Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

Bild:
<< vorherige Seite

liche Leute ausgestossen.Alsbald p. 1. fängt er den §. 2. also an. Der wegen seiner Epicurischen und Atheistischen Schwermerey so sehr beruffene Christianus Thomasius hat neulicher Zeit den Evangelischen Potentaten auch einen Fuchsschwantz verkauffen wollen. Gegen das Ende des 9. §. p. 28. setzet er; Derowegen sind Thomasius nnd alle diejenigen, welche den Binde-Schlüssel gegen souveraine Herrn nicht exerciret haben wollen, offenbahre Antinomer und Gesetz-Stürmer, weit ärger als die Gemeine Antinomer gewesen. Der Locus §. 11. p. 32. ist noch safftiger. Das wird auch wohl zum wenigsten eine Neben-Ursache seyn, (nemlich: damit der Atheisterey Thür und Thor geöffnet werde) daß Thomasius mit seinen unchristlichen Bedencken herfür gebrochen. Denn obgleich dieser böse Mensch den Nahmen eines Atheisten nicht haben will, so finden sich doch in seinen Schrifften solche Hypotheses, aus denen man sein Atheistisch Gemüthe leichtlich abnehmen kan. Wie er sein Gelächter mit dem ewigen Leben treibt, ist in der Impietate sortis Fanaticae observ. 14. Sonnen-klar gezeiget worden. Und hat noch in nächstverwichenen Jahr 1705. ein rechtschaffener frommer und gelehrter Mann über Thomasii Atheistisches Gifft also geseufzet:

Ein längst verlohrner Sohn, der alles Gut verprasset, Was an Religion an Ehr, und Nahmen ist, Der hasset was man liebt, und liebet was man hasset, Der Hohn für Wasser säufft, und Spott für Träbern frißt, Lacht alle Lehren aus, dreht und verkehrt die Bibel, Ist wohl ein Ismael und rechtes Kirchen-Ubel. Gespenster glaubt er nicht, auch keinen Bund der Hexen! Welch Atheistisch Gifft, das er hierunter hegt! Er ist ein Höllen-Huhn, das itzo erst will käcksen, Biß daß es nach und nach die Eyer hingelegt, Den Sadducäer Geist von neuen auszubrüten, Ach dafür woll uns doch der liebe GOtt behüten.

In 16. §. p. 66. fähret er fort: Es geschiehet daran gar recht und billig, wann die Obrigkeit ärgerliche, schädliche und verführische Bücher verbietet, und wäre zu wünschen, daß auch Thomasii nichtswürdiges liederliches Geschmier, samt andern Atheistischen und Pietistischen Schand-Chartequen nirgends zu fin-

liche Leute ausgestossen.Alsbald p. 1. fängt er den §. 2. also an. Der wegen seiner Epicurischen und Atheistischen Schwermerey so sehr beruffene Christianus Thomasius hat neulicher Zeit den Evangelischen Potentaten auch einen Fuchsschwantz verkauffen wollen. Gegen das Ende des 9. §. p. 28. setzet er; Derowegen sind Thomasius nnd alle diejenigen, welche den Binde-Schlüssel gegen souveraine Herrn nicht exerciret haben wollen, offenbahre Antinomer und Gesetz-Stürmer, weit ärger als die Gemeine Antinomer gewesen. Der Locus §. 11. p. 32. ist noch safftiger. Das wird auch wohl zum wenigsten eine Neben-Ursache seyn, (nemlich: damit der Atheisterey Thür und Thor geöffnet werde) daß Thomasius mit seinen unchristlichen Bedencken herfür gebrochen. Denn obgleich dieser böse Mensch den Nahmen eines Atheisten nicht haben will, so finden sich doch in seinen Schrifften solche Hypotheses, aus denen man sein Atheistisch Gemüthe leichtlich abnehmen kan. Wie er sein Gelächter mit dem ewigen Leben treibt, ist in der Impietate sortis Fanaticae observ. 14. Sonnen-klar gezeiget worden. Und hat noch in nächstverwichenen Jahr 1705. ein rechtschaffener frommer und gelehrter Mann über Thomasii Atheistisches Gifft also geseufzet:

Ein längst verlohrner Sohn, der alles Gut verprasset, Was an Religion an Ehr, und Nahmen ist, Der hasset was man liebt, und liebet was man hasset, Der Hohn für Wasser säufft, und Spott für Träbern frißt, Lacht alle Lehren aus, dreht und verkehrt die Bibel, Ist wohl ein Ismael und rechtes Kirchen-Ubel. Gespenster glaubt er nicht, auch keinen Bund der Hexen! Welch Atheistisch Gifft, das er hierunter hegt! Er ist ein Höllen-Huhn, das itzo erst will käcksen, Biß daß es nach und nach die Eyer hingelegt, Den Sadducäer Geist von neuen auszubrüten, Ach dafür woll uns doch der liebe GOtt behüten.

