Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.ter D. Thomasius nicht allein biß anhero auf die ihm zugeschickten puncta noch nicht geantwortet, sondern auch zum höchsten Aergerniß der Jugend heute eine schedulam (deren Abschrifft mit beygefüget ist) angeschlagen, da er in eben der Stunde, in welcher ich mein Collegium würcklich halte, sich eigenthätig zu rächen und mich zu beschimpffen suchet. Gelanget demnach an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes demüthigstes Bitten, sie wollen mich wieder diesen unruhigen Menschen in ihren kräfftigen Schutz nehmen, und ihm in seinen schädlichen Beginnen, welches zu Verwirrung der Academie und grossen Aergernüß unserer Kirchen ausschlagen wird, nachdrücklichen Einhalt thun, wofür unter stets andächtigen Gebethe für Dero ungekränckte Chur-Fürstl. Wohlfarth ich ersterben werde &c. §. XLVI. Ich aber fieng nichts desto weniger den 10. Junii, Exordium der lectionum de differentiis iusti & decori.welches damahls der Montag nach den andern Sonntag nach Trinitatis war, meine lectiones praeliminares collegii über die Jurisprudentiam divinam in GOttes Nahmen an, bekam auch ohnerachtet Herr D. Pf. meinen Zettul vom schwartzen Brette hatte abreissen lassen einen ziemlichen numerum Auditorum. Ob nun wohl es sich nicht schicken wird, wenn ich den gesamten Inhalt dieser meiner lectionum beydrucken lassen wolte, so will doch zu desto besserer Beurtheilung meines und meiner Adversariorum bißher erzehlten und folgends zu meldenden thun und lassens vonnöthen seyn, daß ich die vornehmsten Umstände hierbeysetze, wie ich sie in meinem damahligen concept finde. Der Anfang ware in ein paar lectionen folgenden summarischen Inhalts: daß der Apostel Johannes in der gestrigen Sonntags-Epistel 1. Joh. 3. vers. 13. nicht ohne Ursach meldete: Verwundert euch nicht, meine Brüder, ob euch die Welt hasset, indem er selbst alsbald die Ursache deutlich genug ausdrücke, daß solches darum geschähe, weil sie aus wahrer Gottesfurcht die Brüder liebten. Man müste aber in diesen Spruch des Apostels durch die Welt nicht etwa alleine das gemeine Volck und den geringen Pöbel verstehen, sondern auch die Vornehmen und Vorsteher des gemeinen Volcks, wenn diese sich einer ungeziemenden Autorität anmasseten und über das Volck herrschen wolten, indem das Exempel unsers Heylandes es deutlich genug bezeigete. Denn da er jederman gutes gethan, hätten es die Schrifftgelehrten und Pharisäer nicht vertragen können, und hätten das Volck, da sie keine vernünfftige Ursache ihres Hasses vorbringen können, bloß auf ihre Autorität verwiesen und gesprochen: Glaubet auch ein Pharisäer an ihn? Ja als der HErr ter D. Thomasius nicht allein biß anhero auf die ihm zugeschickten puncta noch nicht geantwortet, sondern auch zum höchsten Aergerniß der Jugend heute eine schedulam (deren Abschrifft mit beygefüget ist) angeschlagen, da er in eben der Stunde, in welcher ich mein Collegium würcklich halte, sich eigenthätig zu rächen und mich zu beschimpffen suchet. Gelanget demnach an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes demüthigstes Bitten, sie wollen mich wieder diesen unruhigen Menschen in ihren kräfftigen Schutz nehmen, und ihm in seinen schädlichen Beginnen, welches zu Verwirrung der Academie und grossen Aergernüß unserer Kirchen ausschlagen wird, nachdrücklichen Einhalt thun, wofür unter stets andächtigen Gebethe für Dero ungekränckte Chur-Fürstl. Wohlfarth ich ersterben werde &c. §. XLVI. Ich aber fieng nichts desto weniger den 10. Junii, Exordium der lectionum de differentiis iusti & decori.welches damahls der Montag nach den andern Sonntag nach Trinitatis war, meine lectiones praeliminares collegii über die Jurisprudentiam divinam in GOttes Nahmen an, bekam auch ohnerachtet Herr D. Pf. meinen Zettul vom schwartzen Brette hatte abreissen lassen einen ziemlichen numerum Auditorum. Ob nun wohl es sich nicht schicken wird, wenn ich den gesamten Inhalt dieser meiner lectionum beydrucken lassen wolte, so will doch zu desto besserer Beurtheilung meines und meiner Adversariorum bißher erzehlten und folgends zu meldenden thun und lassens vonnöthen seyn, daß ich die vornehmsten Umstände hierbeysetze, wie ich sie in meinem damahligen concept finde. Der Anfang ware in ein paar lectionen folgenden summarischen Inhalts: daß der Apostel Johannes in der gestrigen Sonntags-Epistel 1. Joh. 3. vers. 13. nicht ohne Ursach meldete: Verwundert euch nicht, meine Brüder, ob euch die Welt hasset, indem er selbst alsbald die Ursache deutlich genug ausdrücke, daß solches darum geschähe, weil sie aus wahrer Gottesfurcht die Brüder liebten. Man müste aber in diesen Spruch des Apostels durch die Welt nicht etwa alleine das gemeine Volck und den geringen Pöbel verstehen, sondern auch die Vornehmen und Vorsteher des gemeinen Volcks, wenn diese sich einer ungeziemenden Autorität anmasseten und über das Volck herrschen wolten, indem das Exempel