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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725.

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diese Ursachen aber nunmehro nicht in Wege liegen, als will ich hiermit beydes die speciem facti als das gantze Responsum dem geneigten Leser vor Augen stellen.

§. II. Nachdem von so unterschiedenen Orten über die in erstenVorleufftige Erinnerung wegen der bey diesen Handel verborgenen Intriguen. Handel vorgetragenen Fragen Responsa waren eingehohlet worden, und bey denenselben die Meynungen sehr unterschiedlich und widrig gefallen waren, konte es nicht fehlen, es musten daraus einige Weiterungen entstehen, zumahlen so wohl Politici als Theologi (andere höhere Personen zu geschweigen) wegen des Zwecks obiger Fragen uneinig waren, und die eine Parthey denselben zu fördern, die andre aber solchen auf alle Weise zu hindern sich angelegen seyn liesse. Gleichwie aber es an allen Orten (so wohl bey Protestirenden als Catholischen, so wohl ausser dem Hoffe in kleinen und grossen Städten und Dörffern, als bey Hoffe, so wohl bey Ungelehrten als Gelehrten) es zu geschehen pfleget, daß die schlauen und listigen hinter der Scene verborgen bleiben und sich mere passive verhalten, und indessen an ihre statt andre Einfältige, und zwar mit eingebildeter Weißheit begabte, aber dabey mit wenig judicio versehene Menschen unter ihrer geheimen Direction agiren lassen; also geschahe es auch damahls. Weßhalb noch in eben denselben 1705. Jahr und zwar in Monath October und gegen dessen Ende mir die Erzehlung etlicher der vornehmsten Umbstände von dieser intrigue, oder eine species facti nebst angehengten zweyen Fragen zugeschickt und ein Responsum darüber zu geben gnädigst begehret wurde.

Nachdem an einen Catholischen Hoffe unter andern teutschen Printzeßinnen, Ausführliche Umbstände derselben nebst angehengten zwey Fragen. welche zu der Heyrath mit dem König in S. in Vorschlag kommen, auch besondere Reflexion auf die Printzeßin E. S. gemacht worden, und man solches dero Herrn Groß-Vatern Durchlauchtigkeit kund gethan, daneben aber sondiret, ob gedachte Printzeßin bey erfolgender Heyrath sich denen Römisch-Catholischen sacris conformiren, und höchstgedacht des Herrn Hertzogen Durchlauchtigkeit hierunter nicht zu wider seyn wollten, weiln ohne dergleichen Religions-Veränderung die Heyrath ihren Fortgang nicht würde erreichen können, indem es wieder die politischen Maximen des Hoffes lieffe, daß die aus selbigen gebohrne Printzen sich an andere als der Catholischen Religion zugethane Printzessinnen verheyratheten; so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit, weiln sie in ihren Gewissen persuadiret, daß dergleichen Aenderung der Religion an sich selbst nicht böse, dieselbe auch darinn so vielmehr confirmiret worden, als ihro wissend gewesen, das verschiedene andere grosse

diese Ursachen aber nunmehro nicht in Wege liegen, als will ich hiermit beydes die speciem facti als das gantze Responsum dem geneigten Leser vor Augen stellen.

§. II. Nachdem von so unterschiedenen Orten über die in erstenVorleufftige Erinnerung wegen der bey diesen Handel verborgenen Intriguen. Handel vorgetragenen Fragen Responsa waren eingehohlet worden, und bey denenselben die Meynungen sehr unterschiedlich und widrig gefallen waren, konte es nicht fehlen, es musten daraus einige Weiterungen entstehen, zumahlen so wohl Politici als Theologi (andere höhere Personen zu geschweigen) wegen des Zwecks obiger Fragen uneinig waren, und die eine Parthey denselben zu fördern, die andre aber solchen auf alle Weise zu hindern sich angelegen seyn liesse. Gleichwie aber es an allen Orten (so wohl bey Protestirenden als Catholischen, so wohl ausser dem Hoffe in kleinen und grossen Städten und Dörffern, als bey Hoffe, so wohl bey Ungelehrten als Gelehrten) es zu geschehen pfleget, daß die schlauen und listigen hinter der Scene verborgen bleiben und sich mere passive verhalten, und indessen an ihre statt andre Einfältige, und zwar mit eingebildeter Weißheit begabte, aber dabey mit wenig judicio versehene Menschen unter ihrer geheimen Direction agiren lassen; also geschahe es auch damahls. Weßhalb noch in eben denselben 1705. Jahr und zwar in Monath October und gegen dessen Ende mir die Erzehlung etlicher der vornehmsten Umbstände von dieser intrigue, oder eine species facti nebst angehengten zweyen Fragen zugeschickt und ein Responsum darüber zu geben gnädigst begehret wurde.

