Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

sen, und etliche von meinen Auditoribus gleichsam als Atheisten und Ketzer beschimpffet und verachtet.

Ob nun wohl hiermit S. Chur-Fürstl. Durchlauchtigkeit gnädigstenHertzliche Klage über der Theol. Facultät falsche Beschuldigung. Befehlig ich verhoffentlich ein unterthänigstes Gnügen geleistet, so achte ich doch vor nöthig, hierbey in unterthänigstem Gehorsam zu contestiren, daß die grausamen und unerhörten Anschuldigungen einer Theologischen Facultät zu Leipzig ich mir mit grosser Hertzens-Bekümmerniß zu Gemüthe ziehe, zumahlen da dieselbe 1) eine gantz offenbahre und ihrem character sehr übel anstehende calumnie zum Grund geleget:

Ich gäbe mich in meinem Schreiben derer in D. P. programmate und quaestionibus rechtmäßig verworffener und gestraffter Unthaten / und wieder GOTT und unsere libros symbolicos lauffende Reden und Lehren selbst schuldig u. s. w.

Da doch nicht nur mein Schreiben ausdrücklich weiset, daß ich D. P. Anzwackungen mich bloß deßhalben annehmen müssen, weil er in denen so genannten Erleuterungs-Puncten dieses für meine Meynung ausgegeben, sondern auch aus meiner ietzigen Erklährung, die meinen Schrifften und meinen Lehren gantz und gar gemäß ist, gnugsam erhellet, daß meine Lehren wieder GOTT und unsere libros symbolicos nicht lauffen, vielweniger für Unthaten zu achten. So habe ich auchUnd offenbahren Mißbtauch des göttlichen Nahmens Ehre. fast nicht ohne Thränen lesen können, daß die Theologische Facultät GOttes heiligen Nahmen und die heilige Theologie so schwerlich gemißbrauchet, und ihren Spott damit getrieben, wenn sie nicht allein vorgiebet, sie habe ihre denunciation Amts-Pflichts- und Gewissens halber gethan, sondern auch S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit bereden will, es werde, wenn S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit wieder mich inquirirte u. s. w. zu GOttes Ehre gereichen, und GOTT werde S. Churfürstl. Durchl. davor reichlich seegnen. Ich wünsche von Hertzen, daß sie GOTT bekehren, und ihnen diesen ärgerlichen Mißbrauch vergeben wolle, und wie im übrigen S. Churfürstl. Durchl. ich um nichts mehr, als die hohe Gnade, mir gemeines Recht wiederfahren zu lassen, unterthänigst anflehe, also behalte ich mir wieder die Theologische Facultät quaevis jura competentia ausdrücklich bevor, verharre aber hierbey etc.

§. LXXII. Ich kan leicht vorher sehen, daß die meisten Leser,Unvermuthete Endschaft dieses wenn sie bis hieher kommen, nunmehr recht curiös und begierig werden möchten zu wissen, was dann nach diesen von mir eingegebenen Beantwortungen wo nicht von dem gesamten Ministerio und der Theologi-

sen, und etliche von meinen Auditoribus gleichsam als Atheisten und Ketzer beschimpffet und verachtet.

Ob nun wohl hiermit S. Chur-Fürstl. Durchlauchtigkeit gnädigstenHertzliche Klage über der Theol. Facultät falsche Beschuldigung. Befehlig ich verhoffentlich ein unterthänigstes Gnügen geleistet, so achte ich doch vor nöthig, hierbey in unterthänigstem Gehorsam zu contestiren, daß die grausamen und unerhörten Anschuldigungen einer Theologischen Facultät zu Leipzig ich mir mit grosser Hertzens-Bekümmerniß zu Gemüthe ziehe, zumahlen da dieselbe 1) eine gantz offenbahre und ihrem character sehr übel anstehende calumnie zum Grund geleget:

Ich gäbe mich in meinem Schreiben derer in D. P. programmate und quaestionibus rechtmäßig verworffener und gestraffter Unthaten / und wieder GOTT und unsere libros symbolicos lauffende Reden und Lehren selbst schuldig u. s. w.