unsers Heylandes es deutlich genug bezeigete. Denn da er jederman gutes gethan, hätten es die Schrifftgelehrten und Pharisäer nicht vertragen können, und hätten das Volck, da sie keine vernünfftige Ursache ihres Hasses vorbringen können, bloß auf ihre Autorität verwiesen und gesprochen: Glaubet auch ein Pharisäer an ihn? Ja als der HErr <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0110" n="104"/> ter D. Thomasius nicht allein biß anhero auf die ihm zugeschickten puncta noch nicht geantwortet, sondern auch zum höchsten Aergerniß der Jugend heute eine schedulam (deren Abschrifft mit beygefüget ist) angeschlagen, da er in eben der Stunde, in welcher ich mein Collegium würcklich halte, sich eigenthätig zu rächen und mich zu beschimpffen suchet. Gelanget demnach an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes demüthigstes Bitten, sie wollen mich wieder diesen unruhigen Menschen in ihren kräfftigen Schutz nehmen, und ihm in seinen schädlichen Beginnen, welches zu Verwirrung der Academie und grossen Aergernüß unserer Kirchen ausschlagen wird, nachdrücklichen Einhalt thun, wofür unter stets andächtigen Gebethe für Dero ungekränckte Chur-Fürstl. Wohlfarth ich ersterben werde &c.</p> <p>§. XLVI. Ich aber fieng nichts desto weniger den 10. 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Joh. 3. vers. 13. nicht ohne Ursach meldete: Verwundert euch nicht, meine Brüder, ob euch die Welt hasset, indem er selbst alsbald die Ursache deutlich genug ausdrücke, daß solches darum geschähe, weil sie aus wahrer Gottesfurcht die Brüder liebten. Man müste aber in diesen Spruch des Apostels durch die Welt nicht etwa alleine das gemeine Volck und den geringen Pöbel verstehen, sondern auch die Vornehmen und Vorsteher des gemeinen Volcks, wenn diese sich einer ungeziemenden Autorität anmasseten und über das Volck herrschen wolten, indem das Exempel unsers Heylandes es deutlich genug bezeigete. Denn da er jederman gutes gethan, hätten es die Schrifftgelehrten und Pharisäer nicht vertragen können, und hätten das Volck, da sie keine vernünfftige Ursache ihres Hasses vorbringen können, bloß auf ihre Autorität verwiesen und gesprochen: Glaubet auch ein Pharisäer an ihn? Ja als der HErr </p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0110]
ter D. Thomasius nicht allein biß anhero auf die ihm zugeschickten puncta noch nicht geantwortet, sondern auch zum höchsten Aergerniß der Jugend heute eine schedulam (deren Abschrifft mit beygefüget ist) angeschlagen, da er in eben der Stunde, in welcher ich mein Collegium würcklich halte, sich eigenthätig zu rächen und mich zu beschimpffen suchet. Gelanget demnach an Ew. Churfürstl. Durchlauchtigkeit mein unterthänigstes demüthigstes Bitten, sie wollen mich wieder diesen unruhigen Menschen in ihren kräfftigen Schutz nehmen, und ihm in seinen schädlichen Beginnen, welches zu Verwirrung der Academie und grossen Aergernüß unserer Kirchen ausschlagen wird, nachdrücklichen Einhalt thun, wofür unter stets andächtigen Gebethe für Dero ungekränckte Chur-Fürstl. Wohlfarth ich ersterben werde &c.
§. XLVI. Ich aber fieng nichts desto weniger den 10. Junii, welches damahls der Montag nach den andern Sonntag nach Trinitatis war, meine lectiones praeliminares collegii über die Jurisprudentiam divinam in GOttes Nahmen an, bekam auch ohnerachtet Herr D. Pf. meinen Zettul vom schwartzen Brette hatte abreissen lassen einen ziemlichen numerum Auditorum. Ob nun wohl es sich nicht schicken wird, wenn ich den gesamten Inhalt dieser meiner lectionum beydrucken lassen wolte, so will doch zu desto besserer Beurtheilung meines und meiner Adversariorum bißher erzehlten und folgends zu meldenden thun und lassens vonnöthen seyn, daß ich die vornehmsten Umstände hierbeysetze, wie ich sie in meinem damahligen concept finde. Der Anfang ware in ein paar lectionen folgenden summarischen Inhalts: daß der Apostel Johannes in der gestrigen Sonntags-Epistel 1. Joh. 3. vers. 13. nicht ohne Ursach meldete: Verwundert euch nicht, meine Brüder, ob euch die Welt hasset, indem er selbst alsbald die Ursache deutlich genug ausdrücke, daß solches darum geschähe, weil sie aus wahrer Gottesfurcht die Brüder liebten. Man müste aber in diesen Spruch des Apostels durch die Welt nicht etwa alleine das gemeine Volck und den geringen Pöbel verstehen, sondern auch die Vornehmen und Vorsteher des gemeinen Volcks, wenn diese sich einer ungeziemenden Autorität anmasseten und über das Volck herrschen wolten, indem das Exempel unsers Heylandes es deutlich genug bezeigete. Denn da er jederman gutes gethan, hätten es die Schrifftgelehrten und Pharisäer nicht vertragen können, und hätten das Volck, da sie keine vernünfftige Ursache ihres Hasses vorbringen können, bloß auf ihre Autorität verwiesen und gesprochen: Glaubet auch ein Pharisäer an ihn? Ja als der HErr
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/110>, abgerufen am 17.02.2025. |