Nachdem an einen Catholischen Hoffe unter andern teutschen Printzeßinnen, Ausführliche Umbstände derselben nebst angehengten zwey Fragen. welche zu der Heyrath mit dem König in S. in Vorschlag kommen, auch besondere Reflexion auf die Printzeßin E. S. gemacht worden, und man solches dero Herrn Groß-Vatern Durchlauchtigkeit kund gethan, daneben aber sondiret, ob gedachte Printzeßin bey erfolgender Heyrath sich denen Römisch-Catholischen sacris conformiren, und höchstgedacht des Herrn Hertzogen Durchlauchtigkeit hierunter nicht zu wider seyn wollten, weiln ohne dergleichen Religions-Veränderung die Heyrath ihren Fortgang nicht würde erreichen können, indem es wieder die politischen Maximen des Hoffes lieffe, daß die aus selbigen gebohrne Printzen sich an andere als der Catholischen Religion zugethane Printzessinnen verheyratheten; so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit, weiln sie in ihren Gewissen persuadiret, daß dergleichen Aenderung der Religion an sich selbst nicht böse, dieselbe auch darinn so vielmehr confirmiret worden, als ihro wissend gewesen, das verschiedene andere grosse

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[103/0111] diese Ursachen aber nunmehro nicht in Wege liegen, als will ich hiermit beydes die speciem facti als das gantze Responsum dem geneigten Leser vor Augen stellen. §. II. Nachdem von so unterschiedenen Orten über die in ersten Handel vorgetragenen Fragen Responsa waren eingehohlet worden, und bey denenselben die Meynungen sehr unterschiedlich und widrig gefallen waren, konte es nicht fehlen, es musten daraus einige Weiterungen entstehen, zumahlen so wohl Politici als Theologi (andere höhere Personen zu geschweigen) wegen des Zwecks obiger Fragen uneinig waren, und die eine Parthey denselben zu fördern, die andre aber solchen auf alle Weise zu hindern sich angelegen seyn liesse. Gleichwie aber es an allen Orten (so wohl bey Protestirenden als Catholischen, so wohl ausser dem Hoffe in kleinen und grossen Städten und Dörffern, als bey Hoffe, so wohl bey Ungelehrten als Gelehrten) es zu geschehen pfleget, daß die schlauen und listigen hinter der Scene verborgen bleiben und sich mere passive verhalten, und indessen an ihre statt andre Einfältige, und zwar mit eingebildeter Weißheit begabte, aber dabey mit wenig judicio versehene Menschen unter ihrer geheimen Direction agiren lassen; also geschahe es auch damahls. Weßhalb noch in eben denselben 1705. Jahr und zwar in Monath October und gegen dessen Ende mir die Erzehlung etlicher der vornehmsten Umbstände von dieser intrigue, oder eine species facti nebst angehengten zweyen Fragen zugeschickt und ein Responsum darüber zu geben gnädigst begehret wurde. Vorleufftige Erinnerung wegen der bey diesen Handel verborgenen Intriguen. Nachdem an einen Catholischen Hoffe unter andern teutschen Printzeßinnen, welche zu der Heyrath mit dem König in S. in Vorschlag kommen, auch besondere Reflexion auf die Printzeßin E. S. gemacht worden, und man solches dero Herrn Groß-Vatern Durchlauchtigkeit kund gethan, daneben aber sondiret, ob gedachte Printzeßin bey erfolgender Heyrath sich denen Römisch-Catholischen sacris conformiren, und höchstgedacht des Herrn Hertzogen Durchlauchtigkeit hierunter nicht zu wider seyn wollten, weiln ohne dergleichen Religions-Veränderung die Heyrath ihren Fortgang nicht würde erreichen können, indem es wieder die politischen Maximen des Hoffes lieffe, daß die aus selbigen gebohrne Printzen sich an andere als der Catholischen Religion zugethane Printzessinnen verheyratheten; so haben des Herrn Hertzogs Durchlauchtigkeit, weiln sie in ihren Gewissen persuadiret, daß dergleichen Aenderung der Religion an sich selbst nicht böse, dieselbe auch darinn so vielmehr confirmiret worden, als ihro wissend gewesen, das verschiedene andere grosse Ausführliche Umbstände derselben nebst angehengten zwey Fragen.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Vierdter Theil. Halle, 1725, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte04_1725/111>, abgerufen am 24.11.2024.