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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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gendes temperament für. Es wurden nemlich die beyden Prediger den 24. November für das geheime Raths-Collegium gefordert, und daselbst mündlich angezeiget, daß ihnen bekant seyn würde, was zeithero passiret. Nun wäre zwar Serenissimus gesonnen, daß, wenn sie auf ihren Begehren verharren würden, auch den gerinsten Schein einer Ungerechtigkeit bey seinen Unterthanen zu meiden, sie zu hören, und deßhalb eine Commission an zu ordnen: Nachdem aber ihr Unfug offenbahr und keine weitläufftige Untersuchung bedürffe, auch S. Durchlauchtigkeit feste beschlossen hätten, sich ihrer Dienste ferner nicht zu bedienen, indem sie mit ihren bißherigen Verfahren dieselbe dergestalt geärgert, daß alles Vertrauen, so selbige vorher gegen sie gehabt, erloschen wäre, auch man kein vernünfftig Mittel sähe, wie solches, (die Sache möge auch lauffen, wie sie wolte) wieder in vorigen Stand zu bringen wäre, sie sich auch babey versichern könten, daß man ihnen keine muthwillige und unvernünfftige Aufhaltung der Justitz verstatten, sondern die Sache kurtz und gut außmachen würde. Dannenhero möchten sie wohl bedencken, ob es nicht vor sie selbst rathsamer sey, daß sie diejenigen Diensie im Lande, worzu Ihre Durchlauchtigkeit etwa zu disponiren seyn möchten, daß sie ihnen selbige accordirten, gutwillig acceptirten, als den Weg Rechtens erwehlten, indem sie wahrscheinlich bey demselben ihren Zweck nicht erreichen würden. Wannenhero sie dißfals ihre resolution von sich geben solten.

§. XIII. So wenig nun die beyden Prediger sich dieser ungemeinDieser ihre confusion, und gebetene auch erhaltene Frist. klugen und zwar sehr Gnädigen aber doch in ihren Kram nicht dienenden Proposition versehen hatten; so confus wurden sie auch bey derselben Vortrag. Sie wolten sich zwar entschuldigen, daß sie ja Serenissimo administrationem Sacrae Coenae nicht simpliciter denegiret sondern nur verlanget hätten, daß ihnen erlaubet seyn möchte, zu Beruhigung ihres eigenen Gewissens ein und des andern Collegii Theologici Consilium über die Sache einzuholen, und hofften dannenhero, daß Ihre Durchlauchtigkeit überzeiget werden solte: daß sie in der Haupt-Sache geirret hätten, und sich so dann das Vertrauen zu ihnen schon gäntzlich wiederfinden würde; Aber auf die ihnen vorgeschlagene Wahl, und begehrte Erklährung über dieselbe wolten sie sich ex tempore nicht einlassen, sondern baten deßwegen einige Tage Bedenckzeit, die ihnen auch gar Gnädig bewilliget wurde.

gendes temperament für. Es wurden nemlich die beyden Prediger den 24. November für das geheime Raths-Collegium gefordert, und daselbst mündlich angezeiget, daß ihnen bekant seyn würde, was zeithero passiret. Nun wäre zwar Serenissimus gesonnen, daß, wenn sie auf ihren Begehren verharren würden, auch den gerinsten Schein einer Ungerechtigkeit bey seinen Unterthanen zu meiden, sie zu hören, und deßhalb eine Commission an zu ordnen: Nachdem aber ihr Unfug offenbahr und keine weitläufftige Untersuchung bedürffe, auch S. Durchlauchtigkeit feste beschlossen hätten, sich ihrer Dienste ferner nicht zu bedienen, indem sie mit ihren bißherigen Verfahren dieselbe dergestalt geärgert, daß alles Vertrauen, so selbige vorher gegen sie gehabt, erloschen wäre, auch man kein vernünfftig Mittel sähe, wie solches, (die Sache möge auch lauffen, wie sie wolte) wieder in vorigen Stand zu bringen wäre, sie sich auch babey versichern könten, daß man ihnen keine muthwillige und unvernünfftige Aufhaltung der Justitz verstatten, sondern die Sache kurtz und gut außmachen würde. Dannenhero möchten sie wohl bedencken, ob es nicht vor sie selbst rathsamer sey, daß sie diejenigen Diensie im Lande, worzu Ihre Durchlauchtigkeit etwa zu disponiren seyn möchten, daß sie ihnen selbige accordirten, gutwillig acceptirten, als den Weg Rechtens erwehlten, indem sie wahrscheinlich bey demselben ihren Zweck nicht erreichen würden. Wannenhero sie dißfals ihre resolution von sich geben solten.

§. XIII. So wenig nun die beyden Prediger sich dieser ungemeinDieser ihre confusion, und gebetene auch erhaltene Frist. klugen und zwar sehr Gnädigen aber doch in ihren Kram nicht dienenden Proposition versehen hatten; so confus wurden sie auch bey derselben Vortrag. Sie wolten sich zwar entschuldigen, daß sie ja Serenissimo administrationem Sacrae Coenae nicht simpliciter denegiret sondern nur verlanget hätten, daß ihnen erlaubet seyn möchte, zu Beruhigung ihres eigenen Gewissens ein und des andern Collegii Theologici Consilium über die Sache einzuholen, und hofften dannenhero, daß Ihre Durchlauchtigkeit überzeiget werden solte: daß sie in der Haupt-Sache geirret hätten, und sich so dann das Vertrauen zu ihnen schon gäntzlich wiederfinden würde; Aber auf die ihnen vorgeschlagene Wahl, und begehrte Erklährung über dieselbe wolten sie sich ex tempore nicht einlassen, sondern baten deßwegen einige Tage Bedenckzeit, die ihnen auch gar Gnädig bewilliget wurde.