Da doch nicht nur mein Schreiben ausdrücklich weiset, daß ich D. P. Anzwackungen mich bloß deßhalben annehmen müssen, weil er in denen so genannten Erleuterungs-Puncten dieses für meine Meynung ausgegeben, sondern auch aus meiner ietzigen Erklährung, die meinen Schrifften und meinen Lehren gantz und gar gemäß ist, gnugsam erhellet, daß meine Lehren wieder GOTT und unsere libros symbolicos nicht lauffen, vielweniger für Unthaten zu achten. So habe ich auchUnd offenbahren Mißbtauch des göttlichen Nahmens Ehre. fast nicht ohne Thränen lesen können, daß die Theologische Facultät GOttes heiligen Nahmen und die heilige Theologie so schwerlich gemißbrauchet, und ihren Spott damit getrieben, wenn sie nicht allein vorgiebet, sie habe ihre denunciation Amts-Pflichts- und Gewissens halber gethan, sondern auch S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit bereden will, es werde, wenn S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit wieder mich inquirirte u. s. w. zu GOttes Ehre gereichen, und GOTT werde S. Churfürstl. Durchl. davor reichlich seegnen. Ich wünsche von Hertzen, daß sie GOTT bekehren, und ihnen diesen ärgerlichen Mißbrauch vergeben wolle, und wie im übrigen S. Churfürstl. Durchl. ich um nichts mehr, als die hohe Gnade, mir gemeines Recht wiederfahren zu lassen, unterthänigst anflehe, also behalte ich mir wieder die Theologische Facultät quaevis jura competentia ausdrücklich bevor, verharre aber hierbey etc.

