipient des Berichts, wiewohl zu höchster Prostitution der Evangelischen Religion und zu Kränckung der durch selbe erlangten Christlichen Freyheit, zuschreiben sich nicht entblödet, daß dessen Vater und die Seinigen sich durch solche Ubungen verdächtig gemachet, und daß dieses eine neue und bishero in der Lutherischen Kirchen ungewöhnliche Art, sich mit einander in der Gottseeligkeit zu üben, gewesen, daraus allerley Aergernis, Verdacht, Zanck und Unruhe in der Kirchen GOttes erfolget, & paulo post: es seye diese Art in der Gottseeligkeit sich zu üben von keiner Nothwendigkeit und von GOtt nicht befohlen, ja, wenn es gleich recht wäre, so wäre es doch nicht nützlich und diene der Kirchen GOttes nicht zum Frieden und zur Besserung, welches gewiß solche assertiones sind, die so leicht jemand Männern, die zu Judicibus Ecclesiasticis inter Evangelicos gesetzet seyn, nicht zutrauen würde, wenn sie nicht von Wort zu Wort in angezogenen derer Herren Consistorialium Altenburgensium Bericht zu lesen wären: Uber dieses wegen der von denen Herren Ministerialibus zu Pößneck angegebenen Verachtung des Ministerii, öffentlichen GOttes-Dienstes, Beicht und Abendmahls zu mercken ist, daß dessen Vater und Bruder solche Verachtung niemahlen von sich spüren lassen, sondern auch nachhero, da Herr Prof. Francke bey ihnen und sie hinwieder zu Erffurt gewesen, dennoch jederzeit dem öffentlichen Gottesdienste <note place="left">Allerhand Unfug der denuncirenden Ketzermacher.</note>beygewohnet, auch sich zur Beicht und Abendmahl eingefunden, biß endlich die Herren Prediger nicht länger an sich zu halten vermocht, sondern nachdem sie erstlich privatim, weiß nicht zu welcher Irrthümer und Sünden Erkäntnis die Seinigen zwingen, diese aber ihnen darinn nicht nach ihrem Willen folgen wollen, auch hernach in öffentlichen Kirchen-Versamlungen ihren Zorn und Haß wieder dieselbe ausgeschüttet, laut der Zeugen Aussage Act. Commiss. fol. 12. wieder die Pietisten und Neulinge scharff geprediget, und die Seinigen dergestalt beschrieben, daß je- </p> </div> </body> </text> </TEI> [278/0286]
nauer Examinirung dessen Vaters und Bruders bereits zu Ende gebracht gewesen, dennoch auch damahlen die Herren Consistoriales in ihrem so genandten Acten mäßigen Bericht vom 10ten Octobr. 93. von diesen so gefährlich ausgeschrienen Conventiculis nichts weiter zu melden gewust, als daß dessen Vater mit den Seinigen, wozu zuweilen auch einige Nachtbahrn und Frembde gekommen, in denselben die Heilige Schrifft gelefen, Sprüche zur Betrachtung daraus vorgenommen, gesungen und gebethet, wobey zwar abermahl der Herr Concipient des Berichts, wiewohl zu höchster Prostitution der Evangelischen Religion und zu Kränckung der durch selbe erlangten Christlichen Freyheit, zuschreiben sich nicht entblödet, daß dessen Vater und die Seinigen sich durch solche Ubungen verdächtig gemachet, und daß dieses eine neue und bishero in der Lutherischen Kirchen ungewöhnliche Art, sich mit einander in der Gottseeligkeit zu üben, gewesen, daraus allerley Aergernis, Verdacht, Zanck und Unruhe in der Kirchen GOttes erfolget, & paulo post: es seye diese Art in der Gottseeligkeit sich zu üben von keiner Nothwendigkeit und von GOtt nicht befohlen, ja, wenn es gleich recht wäre, so wäre es doch nicht nützlich und diene der Kirchen GOttes nicht zum Frieden und zur Besserung, welches gewiß solche assertiones sind, die so leicht jemand Männern, die zu Judicibus Ecclesiasticis inter Evangelicos gesetzet seyn, nicht zutrauen würde, wenn sie nicht von Wort zu Wort in angezogenen derer Herren Consistorialium Altenburgensium Bericht zu lesen wären: Uber dieses wegen der von denen Herren Ministerialibus zu Pößneck angegebenen Verachtung des Ministerii, öffentlichen GOttes-Dienstes, Beicht und Abendmahls zu mercken ist, daß dessen Vater und Bruder solche Verachtung niemahlen von sich spüren lassen, sondern auch nachhero, da Herr Prof. Francke bey ihnen und sie hinwieder zu Erffurt gewesen, dennoch jederzeit dem öffentlichen Gottesdienste beygewohnet, auch sich zur Beicht und Abendmahl eingefunden, biß endlich die Herren Prediger nicht länger an sich zu halten vermocht, sondern nachdem sie erstlich privatim, weiß nicht zu welcher Irrthümer und Sünden Erkäntnis die Seinigen zwingen, diese aber ihnen darinn nicht nach ihrem Willen folgen wollen, auch hernach in öffentlichen Kirchen-Versamlungen ihren Zorn und Haß wieder dieselbe ausgeschüttet, laut der Zeugen Aussage Act. Commiss. fol. 12. wieder die Pietisten und Neulinge scharff geprediget, und die Seinigen dergestalt beschrieben, daß je-
Allerhand Unfug der denuncirenden Ketzermacher.
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