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gendes temperament für. Es wurden nemlich die                      beyden Prediger den 24. November für das geheime Raths-Collegium gefordert, und                      daselbst mündlich angezeiget, daß ihnen bekant seyn würde, was zeithero                      passiret. Nun wäre zwar Serenissimus gesonnen, daß, wenn sie auf ihren Begehren                      verharren würden, auch den gerinsten Schein einer Ungerechtigkeit bey seinen                      Unterthanen zu meiden, sie zu hören, und deßhalb eine Commission an zu ordnen:                      Nachdem aber ihr Unfug offenbahr und keine weitläufftige Untersuchung bedürffe,                      auch S. Durchlauchtigkeit feste beschlossen hätten, sich ihrer Dienste ferner                      nicht zu bedienen, indem sie mit ihren bißherigen Verfahren dieselbe dergestalt                      geärgert, daß alles Vertrauen, so selbige vorher gegen sie gehabt, erloschen                      wäre, auch man kein vernünfftig Mittel sähe, wie solches, (die Sache möge auch                      lauffen, wie sie wolte) wieder in vorigen Stand zu bringen wäre, sie sich auch                      babey versichern könten, daß man ihnen keine muthwillige und unvernünfftige                      Aufhaltung der Justitz verstatten, sondern die Sache kurtz und gut außmachen                      würde. Dannenhero möchten sie wohl bedencken, ob es nicht vor sie selbst                      rathsamer sey, daß sie diejenigen Diensie im Lande, worzu Ihre Durchlauchtigkeit                      etwa zu disponiren seyn möchten, daß sie ihnen selbige accordirten, gutwillig                      acceptirten, als den Weg Rechtens erwehlten, indem sie wahrscheinlich bey                      demselben ihren Zweck nicht erreichen würden. Wannenhero sie dißfals ihre                      resolution von sich geben solten.</p>
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[219/0227] gendes temperament für. Es wurden nemlich die beyden Prediger den 24. November für das geheime Raths-Collegium gefordert, und daselbst mündlich angezeiget, daß ihnen bekant seyn würde, was zeithero passiret. Nun wäre zwar Serenissimus gesonnen, daß, wenn sie auf ihren Begehren verharren würden, auch den gerinsten Schein einer Ungerechtigkeit bey seinen Unterthanen zu meiden, sie zu hören, und deßhalb eine Commission an zu ordnen: Nachdem aber ihr Unfug offenbahr und keine weitläufftige Untersuchung bedürffe, auch S. Durchlauchtigkeit feste beschlossen hätten, sich ihrer Dienste ferner nicht zu bedienen, indem sie mit ihren bißherigen Verfahren dieselbe dergestalt geärgert, daß alles Vertrauen, so selbige vorher gegen sie gehabt, erloschen wäre, auch man kein vernünfftig Mittel sähe, wie solches, (die Sache möge auch lauffen, wie sie wolte) wieder in vorigen Stand zu bringen wäre, sie sich auch babey versichern könten, daß man ihnen keine muthwillige und unvernünfftige Aufhaltung der Justitz verstatten, sondern die Sache kurtz und gut außmachen würde. Dannenhero möchten sie wohl bedencken, ob es nicht vor sie selbst rathsamer sey, daß sie diejenigen Diensie im Lande, worzu Ihre Durchlauchtigkeit etwa zu disponiren seyn möchten, daß sie ihnen selbige accordirten, gutwillig acceptirten, als den Weg Rechtens erwehlten, indem sie wahrscheinlich bey demselben ihren Zweck nicht erreichen würden. Wannenhero sie dißfals ihre resolution von sich geben solten. §. XIII. So wenig nun die beyden Prediger sich dieser ungemein klugen und zwar sehr Gnädigen aber doch in ihren Kram nicht dienenden Proposition versehen hatten; so confus wurden sie auch bey derselben Vortrag. Sie wolten sich zwar entschuldigen, daß sie ja Serenissimo administrationem Sacrae Coenae nicht simpliciter denegiret sondern nur verlanget hätten, daß ihnen erlaubet seyn möchte, zu Beruhigung ihres eigenen Gewissens ein und des andern Collegii Theologici Consilium über die Sache einzuholen, und hofften dannenhero, daß Ihre Durchlauchtigkeit überzeiget werden solte: daß sie in der Haupt-Sache geirret hätten, und sich so dann das Vertrauen zu ihnen schon gäntzlich wiederfinden würde; Aber auf die ihnen vorgeschlagene Wahl, und begehrte Erklährung über dieselbe wolten sie sich ex tempore nicht einlassen, sondern baten deßwegen einige Tage Bedenckzeit, die ihnen auch gar Gnädig bewilliget wurde. Dieser ihre confusion, und gebetene auch erhaltene Frist.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/227>, abgerufen am 26.11.2024.