§. LXXII. Ich kan leicht vorher sehen, daß die meisten Leser,Unvermuthete Endschaft dieses wenn sie bis hieher kommen, nunmehr recht curiös und begierig werden möchten zu wissen, was dann nach diesen von mir eingegebenen Beantwortungen wo nicht von dem gesamten Ministerio und der Theologi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0165" n="159"/>
sen, und                      etliche von meinen Auditoribus gleichsam als Atheisten und Ketzer beschimpffet                      und verachtet.</p>
        <p>Ob nun wohl hiermit S. Chur-Fürstl. Durchlauchtigkeit gnädigsten<note place="right">Hertzliche Klage über der <hi rendition="#i">Theol.                              Facult</hi>ät falsche Beschuldigung.</note> Befehlig ich verhoffentlich                      ein unterthänigstes Gnügen geleistet, so achte ich doch vor nöthig, hierbey in                      unterthänigstem Gehorsam zu contestiren, daß die grausamen und unerhörten                      Anschuldigungen einer Theologischen Facultät zu Leipzig ich mir mit grosser                      Hertzens-Bekümmerniß zu Gemüthe ziehe, zumahlen da dieselbe 1) eine gantz                      offenbahre und ihrem character sehr übel anstehende calumnie zum Grund geleget:</p>
        <l>Ich gäbe mich in meinem Schreiben derer in D. P. programmate und quaestionibus                      rechtmäßig verworffener und gestraffter Unthaten / und wieder GOTT und unsere                      libros symbolicos lauffende Reden und Lehren selbst schuldig u. s. w.</l>
        <p>Da doch nicht nur mein Schreiben ausdrücklich weiset, daß ich D. P. Anzwackungen                      mich bloß deßhalben annehmen müssen, weil er in denen so genannten                      Erleuterungs-Puncten dieses für meine Meynung ausgegeben, sondern auch aus                      meiner ietzigen Erklährung, die meinen Schrifften und meinen Lehren gantz und                      gar gemäß ist, gnugsam erhellet, daß meine Lehren wieder GOTT und unsere libros                      symbolicos nicht lauffen, vielweniger für Unthaten zu achten. So habe ich                          auch<note place="right">Und offenbahren Mißbtauch des göttlichen                          Nahmens Ehre.</note> fast nicht ohne Thränen lesen können, daß die                      Theologische Facultät GOttes heiligen Nahmen und die heilige Theologie so                      schwerlich gemißbrauchet, und ihren Spott damit getrieben, wenn sie nicht allein                      vorgiebet, sie habe ihre denunciation Amts-Pflichts- und Gewissens halber                      gethan, sondern auch S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit bereden will, es werde,                      wenn S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit wieder mich inquirirte u. s. w. zu GOttes                      Ehre gereichen, und GOTT werde S. Churfürstl. Durchl. davor reichlich seegnen.                      Ich wünsche von Hertzen, daß sie GOTT bekehren, und ihnen diesen ärgerlichen                      Mißbrauch vergeben wolle, und wie im übrigen S. Churfürstl. Durchl. ich um                      nichts mehr, als die hohe Gnade, mir gemeines Recht wiederfahren zu lassen,                      unterthänigst anflehe, also behalte ich mir wieder die Theologische Facultät                      quaevis jura competentia ausdrücklich bevor, verharre aber hierbey etc.</p>
        <p>§. LXXII. Ich kan leicht vorher sehen, daß die meisten Leser,<note place="right">Unvermuthete Endschaft dieses</note> wenn sie bis                      hieher kommen, nunmehr recht curiös und begierig werden möchten zu wissen, was                      dann nach diesen von mir eingegebenen Beantwortungen wo nicht von dem gesamten                      Ministerio und der Theologi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0165] sen, und etliche von meinen Auditoribus gleichsam als Atheisten und Ketzer beschimpffet und verachtet. Ob nun wohl hiermit S. Chur-Fürstl. Durchlauchtigkeit gnädigsten Befehlig ich verhoffentlich ein unterthänigstes Gnügen geleistet, so achte ich doch vor nöthig, hierbey in unterthänigstem Gehorsam zu contestiren, daß die grausamen und unerhörten Anschuldigungen einer Theologischen Facultät zu Leipzig ich mir mit grosser Hertzens-Bekümmerniß zu Gemüthe ziehe, zumahlen da dieselbe 1) eine gantz offenbahre und ihrem character sehr übel anstehende calumnie zum Grund geleget: Hertzliche Klage über der Theol. Facultät falsche Beschuldigung. Ich gäbe mich in meinem Schreiben derer in D. P. programmate und quaestionibus rechtmäßig verworffener und gestraffter Unthaten / und wieder GOTT und unsere libros symbolicos lauffende Reden und Lehren selbst schuldig u. s. w. Da doch nicht nur mein Schreiben ausdrücklich weiset, daß ich D. P. Anzwackungen mich bloß deßhalben annehmen müssen, weil er in denen so genannten Erleuterungs-Puncten dieses für meine Meynung ausgegeben, sondern auch aus meiner ietzigen Erklährung, die meinen Schrifften und meinen Lehren gantz und gar gemäß ist, gnugsam erhellet, daß meine Lehren wieder GOTT und unsere libros symbolicos nicht lauffen, vielweniger für Unthaten zu achten. So habe ich auch fast nicht ohne Thränen lesen können, daß die Theologische Facultät GOttes heiligen Nahmen und die heilige Theologie so schwerlich gemißbrauchet, und ihren Spott damit getrieben, wenn sie nicht allein vorgiebet, sie habe ihre denunciation Amts-Pflichts- und Gewissens halber gethan, sondern auch S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit bereden will, es werde, wenn S. Churfürstl. Durchlauchtigkeit wieder mich inquirirte u. s. w. zu GOttes Ehre gereichen, und GOTT werde S. Churfürstl. Durchl. davor reichlich seegnen. Ich wünsche von Hertzen, daß sie GOTT bekehren, und ihnen diesen ärgerlichen Mißbrauch vergeben wolle, und wie im übrigen S. Churfürstl. Durchl. ich um nichts mehr, als die hohe Gnade, mir gemeines Recht wiederfahren zu lassen, unterthänigst anflehe, also behalte ich mir wieder die Theologische Facultät quaevis jura competentia ausdrücklich bevor, verharre aber hierbey etc. Und offenbahren Mißbtauch des göttlichen Nahmens Ehre. §. LXXII. Ich kan leicht vorher sehen, daß die meisten Leser, wenn sie bis hieher kommen, nunmehr recht curiös und begierig werden möchten zu wissen, was dann nach diesen von mir eingegebenen Beantwortungen wo nicht von dem gesamten Ministerio und der Theologi- Unvermuthete Endschaft dieses

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/165
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/165>, abgerufen am 22.11.2024.