In 16. §. p. 66. fähret er fort: Es geschiehet daran gar recht und billig, wann die Obrigkeit ärgerliche, schädliche und verführische Bücher verbietet, und wäre zu wünschen, daß auch Thomasii nichtswürdiges liederliches Geschmier, samt andern Atheistischen und Pietistischen Schand-Chartequen nirgends zu fin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0214" n="206"/><note place="left">liche Leute ausgestossen.</note>Alsbald p. 1. fängt er den §.                      2. also an. Der wegen seiner <hi rendition="#i">Epicuri</hi>schen und <hi rendition="#i">Atheisti</hi>schen Schwermerey so sehr beruffene <hi rendition="#i">Christianus Thomasius</hi> hat neulicher Zeit den                      Evangelischen Potentaten auch einen Fuchsschwantz verkauffen wollen. Gegen das                      Ende des 9. §. p. 28. setzet er; Derowegen sind <hi rendition="#i">Thomasius</hi> nnd alle diejenigen, welche den Binde-Schlüssel gegen <hi rendition="#i">souveraine</hi> Herrn nicht <hi rendition="#i">exerci</hi>ret                      haben wollen, offenbahre <hi rendition="#i">Antinomer</hi> und Gesetz-Stürmer,                      weit ärger als die Gemeine <hi rendition="#i">Antinomer</hi> gewesen. Der Locus                      §. 11. p. 32. ist noch safftiger. Das wird auch wohl zum wenigsten eine                      Neben-Ursache seyn, (nemlich: damit der Atheisterey Thür und Thor geöffnet                      werde) daß <hi rendition="#i">Thomasius</hi> mit seinen unchristlichen Bedencken                      herfür gebrochen. Denn obgleich dieser böse Mensch den Nahmen eines Atheisten                      nicht haben will, so finden sich doch in seinen Schrifften solche <hi rendition="#i">Hypotheses</hi>, aus denen man sein Atheistisch Gemüthe                      leichtlich abnehmen kan. Wie er sein Gelächter mit dem ewigen Leben treibt, ist                      in der <hi rendition="#i">Impietate sortis Fanaticae observ. 14.</hi> Sonnen-klar gezeiget worden. Und hat noch in nächstverwichenen Jahr 1705. ein                      rechtschaffener frommer und gelehrter Mann über <hi rendition="#i">Thomasii</hi> Atheistisches Gifft also geseufzet:</p>
        <l>Ein längst verlohrner Sohn, der alles Gut verprasset, Was an Religion an Ehr, und                      Nahmen ist, Der hasset was man liebt, und liebet was man hasset, Der Hohn für                      Wasser säufft, und Spott für Träbern frißt, Lacht alle Lehren aus, dreht und                      verkehrt die Bibel, Ist wohl ein Ismael und rechtes Kirchen-Ubel.</l>
        <l>Gespenster glaubt er nicht, auch keinen Bund der Hexen! Welch Atheistisch Gifft,                      das er hierunter hegt! Er ist ein Höllen-Huhn, das itzo erst will käcksen, Biß                      daß es nach und nach die Eyer hingelegt, Den Sadducäer Geist von neuen                      auszubrüten, Ach dafür woll uns doch der liebe GOtt behüten.</l>
        <p>In 16. §. p. 66. fähret er fort: Es geschiehet daran gar recht und billig, wann                      die Obrigkeit ärgerliche, schädliche und verführische Bücher verbietet, und wäre                      zu wünschen, daß auch <hi rendition="#i">Thomasii</hi> nichtswürdiges                      liederliches Geschmier, samt andern Atheistischen und Pietistischen Schand-<hi rendition="#i">Chartequ</hi>en nirgends zu fin-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0214] Alsbald p. 1. fängt er den §. 2. also an. Der wegen seiner Epicurischen und Atheistischen Schwermerey so sehr beruffene Christianus Thomasius hat neulicher Zeit den Evangelischen Potentaten auch einen Fuchsschwantz verkauffen wollen. Gegen das Ende des 9. §. p. 28. setzet er; Derowegen sind Thomasius nnd alle diejenigen, welche den Binde-Schlüssel gegen souveraine Herrn nicht exerciret haben wollen, offenbahre Antinomer und Gesetz-Stürmer, weit ärger als die Gemeine Antinomer gewesen. Der Locus §. 11. p. 32. ist noch safftiger. Das wird auch wohl zum wenigsten eine Neben-Ursache seyn, (nemlich: damit der Atheisterey Thür und Thor geöffnet werde) daß Thomasius mit seinen unchristlichen Bedencken herfür gebrochen. Denn obgleich dieser böse Mensch den Nahmen eines Atheisten nicht haben will, so finden sich doch in seinen Schrifften solche Hypotheses, aus denen man sein Atheistisch Gemüthe leichtlich abnehmen kan. Wie er sein Gelächter mit dem ewigen Leben treibt, ist in der Impietate sortis Fanaticae observ. 14. Sonnen-klar gezeiget worden. Und hat noch in nächstverwichenen Jahr 1705. ein rechtschaffener frommer und gelehrter Mann über Thomasii Atheistisches Gifft also geseufzet: liche Leute ausgestossen. Ein längst verlohrner Sohn, der alles Gut verprasset, Was an Religion an Ehr, und Nahmen ist, Der hasset was man liebt, und liebet was man hasset, Der Hohn für Wasser säufft, und Spott für Träbern frißt, Lacht alle Lehren aus, dreht und verkehrt die Bibel, Ist wohl ein Ismael und rechtes Kirchen-Ubel. Gespenster glaubt er nicht, auch keinen Bund der Hexen! Welch Atheistisch Gifft, das er hierunter hegt! Er ist ein Höllen-Huhn, das itzo erst will käcksen, Biß daß es nach und nach die Eyer hingelegt, Den Sadducäer Geist von neuen auszubrüten, Ach dafür woll uns doch der liebe GOtt behüten. In 16. §. p. 66. fähret er fort: Es geschiehet daran gar recht und billig, wann die Obrigkeit ärgerliche, schädliche und verführische Bücher verbietet, und wäre zu wünschen, daß auch Thomasii nichtswürdiges liederliches Geschmier, samt andern Atheistischen und Pietistischen Schand-Chartequen nirgends zu fin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/214
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/214>, abgerufen am 23.11.2024.